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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Tisch, die Blätter zusammenheftend. Stephen stand auf.
    - Ich habe die Sache in nuce zusammengedrängt, sagte Mr. Deasy. Es geht um die Maul- und Klauenseuche. Lesen Sie es doch rasch einmal durch. Es kann gar keine andere Meinung geben in der Sache.
    Darf ich mir gestatten, ihre kostbaren Spalten. Jene Doktrin des laissez faire , die so oft schon in unserer Geschichte. Unser Viehhandel. Der Weg, den auch alle unsere älteren Gewerbezweige. Der Liverpool-Ring, der das Hafenprojekt Galway zum Scheitern gebracht hat. Ein europäischer Weltbrand. Getreideversorgung über das Wasser des schmalen Kanals. Die schon mehr als vollkommene Unerschütterlichkeit des Landwirtschaftsministeriums. Eine klassische Anspielung nicht verübeln. Kassandra. Von einer Frau, die nicht besser war als ihr Ruf. Um auf den strittigen Punkt zu kommen.
    - Ich nehme da kein Blatt vor den Mund, nicht wahr? fragte Mr. Deasy, als Stephen weiterlas.
    Maul- und Klauenseuche. Bekannt als Kochsches Präparat. Serum und Virus. Prozentsatz der immunisierten Pferde. Rinderpest. Die kaiserlichen Pferde in Mürzsteg, Niederösterreich.
    Veterinärärzte. Mr. Henry Blackwood Price. Liebenswürdiges Anerbieten, einen ehrlichen Versuch zu machen. Gebote des gesunden Menschenverstandes. Allwichtige Frage. In jedem Sinne des Wortes den Stier bei den Hörnern packen. Danke Ihnen für die Gastfreundschaft in Ihren Spalten.
    - Ich möchte, daß dieser Appell gedruckt und gelesen wird, sagte Mr. Deasy. Sie werden sehen, beim nächsten Ausbruch werden die ein Embargo für irisches Vieh verhängen. Und dabei kann sie geheilt werden! Sie wird ja schon geheilt. Mein Vetter, Blackwood Price, schreibt mir, daß sie von den Viehärzten in Österreich regelmäßig behandelt und geheilt wird. Sie bieten uns an, herüberzukommen. Ich versuche unermüdlich, beim Ministerium Einfluß zu gewinnen. Jetzt will ich es über die Öffentlichkeit versuchen. Ich bin förmlich eingekreist von Schwierigkeiten, von…
    Intrigen, von… Hintertreppeneinflüssen, von…
    Er hob den Zeigefinger und hieb damit jedesmal ältlich in die Luft, bevor seine Stimme weitersprach.
    - Merken Sie auf meine Worte, Mr. Dedalus, sagte er. England ist in den Händen der Juden. Alle höchsten Stellen: die Finanz, die Presse. Und sie sind die Vorboten des Verfalls einer Nation. Wo immer sie sich sammeln, saugen sie der Nation das Mark aus den Knochen. Ich habe das seit Jahren schon kommen sehen. So wahr wir hier stehen, die jüdischen Kaufleute haben ihr Zerstörungswerk bereits begonnen. Old England liegt im Sterben.
    Er tat ein paar rasche Schritte, und seine Augen erwachten zu blauem Leben, als sie einen breiten Sonnenstreif passierten. Er machte kehrt und kam wieder zurück.
    - Im Sterben, sagte er, wenn es nicht bereits tot ist.
    Der Hure Schrei, der Unzucht Fluch,
    Sie weben Englands Leichentuch.
    Die Augen weit offen wie vor einer Vision, starrte er streng durch den Sonnenstreif, in dem er stehengeblieben war.
    - Ein Kaufmann, sagte Stephen, ist einer, der billig einkauft und teuer verkauft, ganz gleich ob Jude oder Heide, nicht wahr?
    - Sie haben gesündigt wider das Licht, sagte Mr. Deasy grabesschwer. Noch in ihren Augen kann man die Finsternis sehen. Und das ist der Grund, daß sie Wanderer sind auf Erden bis auf den heutigen Tag.
    Auf den Stufen der Pariser Börse die goldhäutigen Männer, Kurse notierend mit ihren edelbesteinten Fingern. Narrengeschnatter. Sie wimmelten laut und unheimlich herum im Tempel, die Köpfe voll pausenlos schwirrender Flausen unter den linkisch getragenen Seidenhüten. Nicht die ihren: diese Kleider, diese Reden, diese Gesten. Die vollen bedächtigen Augen straften sie Lügen, die Worte, die gierigen und doch harmlosen Gesten, doch sie kannten den tiefen Haß, der sich um sie ballte, und wußten, ihr Eifer war eitel. Eitel ihr harrendes Streben, zu häufen und zu horten. Die Zeit würde gewißlich alles wieder zerstreuen. Ein Hort, gehäuft nur am Straßenrand: geplündert bald und in andere Hände wandernd. Ihre Augen kannten die Jahre des Wanderns und wußten, harrend, um die Unehren ihres Fleisches.
    - Wer wäre das nicht? sagte Stephen.
    - Wie bitte, was meinen Sie? fragte Mr. Deasy.
    Er kam einen Schritt vor und stand am Tisch. Der Unterkiefer sank ihm schief herab, der Mund stand ihm unsicher offen. Ist das die Altersweisheit? Er wartet, daß ich etwas sage.
    - Die Geschichte, sagte Stephen, ist ein Albtraum, aus dem ich zu erwachen versuche.
    Vom Spielfeld der

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