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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Ein Riese, der aus der Nähe betrachtet nicht einmal so gefährlich aussah.
    Er war wie ein alter Grieche angezogen, mit einem kurzen Rock anstelle einer Hose und mit niedrigen Lederstiefeln. Er hatte ein Horn und einen Beutel umgehängt. An seinem Gürtel hing ein Schwert. Er war vollkommen kahl und hatte schmale Schultern und lange, magere Arme. An seinen Fingern blitzten Ringe auf.
    Endlich hörte er auf, mit der Hand herumzuwedeln, und sagte: »Ich sehe euch. Könnt ihr mich auch sehen? Euch beide meine ich, ich sehe euch dort stehen.« Er hatte eine tiefe Stimme und sprach eigenartig, so als würde er etwas auswendig Gelerntes aufsagen.
    Anita rührte sich nicht, in der Hoffnung, dass er sie vielleicht im Schatten nicht gesehen hatte. Doch der Riese fuhr fort: »Ein Mädchen, ganz in Schwarz gekleidet, und ein rothaariger Junge, der sie begleitet.« Dann neigte er den Kopf, als wolle er sich bücken und durch die Tür gehen, blieb jedoch stehen und sah die beiden neugierig an.
    Rick nahm den Arm herunter, den er beschützend um Anita gelegt hatte, und ging einen Schritt vorwärts. Anita wollte ihn aufhalten, doch Rick bedeutete ihr mit einem Blick, dass er mit dem Fremden sprechen wollte.
    Er ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Wer bist du?«, fragte er und bemühte sich dabei, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    »So ist dir also doch die Gabe des Sprechens gegeben, du unbekanntes kleines rothaariges Menschenwesen.«
    Obwohl er diese Antwort sehr seltsam fand, machte Rick einen weiteren Schritt auf den Riesen zu. »Musst du auf diese komische Art mit mir sprechen?«
    »Was ist es, was dich daran stört?«, fragte der Riese erstaunt. »Meine Stimme, das, was ich sage, oder der Reim?«
    »Der Reim«, sagte Rick. »Ich kann Reime nicht ausstehen.«
    Der Riese grinste und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Außerdem hast du mir noch nicht gesagt, wer du bist«, sagte Rick und ging einen weiteren vorsichtigen Schritt auf ihn zu. »Und auch nicht, wo Jason hingegangen ist.«
    »Jason? Wer ist Jason?«
    Anita, die immer noch weiter hinten im Schatten stand, konnte sich nicht mehr beherrschen und platzte heraus: »Er wollte doch gerade durch diese Tür gehen! Du musst ihn gesehen haben!«
    »Auch du, junge Maid, bist sehr ärgerlich heut«, rief der Riese aus und musste laut lachen.
    »Jason ist ein Freund von uns«, versuchte Rick zu erklären. »Und er ist gerade da gestanden, wo du dich jetzt befindest.«
    »Ach, der Knabe ganz gewiss hinter mich getreten ist.«
    »Bitte … bitte «, rief Rick genervt aus.
    »Was willst du mich bitten, was wohlgelitten?«
    »Hör mit diesen Reimen auf«, rief Anita, die es auch nicht mehr ertrug.
    »Aber seid ihr nicht Kinder klein?«, wunderte sich der Riese. »Man sagte mir, man muss sie wiegen fein, mit Reimen und Spielen, die ihnen sehr gefielen.«
    »Wir sind keine kleinen Kinder!«, zischte Rick und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Und bitte, sprich nicht so zu uns, es ist nicht auszuhalten!«
    Der Riese machte ein Gesicht, als hätten ihn Ricks Worte zutiefst verletzt. »Doch einst sollten wir so spre chen, das verlangten die Leute. Ist denn jetzt alles anders, wollt ihr es nicht mehr heute?«
    Ein unglaublich lauter Knall ließ das ganze Gebäude erzittern. Der Blitz musste direkt neben dem Haus eingeschlagen sein. In dem kurzen Augenblick, in dem es hell wurde, konnte Rick die Augen des Riesen sehen. Sie waren groß und golden, wie die Augen mancher Katzen. Aber sie sahen sehr traurig aus und so, als fühle sich der Riese sehr einsam, und das schon seit langer Zeit.
    »Ich heiße Rick«, stellte der Junge sich vor. »Rick Banner. Warte, unterbrich mich nicht. Ich weiß immer noch nicht, wer du bist und was du hier machst, aber ich habe nicht den Eindruck, dass du uns umbringen willst. Stimmt das?«
    Der Riese machte den Mund auf, hielt sich aber im letzten Augenblick zurück und nickte nur.
    »Kannst du uns jetzt bitte sagen, wer du bist?«
    Die Riese holte tief Luft. »Zephir, zu euren Diensten«, sagte er und machte eine knappe Verbeugung. »Seit vielen Jahren leide ich und in der Stille gräme ich mich. Hab so lange, ach, gerufen, musste suchen, musste suchen. Alle, alle waren fort – und auf einmal steht ihr dort!«
    »Und jetzt hast du hoffentlich deinen Vorrat an Reimen aufgebraucht.«
    Der Riese zuckte nur mit den Schultern und antwortete nicht.
    »Jedenfalls bin ich Rick und sie heißt Anita.« Er drehte sich um und bedeutete dem Mädchen, näher zu

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