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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Meinung. Und sind es übrigens auch noch nie gewesen«, widersprach Nestor ihm sehr bestimmt.
    »Aber meiner Meinung nach ist es ein erträumter Ort.« Tommaso ließ sich nicht beirren.
    »Und meiner Meinung nach nicht«, widersprach Julia. »Ich fände es ziemlich schrecklich, an einem Ort zu leben, den es nicht wirklich gibt.«
    Mr Bloom sah sie aufmerksam an. Sie musste ungefähr so alt wie seine Tochter sein und war ein hübsches und ganz offensichtlich auch sehr intelligentes Mädchen. Vor allem aber kam es Mr Bloom vor, als sei sie sehr vernünftig und praktisch veranlagt. In Gedanken beglückwünschte er sie zu dieser Bemerkung.
    Die Diskussion wurde immer lebhafter. Jetzt ging es darum, wie man am besten mit den Brandstiftern umgehen sollte. Vor allem die beiden ältesten Männer vertraten zwei gegensätzliche Standpunkte: Nestor wollte lieber nichts tun und abwarten, da es ihm vorkam, als seien die Brandstifter nicht besonders zahlreich. Black dagegen war dafür, Kilmore Cove mithilfe der alten Straßenbaumaschinen abzuriegeln und auf diese Weise jegliches Eindringen von außen zu blockieren.
    Mr Bloom hörte sich das alles ganz ruhig an. Als die anderen aber begannen, über ein Buch zu sprechen, über das sie mit Anita in Verbindung treten konnten, wurde es ihm allmählich zu viel.
    »Entschuldigung«, schaltete er sich ein. »Könnte ich dieses Buch einmal sehen?« Sogleich wurde ihm ein Buch gereicht, ein Notizbuch, in das jemand sehr schöne, ja vielleicht sogar künstlerische Bilder gemalt hatte. Dann erklärten ihm die anderen, dass in den drei Rahmen, die sich auf verschiedenen Seiten des Notizbuchs befanden, im Augenblick niemand zu sehen war und dass dies bedeutete, dass man sich gerade mit keinem anderen Leser des Buches unterhalten könne.
    Doch Mr Bloom widersprach. In einem der Rahmen hatte er nämlich jemanden gesehen: einen klein gewachsenen Herrn, der oben auf einem Turm aus übereinandergestapelten Stühlen saß.
    Im Zimmer breitete sich eisiges Schweigen aus.
    »Er ist es«, raunte Tommaso.
    »Und wer bitte ist ›er‹?«, fragte Mr Bloom. Die anderen erklärten es ihm.
    »Er ist also derjenige, der Kilmore Cove bedroht und dieses andere Dorf … Und auch meine Tochter?«
    »Genau«, erwiderte Nestor.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, wie absurd die ganze Ge schichte klingt?«
    Nestor warf Black Vulcano einen sehr bösen Blick zu, so als mache er ihm Vorwürfe, dass er Mr Bloom nach Kilmore Cove geholt hatte. Black antwortete mit einer beschwichtigenden Handbewegung. Seine Einladung an Mr Bloom, mit ihm mitzukommen, war Teil eines umfangreicheren Plans, den zu erläutern er noch nicht die Zeit gefunden hatte.
    Im Grunde genommen hatte keiner von ihnen Lust, an diesem Abend noch weiterzudiskutieren.
    »Was müsste ich eigentlich tun, um mit ihm zu reden?«, fragte plötzlich Anitas Vater.
    »Nein, reden Sie bloß nicht mit ihm. Schließen Sie bitte sofort das Buch, das ist für alle Beteiligten am besten.«
    »Nein, das ist nicht am besten!«, ereiferte sich der Banker. »Ich will es ausprobieren! Wenn es mir gelingt, auch nur eines dieser absurden Dinge selbst zu erleben, von denen ihr die ganze Zeit redet, kann ich euch vielleicht sogar glauben, dass es all das wirklich gibt. Und dass ich nicht von einem Rudel von gefährlichen Verrückten gekidnappt worden bin.«
    »Gut, einverstanden, Mr Bloom«, stimmte Nestor zu, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte. »Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie sich mit Voynich unterhalten können. Sie müssen meine Anweisungen aber bitte wortwörtlich befolgen und dürfen mit keinem Wort erwähnen, wer Sie sind und wo Sie sich befinden. Anschließend schlagen wir das Buch schnell zu.«
    »In Ordnung.«
    »Legen Sie eine Hand hier drauf.«
    »Wohin?«
    »Auf das Bild.«
    »Und dann?«
    »Machen Sie das, was ich Ihnen sage, und Sie können mit ihm sprechen.«
    Mr Bloom bewegte seine Hand auf die Seite zu, hielt dann aber inne, bevor seine Fingerspitzen das Papier berührten.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, schimpfte Nestor ungeduldig.
    »Erklären Sie mir bitte nur noch eines: Dieser Herr hier möchte alles verbrennen, was mit Kilmore Cove in Zusammenhang steht, weil er glaubt, dass der Ort gar nicht existiert. Ist das richtig so?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Trotzdem hat er sich aufgemacht, um Kilmore Cove zu suchen.«
    »Ja.«
    »Ihr habt vorhin gesagt, dass er alles auslöschen will, das er für überflüssig, falsch und inexistent

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