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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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irgendetwas passierte. Schließlich setzten sie sich niedergeschlagen auf den schlammigen Boden. Noch nasser und schmutziger, als sie inzwischen waren, konnten sie ohnehin nicht mehr werden.
    »Ob sie uns wohl wenigstens etwas zu essen bringen?«, fragte der Lockenkopf seinen Bruder.
    »Wir hätten nach New York gehen sollen!«, seufzte der andere. »Schicke Autos, luxuriöse Hotels, ausgezeichnete Restaurants. Wir sollten gar nicht hier sein. Wir sollten in New York sein!«



Kapitel 7
Die Wurzeln des Mysteriums
    Tommaso hatte sich so an ein Fenster des Gärtnerhauses der Villa Argo gesetzt, dass man ihn von draußen nicht sehen konnte. Von diesem Platz aus hatte er einen guten Blick auf den Park, die Villa und die Klippen, die steil zum Meer abfielen. Die Aussicht erinnerte ihn an eine sehr spannende Szene im ersten Buch von Ulysses Moore, in der Jason von den Klippen stürzte.
    »Woran denkst du?«, fragte Nestor, der in einem Topf auf dem Herd herumrührte und Tommaso aus den Augenwinkeln beobachtete.
    »Mir geht gerade durch den Kopf, wie seltsam es ist, hier zu sein.«
    »Aha. Und wie war das Telefonat mit deinen Eltern?«
    Tommaso hatte von Nestors altem Telefonapparat aus zu Hause in Venedig angerufen, damit sich seine Eltern keine Sorgen mehr um ihn machten. Es war ein furchtbares Telefongespräch gewesen. Im Grunde war er kaum zu Wort gekommen, während seine Mutter die ganze Zeit auf ihn wütend eingeredet hatte. Tommaso hatte ihr versprochen, dass er so bald wie möglich wieder nach Hause kommen würde, und seine Mutter hatte ihm unter Tränen geschworen, ruhig zu bleiben. Sie hatte erst vermutet, dass er mit Anita durchgebrannt wäre.
    Mit den Worten: »Eine berühmte Spezialität des Hauses!«, schaufelte Nestor auf Tommasos Teller zerkochten Reis, aus dem hier und da mindestens ebenso zerkochte Gemüsestückchen ragten. Tommaso wollte probieren und steckte einen Löffel in den Brei, konnte ihn aber nur mit größerem Kraftaufwand wieder herausziehen.
    »Deine Kochkünste wurden in den Büchern aber nicht erwähnt«, meinte er ironisch.
    »Es gibt immer Nebensächlichkeiten, die man auslässt«, gab der Gärtner zu. »Aber wenn du auch einer von denen bist, die meinen, dass Ulysses Moore nicht kochen kann, dann steht es dir frei zu fasten.«
    Tommaso sagte lieber nichts mehr. Seit dem Besuch in der Konditorei Chubber war sein schlimmster Hunger ohnehin gestillt. Durch das Fenster konnte er das helle Küchenfenster der Covenants sehen, hinter dem Julia jetzt mit ihren Eltern zu Abend aß. Dann schaute er wieder Nestor an. »Und die Eltern ahnen wirklich nichts?« Er meinte die Eltern von Julia und Jason, aber Nestor hatte ihn schon verstanden.
    »Was sollen sie denn ahnen?«
    »Dass ihre Kinder Zeitreisen unternehmen.«
    »Sie unternehmen keine Zeitreisen. Sie reisen, das ist alles.«
    »Ja, aber sie reisen durch die Türen zur Zeit«, gab Tommaso zu bedenken.
    »Das ist immer noch besser, als in ein Feriendorf zu fahren.«
    Tommaso unternahm einen zweiten Versuch, den Löffel aus dem verkochten Reis zu ziehen. »Aber habt ihr euch nie gefragt, wie es sein kann, dass die Türen funktionieren?«
    »Doch, Hunderte von Malen. Praktisch jeden Tag aufs Neue.«
    »Und ihr habt nie eine Antwort gefunden?«
    »Wir haben uns irgendwann gesagt, dass eine Antwort vielleicht gar nicht notwendig ist.« Nestor zerbrach einen steinharten Brotkanten und begann, daran herumzunagen. »Es ist egal, ob man weiß, warum es regnet oder nicht. Wenn es regnet, dann regnet es eben.«
    Nachdem er eine Weile schweigend von seinem nahezu ungenießbaren Gemüserisotto gegessen hatte, nahm Nestor die Unterhaltung wieder auf. »Fakt ist, dass es die Türen gibt. Man lebt hier, man öffnet sie, man geht hindurch. Sie sind da. Und sie sind nicht von Marsmenschen hier hingestellt worden oder Hinterlassenschaften irgendeiner antiken Kultur. Es sind einfach nur Türen. Warum es sie wohl gibt? Was sie eigentlich sind? Ich glaube, um diese Fragen beantworten zu können, müsstest du zuerst wissen, was du bist und was du hier machst.«
    »Das hört sich an wie eine dieser philosophischen Geschichten … Schrecklich«, antwortete Tommaso und schob seinen Teller weg.
    »Schrecklich, sagst du? Nein, ich fände es gar nicht schlecht, wenn ihr jungen Leute euch gelegentlich mal mit philosophischen Problemen beschäftigen würdet.«
    »Ich meinte den Reis«, sagte Tommaso. »Das heißt, ich meinte … Tut mir leid, ich kann nichts mehr davon

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