Ulysses
Ton bringen. Zum Ton Swinburnes, dem Ton aller Dichter, der weiße Tod und die rötliche Geburt. Das ist seine Tragödie. Er kann nie ein Dichter werden. Die schöpferische Lust…
- Ewige Strafe, sagte Haines, barsch nickend. Ich verstehe. Heute morgen hab ich ihm mal in puncto Glauben auf den Zahn gefühlt. Irgend etwas lag ihm auf der Seele, das sah ich. Das ist sehr interessant, weil Professor Pokorny aus Wien dem einen interessanten Gesichtspunkt abgewinnt.
Buck Mulligans achtsame Augen sahen die Kellnerin kommen. Er half ihr das Tablett entladen.
- Er kann im alten irischen Mythos keine Spur von der Hölle finden, sagte Haines inmitten der lustigen Tassen. Jeglicher moralische Gedanke scheint zu fehlen, der Sinn des Schicksals, der Vergeltung. Eigentlich ziemlich komisch, daß er grad auf diese fixe Idee verfallen ist. Schreibt er irgendwas für eure Bewegung?
Er senkte gewandt zwei Zuckerstücke in Längsrichtung durch die geschlagene Sahne. Buck Mulligan schlitzte einen dampfenden Scone in zwei Hälften und pflasterte Butter auf ihr dampfendes Mark. Er biß voller Hunger ein weiches Stück ab.
- Zehn Jahre, sagte er, kauend und lachend. In zehn Jahren wird er mal irgendwas schreiben.
- Scheint mir noch ziemlich lange bis dahin, sagte Haines, gedankenvoll seinen Löffel hebend.
Aber immerhin, ich würde mich nicht wundern, wenn er’s schließlich doch schaffte.
Er kostete einen Löffelvoll vom sahnigen Kegel seiner Tasse.
- Ich nehme das hier mal als echte irische Sahne, sagte er mit Nachsicht. Ist mir angenehmer als das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden.
Elias, Skiff, leichtes zerknülltes Flugblatt, segelte ostwärts, vorüber an Schiffsflanken und Schleppnetzfischerbooten, mitten durch einen Archipel von Korken, über die New Wapping Street hinaus, an Bensons Fähre vorüber, und vorbei an dem Dreimaster-Schooner Rosevean mit Backsteinen von Bridgwater.
Almidano Artifoni ging an der Holles Street vorüber, am Sewell’s Yard. Hinter ihm wich Cashel Boyle O’Connor Fitzmaurice Tisdall Farrell mit baumelndem Stockschirmstaubmantel der Laterne vor Mr. Law Smiths Hause aus und ging dann, die Straße überquerend, den Merrion Square entlang. Mit einigem Abstand hinter ihm tappte sich ein blinder Jüngling seinen Weg an der College-Park-Mauer dahin.
Cashel Boyle O’Connor Fitzmaurice Tisdall Farrell ging weiter, bis er an Mr. Lewis Werners fröhliche Fenster kam, drehte sich dann um und ging wieder zurück, den Merrion Square entlang, mit baumelndem Stockschirmstaubmantel.
An der Ecke von Wilde hielt er an, blickte finster auf den Namen Elias, der an der Metropolitan Hall annonciert war, blickte finster zum fernliegenden Lustgarten des Duke’s Lawn hinüber. Sein Augenglas blitzte finster blickend in der Sonne.
Mit entblößten Rattenzähnen murrte er:
- Coactus volui .
Er schritt weiter, der Clare Street zu, sein wildes Wort zermahlend.
Als er an Mr. Blooms Zahnarztfenstern vorüberschritt, riß der Schwung seines Staubmantels rüde einen dünnen tappenden Stock aus seinem Winkel und fegte weiter, nachdem er einen marklosen Körper getroffen hatte. Der blinde Jüngling wandte sein kränkliches Gesicht der schreitenden Gestalt nach.
- Gottes Fluch über dich, sagte er wütend, wer immer du bist! Du bist blinder als ich, du Bastard einer Hündin!
Gegenüber von Ruggy O’Donohoe ging Master Patrick Aloysius Dignam, in den Pfoten die anderthalb Pfund Schweinesteak von Mangan, früher Fehrenbach, nach denen er geschickt worden war, trödelnd die warme Wicklow Street entlang. Das war doch allmählich zu blöd, so im Wohnzimmer rumzusitzen mit Mrs. Stoer und Mrs. Quigley und Mrs. MacDowell, und die Jalousie runter, und sie alle dauernd am flennen, und am süffeln, den erstklassigen Tawny Sherry, den Onkel Barney von Tunney mitgebracht hatte. Und dabei brockenweise Landobstkuchen fressen, und schwatzen in einer Tour, die ganze liebe lange Zeit, und seufzen.
Nach der Wicklow Lane ließ ihn das Fenster von Madame Doyle, Hofschneiderin und - putzmacherin, stehen bleiben. Er stand da und betrachtete drinnen die beiden Pucker, die nackt waren bis aufs nackte Fell und die Tatzen hoben. Aus den Seitenspiegeln gafften zwei schweigende Master Dignams in Trauer. Myler Keogh, Dublins Favorit, gegen Sergeantmajor Bennett, den Portobello-Schläger, um eine Börse von fünfzig Sovereigns, mein Gott, das gab ein duftes Match, das sollte man sich ansehen. Myler Keogh, das war wohl der Bursche, der grad
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