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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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und erreichten mit Lichtgeschwindigkeit das Gartentor.
    In den ersten Stock der Villa Argo war die Stille zurückgekehrt.
    Nur ein ganz leises Knirschen war zu hören, als die Tür der Bibliothek geöffnet wurde.
    Malarius Voynich schaute die Treppe hinunter. Dann ging er zu dem großen Spiegel und warf einen Blick in den Flur hinein, aus dem vorhin das Gespenst gekommen war. Schließlich schaute er wieder die Treppe hinunter.
    Er bemerkte, dass das Porträt von Mercury Malcolm Moore beschädigt am Fuß der Treppe lag. Das war der Mann gewesen, der den Klub der Traumreisenden aufgelöst und dafür den der Brandstifter gegründet hatte. Ein teuflisches, zufriedenes Lächeln breitete sich auf Voynichs Gesicht aus.
    Der Chef der Brandstifter verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging weiter den Flur entlang, an dem die Schlafzimmer lagen. Vor Jasons Zimmer blieb er stehen und sagte zur geschlossenen Tür: »Komm da ruhig raus.«
    Als er nichts anderes hörte als das Knarzen des Holzfußbodens, fuhr er fort: »Ich weiß, dass du da drin bist. Komm raus. Ich werde dir nichts tun.«
    Er wartete seelenruhig, bis endlich das Gespenst der Villa Argo vor ihm stand: ein sehr klein gewachsener Mann in einer Kapitänsjacke, dessen Gesicht im Schatten lag und der in der Hand … seinen eigenen Brandstifterschirm hielt. Die andere Hand verbarg er hinter dem Rücken.
    Der Chef der Brandstifter und das Gespenst starrten einander wortlos an.
    Dann trat das Gespenst aus dem Schatten, und Voynich sah, dass es nur ein kleiner Junge war.
    »Bist du Jason Covenant?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ich heiße Tommaso Ranieri Strambi.«
    »Tommaso Ranieri Strambi, du hast meinen Schirm.« In Voynichs Stimme schwang eine leichte Verärgerung mit.
    Der Junge wich nicht zurück und behielt den Schirm in seiner Hand. Es schien, als hätte er auf genau diesen Moment gewartet. »Ich habe nicht nur Ihren Schirm, Mister Voynich«, sagte er ziemlich selbstsicher. Hinter seinem Rücken zog er die von der Feuchtigkeit leicht gekräuselten Seiten des Manuskripts hervor.
    Voynichs Selbstbeherrschung ließ ihn im Stich. Er streckte die Arme vor, um nach dem Manuskript zu greifen.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Fragen: Wie konnte sein Manuskript die Flutwelle überstanden haben, die alles mit sich fortgerissen hatte, einschließlich der Autos? Und wie konnte es sein, dass dieser Junge es jetzt in seinem Besitz hatte?
    »Gib es sofort her!«, fauchte er wütend.
    Tommaso wich zurück und hob den Schirm, um den Chef der Brandstifter auf Abstand zu halten. Und auch, um ihm ein wenig zu drohen.
    »Noch etwas Geduld, Mister Voynich«, flüsterte er mit einem listigen Lächeln. »Ich verspreche Ihnen, dass Sie es bald wiederhaben werden. Aber nur, wenn Sie das tun, was ich von Ihnen verlange.«



Kapitel 25
Agarthi
    »Ich verstehe das wirklich nicht«, murmelte Jason, als der wandelnde Balkon den höchsten Punkt der Gletscherspalte erreichte und ihm ein eisiger Wind ins Gesicht schlug.
    »Was verstehst du nicht, Jason Covenant?«, fragte der Mann, den Blick auf den Horizont gerichtet. Das Sonnenlicht brachte die Schneefelder zum Leuchten, und die Gletscherspalten dazwischen sahen wie gewaltige Narben aus, die der weißen Oberfläche im Laufe der Jahrtausende zugefügt worden waren.
    Jason drückte die umschlungenen Arme eng an die Brust, weil er so fror. Wenn er ehrlich war, verstand er so viele Dinge nicht, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Er überlegte und wählte eine Frage aus. »Das, was du vorhin gesagt hast … dass du deinen Namen vergessen hast. Das habe ich nicht verstanden.«
    Das mechanische Ticken wurde lauter, als sich die Spinne auf den höchsten Punkt über dem Gletscherspalt hievte. Dann schlug sie so etwas wie einen Pfad ein, eine dunkle Spur, die über das Eis lief.
    »Das ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Es ist das Gesetz von Agarthi, der Stadt der Weisen«, antwortete der Unbekannte, ohne den Blick vom Horizont zu wenden.
    Jason folgte seinem Blick, aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nur Berge sehen. Hohe Gipfel, an denen Wolken hängen blieben, und schmale, gezackte Kämme, die weiter reichten, als das Auge sehen konnte. Und davor eine endlose, blendende weiße und graue Fläche.
    »Bist du auch ein Weiser?«, fragte der Junge.
    »Ich bin so weise, wie mein Bart lang ist«, erwiderte der andere.
    »Das verstehe ich nicht …«
    »Du wirst es bald verstehen, junger

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