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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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und?«
    »So etwas macht man nicht! Du hast das Briefgeheim nis verletzt!«
    »In diesem Fall nicht.«
    »Doch! Das ist … unannehmbar. Es bedeutet, dass man dir nicht vertrauen kann.«
    »Aber ich bitte dich, Anita. Hast du gesehen, wer den Brief geschrieben hat? Penelope!«
    »Aber hast du gesehen, an wen er gerichtet war? An ihren Mann. Es ist ein privater Brief und du hast in ihre Privatsphäre eingegriffen.«
    »Ja und? Wir forschen schon seit Jahren nach den Erbauern der Türen. Und Ulysses noch viel, viel länger als wir.« Er wedelte mit dem Brief vor Anitas Gesicht herum. »Weißt du, was hier drinsteht?«
    »Nein. Und du solltest es auch nicht wissen.«
    Jason ließ sich wieder auf seinen Sitz fallen. Seine jüngsten Erlebnisse und das, was in Penelopes Brief stand, beschäftigten ihn so sehr, dass er kaum wahrnahm, was um sie herum geschah.
    Ein sehr betagter, zerbrechlich aussehender Mann in einem Mantel, der so lang war, dass sein Saum auf dem Boden schleifte, schleppte sich unglaublich langsam zum Rednerpult. Als er dort hinaufgestiegen war, begann er mit heiserer, krächzender Stimme zu sprechen. »Liebe Freunde! Willkommen im Labyrinth! An dem Ort, an dem die Erinnerungen der Menschheit gesammelt und aufbewahrt werden. Wir haben uns hier eingefunden, um …«
    »Du hättest ihn nicht lesen dürfen«, flüsterte Anita verärgert.
    »Doch, das musste ich sogar«, erwiderte Jason leise.
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Penelope könnte noch am Leben sein.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Was das für eine Rolle spielt? Ich dachte, Penelope sei tot, von den Klippen herabgestürzt. Wir alle glauben es. Ihr eigener Mann hat im Mausoleum der Familie ein Grab für sie angelegt.«
    Anita schien von Jasons Argumenten wenig beein druckt.
    Er hielt ihr den Brief hin. »Lies ihn!«
    »Ich denke nicht daran!«
    »Penelope ist hinunter ins Labyrinth gekommen«, ver suchte Jason zu erklären. »Sie hatte herausgefunden, dass es diesen Ort gibt und …«
    »Bla bla bla bla!«, machte Anita, und zwar so laut, dass Jason sie nicht zu übertönen wagte. Sie presste ihre Hände auf die Ohren und starrte mit versteinertem Gesicht vor sich hin, als wäre Jason gar nicht mehr da.
    »… und mit großer Freude«, sagte gerade der Präsident der Union der nicht existierenden Orte, »eröffne ich hier mit die Sitzung, in der wir, wie wir alle hoffen, für unsere Länder neue Regeln und Vorschriften erarbeiten werden, die …«
    »Penelope hat es geschafft hierherzukommen, ohne die Türen zur Zeit zu benutzen«, versuchte es Jason wie der.
    »Ich habe dir schon gesagt, dass mich das nicht interes siert.«
    »Und sie hatte Angst. Angst, entdeckt zu werden. Sie befürchtete, nie wieder nach Hause zurückkehren zu können, und hat deshalb hier einen Brief hinterlegt. Seit über zehn Jahren wartet dieser Brief darauf, gelesen zu werden.«
    »Und du dagegen hast keine zehn Sekunden warten können, bevor du dich in die Angelegenheiten anderer Leute eingemischt hast.«
    »Genau, und du solltest es auch so machen.«
    »Jason! Zwinge mich nicht, aufzustehen!«
    »Doch! Es ist nämlich genau das, was wir jetzt tun soll ten!«, sagte Jason genervt. »Wir sollten jetzt sofort aufste hen und sie suchen gehen.«
    »Jason.«
    »Aber verstehst du denn nicht? Sie könnte noch hier sein, hier im Labyrinth.«
    »Jason!«
    Das durchdringende Klingeln eines Glöckchens brachte sie beide zum Schweigen.
    »Ihr jungen Leute dort drüben! Etwas Ruhe, wenn ich bitten darf!«
    Anita und Jason entschuldigten sich mit einem verle genen Lächeln.
    »… und deshalb ist die Tradition, die wir vertreten, nur durch die Maßnahmen zu erhalten, die wir in den letzten Jahren …«, dozierte der Präsident weiter.
    »Gott, wie peinlich!«, flüsterte Anita.
    »Das kann uns doch ganz egal sein! Wir müssen hier sofort weg, sonst sterben wir noch vor Langeweile.«
    »Und wo sollen wir deiner Meinung nach hin?«
    »Penelope schreibt, dass …«
    »Ich will gar nicht wissen, was Penelope schreibt. Ich habe dich gefragt, wohin du willst. Und außerdem kön nen wir niemanden etwas fragen, bis die Versammlung beendet ist.«
    »Das heißt, wir helfen uns selbst, wie wir es schon immer getan haben. Los, komm.«
    »Sollen wir wirklich jetzt einfach so rausgehen?«
    »Ich stehe jetzt auf und du kommst mit.«
    »Warum, Jason?«
    »Weil ich ohne dich nirgendwohin gehe.«
    Anita drehte sich blitzschnell um und küsste ihn. Jason traf es vollkommen unvorbereitet. »Das

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