Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
war als er.
»Ach, mach dir deswegen mal keine Sorgen. Mein Bruder weiß, was er tut«, erwiderte der Lockenkopf mit einem verschmitzten Lächeln. »Erzähl mir lieber, warum du dich hier versteckst.«
»Ich überlege mir gerade einen Plan. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich euch überhaupt vertrauen kann.«
Der lockige Schere-Bruder kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ich muss dir gestehen, dass auch wir nicht mehr so recht wissen, was wir denken sollen.«
»Könntest du mit deinem Chef sprechen, ohne dass Bowen Verdacht schöpft?«, fragte Rick.
»Kein Problem.«
»Gut. Dann sag ihm, dass der Doktor nichts weiß, was wir nicht auch wüssten. Und wir würden es ihm erzählen, ohne dass etwas zerstört werden muss. Die einzige Gegenleistung, die wir verlangen, ist, dass ihr uns helft, Bowen aufzuhalten.«
Der Lockenkopf nickte. »Versuchen wir es.«
»Und vergiss nicht, was wir alles zusammen durchgemacht und erlebt haben«, erinnerte Rick ihn streng an ihr Abenteuer im unterirdischen Labyrinth.
Als Antwort zwinkerte der Lockenkopf ihm zu und ging dann rasch zur Villa hinüber.
Sobald er darin verschwunden war, schlich Rick sich zwischen Sträuchern und Bäumen durch den Garten zum dicken Stamm einer alten Eiche.
»Und?«, fragte ihn Julia, die sich hinter dem großen Baum versteckt und auf ihn gewartet hatte.
Nachdem sie sich von Jason verabschiedet hatten, waren Rick und sie mit dem Motorrad die Küstenstraße hinaufgefahren. Nach der letzten Kurve vor der Villa war ihnen aufgefallen, dass das Gartentor offen stand. Dahinter hatten sie einen geparkten beigefarbenen Kleinwagen gesehen. Weil sie das verdächtig fanden, war Rick weitergefahren und erst hinter der nächsten Kurve stehen geblieben. Sie hatten das Motorrad dort oben stehen lassen und waren zu Fuß zurückgegangen.
Nachdem sie vom Gartentor einen Blick in den Park geworfen hatten, schlichen sie sich hinein. Weil sie nicht recht wussten, ob sie den offenbar im Park Wache schiebenden Gebrüdern Schere noch trauen konnten, achteten sie dabei sehr darauf, nicht gesehen zu werden. Und das war die richtige Entscheidung gewesen, denn kurz darauf konnten sie Bowens Stimme hören, der laut Befehle erteilte.
Was mochte der Arzt nur vorhaben? Rick war losgezogen, um es herauszufinden. Und als er zu ihr zurückkehrte, las Julia schon von seinem Gesicht ab, dass er keine guten Nachrichten hatte.
»Bowen will die Villa Argo abfackeln«, berichtete Rick.
»Was? Aber, Rick, das ist doch absurd! Dieser Mann ist wahnsinnig und wir müssen ihn um jeden Preis aufhalten.«
»Ich habe mit einem der Brandstifter gesprochen. Sie scheinen gar nicht so wild darauf zu sein, Bowens Plan tatsächlich auszuführen.«
»Meinst du, wir können ihnen vertrauen?«
Der Junge wiegte den Kopf hin und her. »Im Augenblick bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
Julia kniete sich so hinter die Eiche, dass sie mit den Augen den Park absuchen konnte, ohne gesehen zu werden. Seit sie aus dem feuchten Keller in der Hummingbird Alley herausgekommen war, ging es ihr wesentlich besser, und sie musste kaum noch husten. Sie fühlte sich wieder kräftig und einsatzbereit. Und die Warterei im Park ging ihr allmählich auf die Nerven.
Rick hockte sich neben sie. »Es ist schon mal passiert«, flüsterte er.
»Was ist passiert?«
»Der Brand«, erklärte er. »Die Brandspuren an der Tür zur Zeit. Jemand hat schon mal versucht, sie zu verbrennen.«
»Aber es ist ihm nicht gelungen«, erwiderte Julia. »Und dieses Mal werden sie es auch nicht schaffen.«
Als der Lockenkopf in die Villa Argo gegangen war, um seinem Chef Ricks Vorschlag zu unterbreiten, war Tommaso Ranieri Strambi in sein Versteck in Jasons Zimmer zurückgekehrt. Von dort aus hatte er den Großteil von dem mitbekommen, was die beiden Brandstifter miteinander geredet hatten, und das hatte ihm Hoffnung gegeben. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren.
Er stellte sich vor, wie Jason, Julia und Anita sowie Ulysses Moore, Leonard, Peter, Black und alle anderen Freunde des Großen Sommers Posten bezogen, um zu verhindern, dass die Villa Argo mit all ihren Geheimnissen niedergebrannt wurde.
Als er hörte, dass der Lockenkopf wieder gegangen war, verließ Tommaso Jasons Zimmer. Jetzt fühlte er sich noch mutiger als vorhin.
»Ich weiß, was Sie für einer sind«, sagte er zu Malarius Voynich, der inzwischen tief in Gedanken versunken in den halbdunklen Flur zurückgekehrt war.
»Ach, tatsächlich? Dann
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