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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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du?«, fragten die beiden Cousins gleichzeitig den kleinen.
    »Ich werde inzwischen auf diesen großen Baum im Garten klettern. Und mich höchstpersönlich um den kniffligsten Teil meines Plans kümmern.«

Kapitel 21
Nächtliche Unruhe
    Obwohl sie sehr müde war, konnte Julia nicht einschlafen. Vielleicht war sie einfach zu müde, um Schlaf zu finden. Sie hörte ständig ihr eigenes Herzklopfen, egal wie sie sich hinlegte, und dieses Geräusch hielt sie die ganze Zeit über wach.
    Sie wusste auch, was ihr dieses hektische Herzklopfen verursachte.
    Es lag an Jason.
    Wie alle Zwillinge waren sie und Jason auf eine besondere, geheimnisvolle Weise miteinander verbunden. Sie bewirkte, dass jeder von ihnen auch über große Entfernungen hinweg spürte, wenn mit dem anderen etwas nicht in Ordnung war.
    Was ihr Herzklopfen verursachte, war Angst. Aber es war nicht ihre eigene Angst. Sondern die ihres Bruders.
    Also befand er sich in einer bedrohlichen Situation, wo auch immer er gerade sein mochte.
    Sie hatte sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt, dass sich Jason immer kopfüber in Schwierigkeiten stürzte, indem er, ohne vorher nachzudenken, das tat, was er für richtig hielt.
    Aber dieses Herzklopfen und dieses beklemmende Gefühl, das sie jetzt hatte, waren mehr als nur eine böse Vorahnung.
    Sie waren ein Hilfeschrei.
    Jason ist in Gefahr, dachte Julia. Und sie war die Einzige, die das wissen konnte.
    Ohne das Licht einzuschalten, stand sie auf. Sie brauchte Morice Moreaus Notizbuch.
    Äste klopften heftig gegen das Fenster. Draußen tobte ein starker Wind und er schien immer heftiger zu werden.
    Julia verließ ihr Zimmer in demselben Augenblick, in dem sich jemand auf dem Dach mit vorsichtigen Schritten ihrem Fenster näherte.
    Eine Hand klopfte ans Fenster, aber da schlich sie schon die Treppe hinauf.
    Sie öffnete die Spiegeltür des Turmzimmers, trat ein und machte die Tür leise wieder zu. Sie setzte sich an den Tisch und schaltete die kleine Schreibtischlampe an. Behutsam schob sie die vielen Miniaturmodelle von Boo ten und Schiffen zur Seite, legte auf die freigeräumte Fläche Moreaus Notizbuch und schlug es auf.
    Sie spürte, wie das beklemmende Gefühl stärker wurde.
    Die Rahmen in dem Buch waren leer.
    O Jason, mach bloß keinen Blödsinn, dachte sie. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich auf ihren Bruder und versuchte, ihn mit der Kraft ihrer Gedanken aufzufordern, sein Fensterbuch zu öffnen.
    »Antworte mir, antworte mir«, flüsterte sie.
    Doch als sie die Augen wieder öffnete, waren die Rahmen immer noch leer.
    Langsam blätterte sie das Notizbuch von hinten nach vorne durch. Sie schloss abermals die Augen.
    Rick, dachte sie. Bitte, Rick. Antworte du mir, wenigstens du …
    Nein. Auch jetzt zeigte sich in den Rahmen niemand. Aber Julia ließ sich nicht entmutigen.
    Sie legte beide Hände auf die aufgeschlagenen Seiten des kleinen Buches und flehte in Gedanken ihren Bruder und ihren besten Freund an, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    Es lag Gefahr in der Luft, das spürte sie.
    Es wurde höchste Zeit, dass sie alle wieder zusammenkamen.

Kapitel 22
Inmitten der Zerstörung
    Zuerst durchquerten sie die Schmiede.
    Sie bestand aus einem großen, dunklen Raum, an dessen hinterem Ende sich die verrußte Esse befand. Eine Rinne verlief von ihr zum Boden hinunter, zu der Stelle, an der früher die Gussblöcke für Schlüssel und Schlösser gelegen hatten. An den Wänden waren gebogene Haken, an denen die unterschiedlichsten Werkzeuge hingen: Scheren, Zangen, Hammer, Stangen, Blasebalge, Sicheln und große Fächer. Am Boden standen Behälter mit Mineralen sowie mit Metallbruchstücken und anderen Abfällen herum. Es sah aus, als hätten die Schmiede ihre Arbeit nur kurz unterbrochen und würden jeden Moment zurückkommen und weiterarbeiten.
    Erst auf den zweiten Blick erkannte man, dass auch viele zerbrochene Dinge herumlagen und alles von grauem Staub bedeckt war. Und dann fielen einem die Kratzer auf. Sie waren überall: an den Wänden, an der Esse, am Fußboden. Tiefe, zu mehreren nebeneinander verlaufende Furchen, wie sie wohl die Tatzen eines wütenden Raubtiers hinterlassen würden.
    Woher mochten sie wohl stammen?
    »In der Villa Argo gibt es auch solche seltsamen Kratzer«, murmelte Jason, als er sie sah. Verwundert schüttelte er den Kopf. Er hatte immer vermutet, sie wären entstanden, als Ulysses Moore versucht hatte, die Tür zur Zeit mit Gewalt zu öffnen, weil er die vier Schlüssel nicht

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