Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ultimo

Ultimo

Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
Vom Netzwerk:
den Bund der Bluejeans und setzt sich. „Hat jemand nach mir gefragt?“
    „Der Neue“, erwidertForstinger. „Du sollst in sein Büro kommen. Bei dem Ton, den er anschlägt, muss das ein ziemlich arrogantes Arschloch sein.“
    „Von mir aus. Jedenfalls trinken wir erst einmal eine Tasse Kaffee. Soviel Zeit muss sein.“
    „Und dein Magen?“
    „Ist mir egal.“
    Eine Viertelstunde später klopft Zoff an Korners Kanzleitür.
    „Herein!“
    „Guten Morgen.“
    „Ach, Herr Zoff. Auch schon am Arbeitsplatz?“, höhnt der Mann hinterm Schreibtisch. „Das ist aber schön. Bonhoff.“
    „Wie?“
    „Mein Name ist Bonhoff. Oberst Bonhoff.“
    „Aha.“ Zoff schätztdas Alter des auffallend dürren rotblonden Kotzbrockens ihm gegenüber auf annähernd 50.
    „Was heißt bei Ihnen aha? “
    „Nichts Besonderes. Ich hätte genauso gut Na so was sagen können. Was tun Sie hier?“
    „Wie bitte?“
    „Was Sie in Brigadier Korners Büro tun, will ich wissen. Korner ist der Chef hier.“
    „Gewesen. Seit heute bin ich Ihr Vorgesetzter. Was dagegen?“
    „Wie sollte ich? Sie wollten mich sprechen?“
    „So ist es. Aber zunächst einmal zu Ihrer Verspätung. Ich schätze Pünktlichkeit. Sie schreiben mir eine Stellungnahme, verstanden?“
    „Korner hat mir eine Stunde Zeitausgleich genehmigt“, lügt Zoff ungerührt. „Somit beginnt mein Dienst heute um neun. Wieso sollte ich mich da jetzt besonders rechtfertigen? Sonst noch etwas?“
    Bonhoff schluckt. „Ja. Ich will einen Bericht über die Sache Brecht. Und schreiben Sie sich eines ganz dick hinter die Ohren: Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis verlassen Sie dieses Haus ab sofort erst nach Dienstende, verstanden?“
    Nickend mustert Zoff den blassen Oberst in dunkelbraunen Hosen, weißem Hemd mit Krawatte und hellbraunem Tweedsakko. Sein Blick fälltauch auf die gezackte Narbe auf derder rechten Wange seines Gesprächspartners und er grinst.
    „Teutonia?“Provokantdeutet Zoff auf die Narbe.
    „So ist es. Gut erkannt. Haben Sie Bezüge zu unseren schlagenden Studentenverbindungen?“
    „Sehe ich so aus?“
    „Eine unüberlegte Antwort, Herr Kollege. Sie scheinen ein Problem mit Autoritäten zu haben. Wissen Sie was? Sie bekommen von mir eine Ihrer Ausbildung adäquate Schreibarbeit zugeteilt. Täglich. Akten, die Sie ganz allein in meinem Auftrag erledigen. Pünktlich und fehlerlos.“
    „Ihr Vertrauen ehrt mich“, entgegnet Zoff gelassen. „Aber leider bin ich bloß Kriminalist und keine gelernte Schreibkraft. Von wegen Rechtschreibung, Schnelligkeit, Sauberkeit der Arbeit und so dürfen Sie sich nicht allzu viel von mir erwarten. Also ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir zwei besonders harmonieren werden.“
    „Das ist auch nicht notwendig. Sie werden meine Weisungen exakt befolgen. Das verlange ich übrigens von allen hier. Beim kleinsten Fehler setzt es ein Disziplinarverfahren.Verstanden?“
    Ein Schmerz im Magen. Kurz und heiß. Mühsam ringt sich Zoff ein Grinsen ab. „Aber natürlich“, feixt er, „ich bin ja nicht taub.“ Ein kurzes Nicken noch, dann geht er.
    Nachdenklich kehrt Zoffin sein Büro zurück, wo Martin Forstinger gerade die Videoaufnahmen der Zollfahndung sichtet.
    „Na?“, empfängt ihn der Chefinspektor mit verkrampftem Lächeln.
    „Das mit dem Arschloch war nicht übertrieben“, bestätigt Zoff wortkarg und setzt sich.
    „Du bist plötzlich so blass. Ist dir übel?“
    „Es geht schon wieder“, versichert Zoff, wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn, nimmt die Brille ab und reinigt sie.
    Er soll hier bloß nicht den tapferen Cowboy spielen, meint sein Kollege, kommt hinter seinem Schreibtisch hervor und nötigtZoff dazu, auf der Stelle eine Magentablette zu schlucken. Er besorgt auch Tee aus der Kantine, und nach ein paar Minuten zieht sich der Schmerz in Zoffs Eingeweiden auch tatsächlich wieder zurück. Bloß der Brechreiz bleibt.
    An Tagen wie diesen ist Ablenkung gefragt. Erst liest Zoff eine Tageszeitung, danach arbeitet er am Observationsbericht Brecht. Als er damit fertig ist, fallen ihm Nina und Marlene ein, eheihmwieder dieser Schnösel Bonhoff, der Innenminister und die ganze Geschichte rund um seine Strafversetzung nach Wien in den Sinn kommen. Seit 15 Jahrenarbeitet er im Morddezernat und hat noch jeden Fall geklärt. WürdenLeute wie er sich nicht tagtäglich für ihren Job den Arsch aufreißen, könnten die den Laden zusperren. So schaut es aus! Zoff ist gegen Gewalt, aber

Weitere Kostenlose Bücher