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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Versteck.
    Sie mussten sich beide mehrmals laut räuspern, bis der Wachmann sie bemerkte.
    »Halt! Stehen bleiben!«, rief er und nahm Haltung an, wobei ihm der Helm auf dem Kopf verrutschte. Er richtete die Spitze seiner Waffe gegen sie und sah die beiden Jungen misstrauisch an.
    Dagobert verlor keine Zeit. Er hielt dem Mann eine der fünf Goldmünzen hin und sagte: »Bitte, Herr Soldat! Unser Vater ist gefangen genommen worden und wir möchten ihn gern besuchen.«
    Die Hellebardenspitze zeigte jetzt nicht mehr auf Dagoberts Brust, sondern auf die Münze. Der Soldat schien angestrengt über das Ansuchen nachzudenken. Schließlich traf er eine Entscheidung. »Aber sicher, Kleiner «, sagte er mit etwas freundlicherer Stimme.
    Er streckte eine Hand aus. Dagobert legte die Münze hinein und die Finger des Soldaten schlossen sich sofort darum.
    Der Mann lächelte. Dann öffnete er die Gittertür, durch die man ins Gefängnis gelangte. Fackeln erhellten das Gewölbe.
    »Kennt ihr den Weg?«, fragte er.
    »Natürlich«, antwortete Dagobert. In diesem Moment stolperte er und stieß gegen den Mann. Er murmelte ein »Entschuldigung« und ging weiter.
    »Macht nichts, Kleiner. Und grüß deinen Vater von mir.«
    »Gerne, das werde ich tun«, antwortete Dagobert.
    Nachdem sie einige Schritte gegangen waren, zeigte er Jason, dass er wieder alle fünf Münzen besaß.
    Genauso machte er es bei jedem Soldaten, dem sie in dem komplexen Gefüge von Räumen und Gängen begegneten: Er bestach sie alle und nahm ihnen anschließend die Münzen sofort wieder ab. Auf diese Weise überwanden sie Gräben, Tunnel, in denen laute Klageschreie widerhallten, verlassene Säle und düstere Innenhöfe. Schließlich sahen sie die Zellen, in denen die zuletzt Festgenommenen untergebracht waren.
    Sie wechselten einen besorgten Blick: Um dorthin zu gelangen, mussten sie über eine niedrige Brücke, die über einen Wassergraben voller Karpfen führte. Links davon war die Wachstube, aus der raues Gelächter drang. Jason und Dagobert klopften gegen die offene Tür. Drinnen saßen zwei Soldaten bei einem Würfelspiel. Als sie merkten, dass sie beobachtet wurden, sprangen sie auf und sahen sich suchend nach ihren Schwertern um.
    »Wer seid ihr?«, fragte einer der beiden. Er trug einen spitz zulaufenden Bart.
    Dagobert und Jason zeigten ihnen ihre Münzen. Inzwischen waren sie ein eingespieltes Team.
    »Wir wollen unser Schwesterchen besuchen«, erklärte Dagobert.
    »Schwesterchen?«, fragte der Soldat und zog sich sein Kettenhemd zurecht.
    »Sie ist in meinem Alter«, sagte Jason. »Und sieht mir ziemlich ähnlich. Wir wissen, dass sie heute Abend festgenommen wurde, und wir wollten nachschauen, wie es ihr geht.« Er warf die Münze in seiner Hand in die Höhe.
    Die Soldaten sahen einander kurz an. Einer der beiden ging zu einer Truhe, öffnete sie und holte Julias Jeans und ihr T-Shirt hervor. Jasons Herz krampfte sich zusammen.
    »Hatte sie das hier an?«, fragte der Mann.
    »Ja«, antwortete Jason leise.
    Der Soldat nickte und bestätigte, dass sich das Mädchen in ihrem Gewahrsam befand. »Es ist allerdings so … Die Vorschriften verbieten jeglichen Besuch.«
    »Bitte«, schaltete Dagobert sich ein. »Wir wollen sie ja nur ganz kurz sehen, um sicher zu sein, dass sie wohlauf ist.«
    Zur ersten Münze kam eine zweite hinzu.
    »Aber natürlich!«, rief einer der Soldaten. Er gab seinem Kollegen einen Wink, der daraufhin von einem Nagel an der Wand einen eisernen Ring nahm, an dem Unmengen von Schlüsseln hingen. »Bring die Jungen zur Zelle Nummer eins.« Er hielt Jason die Hand hin.
    Während sie dem Soldaten über die Brücke folgten, fragte sich Jason, wie wohl der nächste Schritt von Dagoberts Plan aussehen mochte. Dagobert wirkte nicht so, als mache er sich Sorgen.
    Der Soldat suchte nach dem richtigen Schlüssel und sperrte die Zelle auf. »Bitte sehr«, sagte er und machte eine einladende Handbewegung.
    In dem Moment kam eine Gestalt aus der Dunkelheit auf sie zugestürzt.
    »Soldaten«, brüllte Manfred und traf den Wachmann mit der Faust mitten ins Gesicht.
    Oblivias ehemaliger Chauffeur fing den bewusstlosen Soldaten auf, bevor dieser auf dem Boden aufschlagen konnte, und zog ihn mit der Schnelligkeit eines Raubtiers in die Zelle hinein.
    »Ihr habt euch aber beeilt«, sagte er. Dann erst sah er, wer ihm zu Hilfe gekommen war. »He, was macht ihr denn hier?«, fragte er verblüfft.
    Jason ignorierte Manfreds Frage und schaute sich um.

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