Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden
in beiden Rahmen Bilder gesehen! Glaubst du etwa, dass ich spinne?«
»Anita, nein, ich glaube nicht, dass du spinnst, aber …« Tommaso suchte in dem Buch nach den anderen Rahmen. »Aber du musst doch zugeben, dass …«
»Was muss ich zugeben?«
»Ach, egal.« Tommaso winkte ab.
Anita kreuzte die Arme über der Brust und schwieg wütend vor sich hin.
Tommaso blätterte weiter in dem Notizbuch herum. »Auf jeden Fall ist es sehr schön«, sagte er nach einer Weile.
Keine Antwort.
»Es sieht ein bisschen wie ein Reisetagebuch aus.«
Keine Antwort.
Eingehend studierte Tommaso die Widmung. Als er sich danach auch die Truhe und den darauf sitzenden Traumreisenden angeschaut hatte, meinte er: »Und hier ist die Truhe. Unglaublich! Genau wie ich es mir gedacht habe. Es passt alles zusammen.«
Anita warf ihm einen schiefen Blick zu. »Was passt zusammen?«
Tommasos Mundwinkel zuckten verräterisch. »Ach, nichts Besonderes. Es sind nur drei Dinge, die mir aufgefallen sind.«
Anita sah ihn immer noch beleidigt an und versuchte, ihre Neugier zu verbergen.
»Erstens die Adresse auf dem Umschlag. Zweitens die Schrift. Und drittens die Widmung. Weißt du, warum?«
»Nein, weiß ich nicht.«
»Weil sie mir bekannt vorkommen.«
Tommaso stand auf und ging zu den Regalen über seinem Bett. »Wo habe ich es nur hingestellt?«, murmelte er, während er die Buchreihen durchsah. Endlich fand er, was er gesucht hatte, und reichte es Anita. »Lies mal, wie der Autor heißt.«
»Ulysses Moore.«
»Genau. Ulysses Moore. Und der Umschlag ist an einen bestimmten Mister Moore adressiert.«
Anita besah sich das Buch von allen Seiten. Es trug den Titel
Die Tür zur Zeit.
»Das könnte Zufall sein.«
»Wart’s erst mal ab.« Tommaso zeigte ihr das Foto einer großen Truhe, das auf einer der ersten Seiten abgedruckt war. »Das ist der zweite Zufall: Der Übersetzer des Buches erzählt, dass er nach Cornwall geschickt wurde, um einen geheimnisvollen Schriftsteller kennenzulernen. Als er dort ankam, wurde ihm diese Truhe aufs Zimmer geschickt.«
»Und was war in der Truhe?«
»Tagebücher. Die Tagebücher eines gewissen Ulysses Moore. Sie waren alle in einer unverständlichen Schrift geschrieben. Und das ist der dritte Zufall …« Tommaso suchte in dem Buch herum, bis er Symbole fand, die denen von Morice Moreau verwendeten aufs Haar glichen.
»Irre!«, rief Anita, als sie die Zeichen wiedererkannte. »Aber wie ist das möglich?«
»Vielleicht ist Ulysses Moores Geschichte nicht völlig frei erfunden.«
»Worum geht es in dem Buch?«
»Um einen Ort, den man nicht finden kann.«
»Die Sterbende Stadt?«
»Nein. Es ist ein Örtchen, das Kilmore Cove heißt und irgendwo in Cornwall liegt. Eigentlich ist es eine ganz gewöhnliche kleine Stadt, wenn man einmal von den Türen zur Zeit absieht.«
»Was für Türen?«
»Es sind Türen, die sich nur mit besonderen Schlüsseln aufschließen lassen. Die Schlüssel sind mit Tierfiguren verziert. Wenn man eine von ihnen geöffnet hat, kann man durch sie an einen fernen Ort gelangen.«
»Das ist unmöglich!«
»Warum?«
»Solche Türen kann es gar nicht geben.«
»Ja, so wie es auch keine Bücher gibt, deren Zeichnungen wieder verschwinden.«
Anita biss sich auf die Lippen. »Und weiter?«
Tommaso zuckte mit den Schultern. »Der Rest ist schnell erzählt. Aus irgendeinem Grund schickt irgendjemand einem Zwillingspaar und dem Freund der beiden vier Schlüssel. Und zufällig passen diese vier Schlüssel zu einer dieser Türen zur Zeit. Oder besser gesagt: zu der Tür zur Zeit, der wichtigsten.«
Anita war jetzt ganz Ohr.
»Den dreien gelingt es schließlich, die Tür zu öffnen, aber erst, nachdem sie einige Nachrichten entschlüsselt haben, die in dieser seltsamen Schrift verfasst worden waren.«
»Wie haben sie das denn geschafft?«
»Das war gar nicht mal so schwer. In der Bibliothek ihres Hauses finden sie ein Buch mit dem Titel
Wörterbuch der vergessenen Sprachen.
Mit ihm können sie die Zeichen lesen.«
»Und als sie die Tür geöffnet haben?«
»Sie finden sich plötzlich an einem unbekannten Ort wieder, der im alten Ägypten liegt. An einem Ort, der auf keiner offiziellen Landkarte verzeichnet, der noch nie entdeckt worden ist.«
»So wie dieses Kilmore Cove.«
»Genau. Und das bleibt nicht ihre einzige Reise. Sie besuchen auch den Garten des Priesters Johannes, von dem Marco Polo berichtete. Und hier in Venedig sind sie auch gewesen.«
»In
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