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Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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einige Male. Dann drehte er sich ruckartig um und entfernte sich sehr rasch.
    »Ein seltsamer Kerl«, sagte Tommaso und sah ihm nach. »Wie kann man bloß an einem Tag wie diesem mit Mantel, Hut und Schirm herumlaufen?«
    Ein Kellner eilte herbei und wischte den nassen Tisch ab. »Soll ich euch etwas Neues bringen?«, erkundigte er sich.
    »Nein, vielen Dank«, antwortete Anita.
    Markus Renner kehrte zurück und warf einen Blick auf den Tisch. »Wo ist denn der Umschlag?«
    Tommaso zuckte zusammen.
    Erschrocken fuhr Anita in die Höhe. »Er war doch eben noch da. Er muss hinuntergefallen sein.« Sie bückte sich und suchte den Boden ab, konnte das Kuvert aber nirgends entdecken. »Er lag gerade noch hier, bevor der alte Herr …« Anita sah sich um. »Der Herr mit dem Schirm …«
    »Er hat ihn uns gestohlen!«, rief Tommaso. Er sprang sofort auf und rannte auf den Platz, dicht gefolgt von Anita.
    Markus Renner legte etwas Geld auf den Tisch und sagte zu dem verblüfften Kellner: »Ach ja, Kinder! Sie sind so unberechenbar!«

Kapitel 7
Verfolgungsjagd
    Tommaso lief schnell. Zum Glück kannte er sich in den Gassen gut aus, denn das hier war Venedig, seine Stadt. Er würde den Typen mit dem Schirm nicht einfach so davonkommen lassen.
    Anita war schon ein ganzes Stück hinter ihm zurückgefallen. Der Rucksack störte sie beim Laufen.
    Als sie nach ein paar Minuten in die Calle de San Pantalon einbogen, glaubte Tommaso, den Mann mit der schwarzen Melone links hinter einer Ecke verschwinden zu sehen.
    Er rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen einer gebogenen Brücke hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter.
    »’tschuldigung!«, rief er, als er eilig zwischen einem japanischen Pärchen hindurchschoss, das sich gerade fotografieren ließ.
    »’tschuldigung!«, rief auch Anita, die den zweiten Versuch der Gruppe zunichtemachte, ein romantisches Erinnerungsfoto zu schießen.
    Tommaso bog um zwei weitere Ecken und kam in eine Gasse, in der es verführerisch nach frischen Krapfen roch. Er stürzte vor der Bäckerei durch die Schlange der Wartenden hindurch und setzte die Verfolgungsjagd fort. Es gelang ihm, einen Blick auf den davonhastenden Melonenmann zu erhaschen, und weil er zu wissen meinte, wohin der Dieb wollte, bog Tommaso nach rechts ab, um ihm den Weg abzuschneiden.
    Doch als Anitas Freund beim Kanal anlangte, war der Mann mit der Melone nirgends zu sehen. Hatte er eine der Brücke überquert? Oder war er in die Gondel gestiegen, die soeben abgelegt hatte? Während Tommaso noch überlegte, was er jetzt tun sollte, holte Anita ihn ein. »Ich habe ihn verloren.«
    »Verflixt noch mal!«, keuchte Anita.
    Sie beschlossen kurzerhand, sich zu trennen. Tommaso lief über die Brücke und Anita in die Gasse zurück, aber all ihre Bemühungen, den Melonenmann zu finden, waren vergeblich. Als sie schließlich zum Ausgangspunkt zurückkehrten, wartete Markus Renner dort auf sie mit einer Tüte Krapfen in der Hand. Er schien erstaunlich gelassen.
    »Wissen Sie, wer der Mann war?«, fragte Anita ihn, die vom schnellen Laufen immer noch außer Atem war.
    »Keine Ahnung. Aber wer er auch war, er ist darauf reingefallen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    Anstatt sofort zu antworten, aß der Übersetzer seelenruhig seinen Krapfen auf, knüllte das fettige Papier zusammen und sah sich suchend nach einem Papierkorb um. Dann zog er eine Taschenuhr aus seiner Jacke und reichte sie Anita.
    Eine kleine Eule und das Monogramm P. D. schmückten ihr Zifferblatt. »Um nach Kilmore Cove zu gelangen «, sagte Markus Renner sehr leise, »braucht ihr die hier.«
    Der Mann mit der schwarzen Melone ließ sich von dem Gondoliere auf dem kürzesten Weg zum Hotel Danieli bringen.
    »Guten Abend, Signor Eco!«, begrüßte ihn der Portier, doch Eco beachtete ihn nicht und ging grußlos in sein Zimmer hinauf. Dort zog er sofort den Mantel aus und warf ihn zusammen mit der Melone aufs Bett. Er duschte rasch und wählte anschließend eine Londoner Telefonnummer.
    »Voynich«, meldete sich nach zweimaligem Klingeln eine krächzende Stimme.
    »Guten Tag, Boss. Ich bin es, Eco.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich habe einem äußerst interessanten Gedankenaustausch gelauscht. Einem Gespräch zwischen einem Übersetzer, der auf einer unserer Listen steht, und zwei Kindern.«
    »Was für ein Übersetzer?«
    »Markus Renner.«
    »Was genau ist passiert?«
    »Er hat sich in Venedig mit zwei Schülern getroffen. Sie haben ihm von einem gewissen

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