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Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition)

Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 8: Der Herr der Blitze (Staffel 2 Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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breitete sich ein seliges Lächeln aus. »Ach, Mama, du bist es.« Dann hielt sie sich mit einem Mal erschrocken die Hand vor den Mund. »Es tut mir furchtbar leid. Ich habe es nicht absichtlich getan. Ich wollte die Tür gar nicht öffnen, Mama«, sagte Iphigenie und bedeckte ihre Augen. »Ich weiß ja, was du gesagt hast. Ich hätte das nicht tun dürfen.« Sie schüttelte heftig den Kopf, sodass sich ihre Haare wie Spinnennetze über dem Kissen ausbreiteten. »Nein, ich habe wirklich mit niemandem darüber gesprochen. Mit niemandem! Das schwöre ich!« Julia wich einen Schritt zurück. Kalypsos Mutter machte ihr Angst. »Lies mir doch etwas vor«, wechselte Iphigenie plötzlich das Thema. Julia schüttelte den Kopf. »Bitte, Mama! Eine von Papas Geschichten.« Kalypsos Mutter deutete mit einer mageren Hand auf den Nachttisch.
    Julias Blick folgte der Bewegung.
    Dort lag ein kleines schwarzes Notizbuch. Sie hielt die Luft an.
    Es war das Buch von Morice Moreau.
    Julia ging darauf zu, doch da verzerrte sich das Gesicht von Kalypsos Mutter. »Du bist nicht meine Mama!«, schrie Iphigenie mit vor Schreck geweiteten Augen. »Wer bist du?«, keuchte sie, mühsam nach Luft ringend. »Hilfe! Hilfe!«
    Automatisch machte Julia einen Schritt nach vorn, ergriff das Buch und verließ fluchtartig das Haus.

Kapitel 17
Flucht aus Venedig
    Das Licht der Mittagssonne verlieh Venedig ein verzaubertes Aussehen. Die großen Palazzi glitzerten im flimmernden Licht der angestauten Hitze miteinander um die Wette.
    Eilig trieb Tommaso Ranieri Strambi Peter Dedalus’ mechanische Gondel mithilfe der Pedale immer weiter voran.
    Er hatte etwas entdeckt.
    Etwas sehr Wichtiges.
    Er war zur Ca’ degli Sgorbi zurückgekehrt und hatte sich die Fresken des französischen Malers noch einmal gründlich angesehen. Er wollte endlich begreifen, warum ihm dieses Haus solche Angst einjagte. Er hatte alle Fenster aufgerissen, um möglichst viel Licht hereinzulassen, und hatte sich unzähligen Tiergesichtern gegenübergesehen: Affe. Hase. Reh. Esel. Dachs. Pferd. Drache. Mammut. Wal. Katze. Löwe. Rabe.
    Und dann hatte er verstanden. Es waren genau die Tiere, die die Schlüssel der Türen zur Zeit schmückten. Mit Ausnahme des Raben.
    Das konnte kein Zufall sein.
    Es kam ihm vor, als versteckte sich in den Tierzeichnungen eine Nachricht, aber er war nicht in der Lage, sie zu entschlüsseln.
    Tommaso wünschte sich nichts mehr, als dass Anita bei ihm wäre, damit er ihr erzählen konnte, was er entdeckt hatte.
    Denn er hatte auch begriffen, warum sich die Brandstifter für diese Angelegenheit interessierten. Morice Moreau und Ulysses Moore hatten beide mit imaginären Orten zu tun: Der eine hatte sie gemalt, der andere hatte in ihnen gelebt.
    Tommaso hatte den Ordner von Anitas Mutter gefunden, in dem jedes Fresko sorgfältig mit Foto dokumentiert war. Er lag neben ihm in der Gondel. Jetzt plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Denn er hatte nicht nur Mrs Blooms Ordner an sich genommen, sondern auch sämtliche Tierbilder mit weißer Farbe übermalt. Er hatte ein Kunstwerk beschmiert und es dadurch vielleicht für alle Zeiten ruiniert.
    Die Sgorbi, die Ungeheuer.
    Die Tiere der Schlüssel.
    Die Gesichter, die in den Blättern und Luftwurzeln eines Baums gelauert und ihn beobachtet hatten. Aber es wäre zu gefährlich gewesen, sie so zurückzulassen, denn dann hätten die Brandstifter womöglich ihr Geheimnis entschlüsselt.
    Tommaso glitt in Peter Dedalus’ Gondel auf dem Wasser dahin, auf der Suche nach der Calle dell’Amor degli Amici. Einem imaginären Ort, der in Ulysses Moores Tagebüchern beschrieben wird. Doch wie sollte er ihn finden?
    Er ließ sich von der Strömung auf einen wenig befahrenen Kanal treiben und rief sich den Nachmittag in Erinnerung, an dem Anita und er den Übersetzer der Bücher von Ulysses Moore getroffen hatten. Sie hatten ihn gefragt, wie es ihm gelungen war, nach Kilmore Cove zu gelangen. Der Mann hatte Anita seine Uhr geschenkt und gesagt, sie würde ihr dabei nützlich sein.
    Ein Gegenstand aus dem Ort, an den man wollte …
    Tommaso befand sich an Bord von Peter Dedalus’ Gondel. Ferner hatte er die Maske und den Umhang des ersten aller Brandstifter dabei – des Grafen Cenere. Das würde wohl ausreichen.
    Außerdem hatte der Übersetzer einen Vers aufgesagt, der als Reiseführer diente.
    Ein Reiseführer!
    Das war das, was er nicht hatte. Tommaso besaß keinen Reiseführer. Oder konnte die Gondel ihn womöglich leiten?

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