Ultimo
er hätte gute Lust, ins Ministerium zu gehen und Pechstein und dem Generaldirektor eine zu knallen.Aber wie sagt sein Freund Bruno Polli? Er soll sich nicht so aufregen. Und wie geht das? Schreiben, überlegt er. Das entspannt vielleicht.
„ Manchmal ist mir so, als hätten wir gesiegt “, notiert er auf einen kleinen Schreibblock und murmelt den Text dabei vor sich hin. „ Keine Kriege mehr und keine Lügen, keine Mauern mehr und keine Feinde. Manchmal ist mir so, als hätte ich statt eines Felsens doch ein Herz in meiner Brust. Manchmal streift sogar mich noch ein Anflug von Erbarmen .“ Die letzte Zeile fehlt noch. Zoff grübelt eine Weile, ehe ihm ein passender Schluss einfällt. „ Manchmal ist mir so, als gäbe es uns wirklich “, vollendet er den kurzen Text.
Ein Blick auf die Armbanduhr reißt ihn aus den Gedanken. 16 Uhr. Dienstschluss.
Forstinger schlägt vor, einem nahe gelegenen Wirtshaus einen Besuch abzustatten.
Zoff nickt begeistert.
Saufen. Genau danach ist ihm jetzt zumute.
***
Zwei Stunden später.
In Salzburg betritt Bundesparteisekretär Paul Freiher das Büro seines Parteichefs. Der empfängt ihn in allerbester Stimmung. Gerade habeer mit dem Kanzler telefoniert und ihm Koalitionstreue geschworen, erzählt er. Nun werde sich der Regierungschef erst einmal in Sicherheit wiegen. Vor lauter Freude habe der ihm sogar zugesagt, dass ein steirischer Spitzenkriminalist den Mord an Benno klärt. Zoff. Ein guter Mann.
„Freut mich“, murmeltFreiher zerstreut. „Holger Fehringer ist verstorben.“
„Der Kommerzialrat? Mein Gott. Ein Gastwirt. Unheimlich beliebt. Ist Susi noch da?“
„Anscheinend nicht. Jedenfalls habe ich im Vorzimmer niemanden mehr gesehen.“
„Dann diktiere ich das Kondolenzschreiben eben erst morgen. Wann ist denn das Begräbnis?“
„Donnerstag, 14 Uhr, am Friedhof in Bischofshofen. Wem gibst du Fehringers Nationalratsmandat?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich wäre es klug, es wieder einem Gastwirt oder Hotelier zu überlassen.“
„Das wird deiner verliebten Vorzimmertussi aber gar nicht gefallen. Die rechnet fix damit, diesmal zum Zug zu kommen.“
„Daraus wird nichts. Susi hatte was mit dir. So etwas mag ich nicht. Außerdem sitzen für meinen Geschmack sowieso schonviel zu viele Weiber im Parlament. Lassen wir es dabei.“
„Da habe ich nichts dagegen, aber du hast es ihr fix zugesagt, als sie das erste Mal mit dir ins Bett gestiegen ist. Aus einer Laune heraus. Ach Gott. Wie lange warendeine letzten beiden Sekretärinnen bei uns?“
„Eva ging nach zwei Jahren. Marlies nach sieben Monaten. Als werdende Mutter. Ich habe ihr eine Wohnung gekauft und zahle für das Kind.Heimlich, natürlich.“
„Wenn du Susi das Mandat nicht gibst, wird sie wohl kündigen. Wir brauchen sie aber noch. Zumindest während der nächsten Wochen. So lange, bis unsere neue Partei organisatorisch stabil ist.“
„Na, dann vertröste ich sie halt. Ich verspreche ihr das übernächste frei werdende Mandat. Das bringt einen gewissen Zeitgewinn, und inzwischen baue ich mir ihre Nachfolgerin auf. Die kleine Rothaarige aus der Budgetabteilung schaut ziemlich heiß aus. Die nimmt Susis Job mit Kusshand, undich will sowieso wieder mehr Abwechslung beim Sex.“
„Phänomenal. Wieso lieben dich die Frauen so, Hannes? Warum fressen die dir aus der Hand?“
„Alles eine Frage der Ausstrahlung, Paul. Die wittern, wie gut ich im Bett bin. Weiber haben das Gehirn zwischen den Beinen. Ich hingegen bin ein ausgesprochener Kopfmensch, verstehst du?“
„Das mag schon stimmen, aber nicht, was Betty betrifft. Deine Augen leuchten, wenn du von ihr sprichst. Außerdem hast du mir kategorisch untersagt, sie anzubaggern.“
„Aus taktischen Gründen. Immerhin ist sie stellvertretende Landeskriminaldirektorin. Das macht sie wertvoll. Für uns alle. Außerdem mag ich sie wirklich. Also lass sie in Frieden, hörst du?“
„Du kommst doch zu meiner Geburtstagsfeier?“
„Ja, aber erst so gegen Mitternacht.“
Zehn Meter hinter ihnen lauscht Susanne Vogt an der angelehnten Pforte. Kurz danach hastet sie am Portier des Rathauses vorbei ins Freie. Entsetzt. Verstört.
Mit leichenblassem Gesicht taumelt sie die Straße hinunter, und als sie eine Viertelstunde später am Salzachufer in den Bus steigt und sich in die letzte Reihe setzt, rinnen ihr die Tränen über die Wangen, und sie beginnt, völlig unkontrolliert zu zittern.
***
Ein ruhiger Dienstagvormittag.
In Wien sichtet
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