Ultimo
dass sie keine finanziellen Sorgen hat“, meint Bettina Wagner ruhig und macht die Beine breit. „Und setze durch, dass ich befördert werde. Tust du das?“
„Aber ja doch. Ja. Du kriegst es. Du kriegst alles. Alles, was du willst“, verspricht er.
„Na, dann ist ja alles gut, mein Schatz“, flüstert sie zufrieden, schließt die Augen und seufzt tief auf, als er heftig in sie eindringt.
***
Samstag, 22. Oktober.
Nebel im gesamten Murtal und in der Obersteiermark. Zoff, Nina und Julia fahren schon kurz nach sechs nach Leoben und auf der Eisenbundesstraße bis auf den Präbichl. Auf der Passhöhe lassen sie das Auto neben der Fahrbahn zurück und wandern nordwärts auf den Eisenerzer Reichenstein, dessen Gipfel sie gegen Mittag bei Kälte und auffrischendem Wind erreichen.
Danachessen sie in der Schutzhütte und steigen über den Normalweg wieder ab. Gegen 19 Uhr sitzen sie bereits in einem Grazer Kino. Später trifft sich Julia mit ihrem Freund, während sich Zoff und Nina in eine nette Bar zurückziehen und erst gegen zweiUhr früh mit dem Taxi nach Hause fahren. Im Bett schläft Nina auf der Stelle ein. Zoff dagegen braucht noch eine gute Stunde, bis auch er endlich wegdämmert.
Der Sonntag ist kalt und windig. Als Zoff gegen halb zehn erwacht, holt er seine schwarzen Jeans und den schwarzen Rollkragenpulli aus dem Kleiderschrank, zieht sich an und trinkt mit Nina erst einmal eine Tasse Tee, ehe er Julia weckt. Sie essen eine Kleinigkeit und machen sich für die Fahrt nach Bruck und Leoben zurecht. Zoff sucht gerade seine Autoschlüssel, als ihn Korners Anruf erreicht.
„Hallo Zoff. Wie geht es Ihnen?“
„Bestens. Was gibt es?“
„Nichts wirklich Tolles. Ich werde versetzt. Ab morgen bin ich für die österreichische Zweigstelle von Interpol im Ministerium verantwortlich. Das Büro ist in der Herrengasse. Wir werden uns also nicht mehr sehen.“
Das bedaure er sehr, sagt Zoff.
Korner nimmt es sportlich. Eine vorübergehende Eindellung seiner beruflichen Laufbahn, in der es bisher stets bergauf gegangen war. Die Klärung der Korruptionsfälle Brecht und Neumeier sowie derRauschgiftaufgriff an der Grenze seien großartige Erfolge.Er bedanke sich.
Den Mord an Brecht hätte er auch gern geklärt, meint Zoff.
Da könne er ihm zwar keine Hoffnungen machen, erwidert Korner, aber er werde mit seinem Nachfolger reden. Zoff müsse vorerst einmal zurück nach Wien. Forstingerwisse schon Bescheid.
„Und wie läuft das im Detail?“
„Sie melden sich morgen früh persönlich bei meinem Nachfolger.Kopf hoch und alles Gute.“
„Das wünscheich Ihnen auch“, meint Zoff verbittert und legt auf.
„Unannehmlichkeiten?“, fragt Nina.
Zoff sagt ihr, was anliegt. Sie verzichtet auf einen Kommentarund küsst ihn.
Das Mittagessen bei den Schwiegereltern verläuft harmonisch. Es gibt Rehrücken mit Rotkraut und Knödeln und dazu einen steirischen Weißwein. Später trinken sie einen portugiesischen Roten und unterhalten sich über Literatur und Musik, ehe Nina zum Aufbruch mahnt.
Kurz nach 15 Uhr sitzen sie bei Zoffs Vater in Leoben bei Kaffee und Kuchen und unterhalten sich über allerlei Belanglosigkeiten. Dann ziehen sich die beiden Männer mit einer Flasche Cognac ins Wohnzimmer zurück, während Nina und Julia in der Küche das Geschirr wegräumen.
Zoffs Vater siehtmitgenommen aus.
Es gehe ihm auch nicht so besonders, gestehtder 71-jährige ehemalige Kriminalbeamte, streicht sich den grauen Pullover glatt, den er zu ausgewaschenen Bluejeans trägt, fährt sich durchs weiße Haar und nippt nachdenklich an seinem Glas. Probleme mit dem Blutdruck.
„Das kommt vom Wetter“, ruft Nina durch die offene Küchentür. „Mich nimmt das auch gehörig mit. Ich habeKopfschmerzen.“
Zoff steht auf und schließt die Tür. „Ich habe da etwas, das du dir ansehen sollst“, sagt er. Sorgsam nimmt er ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche, glättet es und legt den Zettel auf den Tisch.
„Was ist das denn für eine Notiz?“, erkundigt sich Zoff Senior mit mäßigem Interesseund setzt umständlich seine Lesebrille auf.
Die Kopie eines Textes, erklärt sein Sohn. Das Zeug stehe mit einem Mordfall in Verbindung.
„Es geht also um etwas Dienstliches?“Sofort ist sein Vaterhellwach und greift begierig nach dem Papier. „ Es ist ungewiss, wo uns der Tod erwartet. Erwarten wir ihn überall “, deklamiert der schmächtige Pensionist laut, schüttelt den Kopf, lehnt sich nachdenklich zurück
Weitere Kostenlose Bücher