Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
die er unten ein paar Male umkrempeln musste, und zwei Paar dicke schwarze Wollstrümpfe, die er vorsichtshalber übereinander anzog. Dadurch passten ihm die Lackmokassins, in die er anschließend schlüpfte, sogar einigermaßen, obwohl sie ihm eigentlich zu groß waren.
    Der trockene Stoff auf seiner Haut vermittelte ihm beinahe augenblicklich ein gewisses Wohlbehagen – auch wenn er jetzt von Kopf bis Fuß genauso wie seine Feinde gekleidet war.
    Zufrieden rieb er sich die Hände. Dann machte er Anstalten, den Koffer zu schließen, bemerkte allerdings, dass ganz unten auf dem Boden noch ein dicker Umschlag lag.
    Er nahm ihn heraus und öffnete ihn. Er enthielt ein Manuskript. Die ersten ungefähr vierzig Seiten waren mit der Schreibmaschine getippt, die folgenden dagegen von Hand beschrieben. Der, der sie beschrieben hatte, schien es eilig gehabt zu haben. Dennoch war seine Schrift wie gestochen und er hatte so gut wie nichts aus gebessert.
    Vorne auf der ersten Seite stand:
    Liebe lässt sich nicht lenken
    Die Zeile darunter war dick durchgestrichen, doch Tommaso konnte noch einige Buchstaben erkennen.
    Voynich? Ist das denn möglich?, fragte er sich.
    Im letzten Moment wich er einer besonders kräftigen Welle aus, die ihn beinahe abermals durchnässt hätte. Das Manuskript fest an die Brust gedrückt, sprang er zur Seite und bückte sich dann noch schnell nach dem Schirm, bevor die nun zurückweichende Welle ihn mit sich ins Meer spülen konnte. Mit gerunzelter Stirn sah er zur Villa Argo hinauf.
    Es war nicht nur Glück gewesen, dachte er, das ihn den Koffer hatte finden lassen. Es war ein Wink des Schicksals.
    Er rannte auf die Felsentreppe zu, das Manuskript und den Schirm fest umklammert.



Kapitel 17
Operation »Schneewittchen«
    Eine rote MV Augusta 125S raste durch die Straßen von Kilmore Cove.
    Jason und Anita hatten vor wenigen Minuten den Leuchtturm auf der anderen Seite der Bucht verlassen. Sie hatten vorher schon allen Grund zur Sorge gehabt, aber die Unruhe von Leonards Stute und die dunklen Wolken, die sich am Horizont gebildet hatten, verstärk ten ihre Befürchtung beträchtlich, und sie waren in düs tere Gedanken versunken.
    Jason hielt das Motorrad vor dem hellblau gestrichenen Zaun des Hauses in der Hummingbird Alley an. Hinter dem Zaun lagen ein sorgfältig gepflegter Rasen und ein sehr ordentlich wirkender, mit weißem Kies bestreu ter Gartenweg. Ein gutes Dutzend massiv wirkender Gartenzwerge war gleichmäßig über den Rasen verteilt. Es gab sogar ein aus Beton gegossenes, bunt angemaltes Schneewittchen.
    Weiter hinten stand ein Schaukelgestell mit geschmie deten Schleifchen. In allen Fenstern hingen blütenweiße Leinenvorhänge.
    »Sieht ja eigentlich gar nicht so furchterregend aus«, stellte Anita fest und nahm den Motorradhelm ab. Sie hatten die Helme im Keller des Leuchtturms gefunden und beschlossen, sie sich ebenfalls auszuleihen. Sie hatten schon ziemlich alt, aber dennoch funktionstüchtig ausgesehen.
    »Warte mal, bis du es von innen gesehen hast«, entgeg nete Jason, der seinen Helm aufbehalten hatte und nun auf allen vieren am Zaun entlangkroch, so als fürchte er, vom Haus her unter Beschuss genommen zu werden. Als er das Gartentor erreichte, richtete er sich auf, legte sich den Riemen des Harpunengewehrs über die Schulter und drückte schnell die Türklinke herunter.
    In der Ferne donnerte es.
    Sie schlichen sich ans Haus heran. Ein gedämpftes Schnarchen war das einzige Geräusch, das herausdrang. Sie fanden rasch die kleinen, runden und mit dicken Glas scheiben abgedeckten Kellerfenster und klopften mit den Knöcheln dagegen, bis sie hörten, dass auch von der ande ren Seite dagegengeklopft wurde. Julia und Rick waren offenbar immer noch da unten eingeschlossen.
    Jason versuchte, das Glas einzuschlagen, aber die Fens ter waren sowieso viel zu klein, als dass ihre Freunde hin durchgepasst hätten. »Wir müssen ins Haus rein«, sagte Jason schließlich.
    »Wie sollen wir das anstellen?«, fragte Anita. »Es scheint alles abgeschlossen zu sein.«
    »In diesem Fall«, sagte Jason mit entschlossener Miene, »werden wir mit Operation ›Schneewittchen‹ beginnen.«
    Wenige Minuten später standen sie vor einem Wohn zimmerfenster und stemmten zu zweit einen der schwe ren Zwerge hoch.
    »Ich wäre eigentlich mehr für Chef oder Happy gewesen«, meinte Jason und versuchte, das Gewicht ihres Zwerges zu schätzen.
    »Du hast mir gesagt, ich soll einen aussuchen, und das habe

Weitere Kostenlose Bücher