Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden
Venedig?«
»Sie haben die Insel der Masken gesucht.«
»Eine Insel der Masken? Gibt es die denn wirklich?«
»Leider nicht«, antwortete Tommaso. »Aber die Beschreibung passt auf eine kleine Insel in der Lagune, auf der mal ein Kloster stand. Und zufällig ist dieses Kloster vor langer Zeit niedergebrannt. Genau wie das in dem Buch.«
»Aber das alles erklärt nicht, wie diese beiden Geschichten miteinander verbunden sind«, erwiderte Anita.
»Moreau und Moore benutzten dieselbe Schrift. Und sie waren beide Reisende«, warf ihr Freund ein.
»Traumreisende.«
»Zugegeben. Aber es gibt da etwas, das uns helfen könnte, mehr herauszufinden. Der Übersetzer, dem die Truhe geschickt wurde, berichtet, dass es ihm nach umfangreichen Recherchen gelang, Kilmore Cove zu finden. «
»Vielleicht hat er das ja nur behauptet.«
»Das dachte ich zuerst auch. Aber in den Büchern sind Fotos abgedruckt und außerdem werden viele Einzelheiten erwähnt.«
»Wir könnten versuchen, ihn anzurufen.«
»Wen? Ulysses Moore? Ich habe im Internet nachgesehen, aber keine Telefonnummer von ihm gefunden. Beziehungsweise hatte er vor fünfzig Jahren eine, aber die wurde inzwischen gelöscht.«
»Nein, ich meinte diesen Übersetzer.«
»Und was sollen wir ihm sagen?«
»Wir erzählen ihm von dem, was wir entdeckt haben. Vielleicht kann er uns helfen.«
Nachdenklich kratzte Tommaso sich am Kopf. »Ich fürchte, es wird nicht einfach sein, ihn zu finden.«
»Er wird doch wohl einen Namen haben, oder?«
Tommaso sah in dem Buch nach und zeigte Anita die entsprechende Seite. »Markus Renner. Das muss aber nicht sein richtiger Name sein.«
»Das überprüfen wir.« Anita schaltete den Computer ihres Freundes ein und suchte im Internet nach Markus Renner. »Ich glaube nicht, dass er ein Pseudonym verwendet «, murmelte sie vor sich hin. »Da haben wir doch schon was!«, rief sie nach einer Weile. Sie war auf der Internetseite eines Verlags und scrollte die Website herunter. »Hier ist sogar eine E-Mail-Adresse.«
Tommaso erschrak, als Anita diese anklickte und munter auf die Tasten einhämmerte. »Warte! Was hast du vor?«
»Fertig!« Anita klatschte in die Hände und drückte auf »Senden«.
»Was ist fertig?«
»Ich habe ihm geschrieben.«
Tommaso riss vor Schreck die Augen auf.
An diesem Nachmittag kam keine Antwort von Markus Renner zurück und auch nicht am darauffolgenden Morgen.
Während Anita und Tommaso am Nachmittag desselben Tages gemeinsam Hausaufgaben machten, hatten sie die Hoffnung schon aufgegeben, dass sich der Übersetzer bei ihnen zurückmelden würde.
Anita hatte ihm in der E-Mail in wenigen Worten von dem Tagebuch erzählt, das sie gefunden hatte und von der möglichen Parallele zu den Tagebüchern von Ulysses Moore.
Endlich, als Tommaso kurz vor dem Schlafgehen ein letztes Mal seine E-Mails kontrollierte, fand er eine Nachricht des Übersetzers.
»Das soll doch ein Scherz sein, oder?«, stand darin.
»Nein, es ist kein Scherz«, schrieb Tommaso mit klopfendem Herzen zurück.
Dann wartete er. Und wartete und wartete.
Als er schon dachte, er würde kein Antwort bekommen, schrieb der Übersetzer: »Bin zurzeit in Verona. Morgen habe ich einen Termin in Venedig. Können wir uns treffen und darüber reden?«
Tommaso war so angespannt, dass ihm seine Finger kaum gehorchten. Mit Mühe gelang es ihm, zwei Tasten zu drücken. »Ok.«
Anschließend rief er sofort Anita an.
Kapitel 6
Zwei Herren im Café
»Ich wette, es ist der mit der schwarzen Melone«, flüsterte Anita, als sie die Casa del Boia erreichten, das Haus des Henkers. Sie spähten um die Ecke. Vor ihnen lag der Campo Santa Margherita.
Tommaso verzog den Mund. »Glaubst du wirklich, dass er schon so alt ist?«
Verstohlen betrachtete Anita den Mann mit dem Spitzbart und dem schwarzen Hut, der an einem Tischchen des Cafés
Duchamp
saß. Es fiel ihr schwer, sein Alter zu schätzen. Ihr kamen alle Erwachsenen gleich alt vor. »Keine Ahnung.«
»Glaub mir, der ist nicht unser Mann. Oder siehst du irgendwo das Buch?«, fragte Tommaso. Er hatte mit Markus Renner vereinbart, dass sie als Erkennungszeichen ein Buch von Ulysses Moore dabeihaben würden.
Anita schüttelte den Kopf. »Weiß er, wie alt wir sind?«
»Nein.«
»Hoffentlich geht er nicht gleich wieder, wenn er uns sieht.«
»Wenn ich ihm gesagt hätte, wie alt wir sind, hätte er sich vielleicht gar nicht mit uns treffen wollen …« Tommaso wurde leiser. Dann plötzlich flüsterte
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