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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Nahrung zu sich nehmen, sagen wir eine Semmel irgendeiner Art.
    Dementsprechend bestand seine erste Tat darin, mit charakteristischem sangfroid in aller Ruhe die beiden genannten Artikel zu bestellen. Die hoi polloi der Kutscher oder Staumeister, oder was immer sie sonst waren, wandten nach einer flüchtigen Examinierung ihre Blicke, dem Augenschein nach unbefriedigt, wieder ab, obschon ein rotbebartetes sauffreudiges Individuum, dessen Haar bereits eine teilweise Ergrauung zeigte, vermutlich ein Matrose, eine nicht unbeträchtliche Zeitlang immer noch herüberstarrte, bevor er seine gespannte Aufmerksamkeit wieder dem Fußboden zuwandte.
    Mr. Bloom, welcher sich das Recht der freien Rede zunutze machte, tat nun, da er sich einer gewissen oberflächlichen Bekanntschaft mit der draußen zur Anwendung gelangenden Sprache rühmen konnte, auch wenn er, das muß man sagen, hinsichtlich des voglio etwas ratlos war, seinem protégé gegenüber mit durchaus vernehmbarer Stimmstärke apropos des Hauptgefechtes auf der Straße, welches immer noch wild und wütend daselbst tobte, die Bemerkung:
    - Eine wunderbare Sprache. Ich meine, für die Zwecke des Gesanges. Warum schreiben Sie in dieser Sprache nicht Ihre Gedichte? Bella Poetria! sie klingt so melodiös und voll. Belladonna voglio .
    Stephen, der sich aus Leibeskräften, wenn auch vergeblich, zu gähnen mühte, litt er doch an tödlicher allgemeiner Mattigkeit, erwiderte:
    - Um das Ohr einer Elefantenkuh zu füllen. Sie haben sich wegen Geld gekabbelt.
    - Tatsächlich? fragte Mr. Bloom. Natürlich, fügte er gedankenvoll hinzu, auf die innere Erwägung hin, daß es doch letzten Endes mehr Sprachen gebe, als absolut notwendig wären, es mag auch nur der südliche Zauber sein, der sie umgibt.
    Der Inhaber der Kneipe stellte mitten in diesem tête-à-tête eine kochendheiße überschwappende Tasse mit einem als Kaffee bezeichneten erlesenen Gebräu auf den Tisch, dazu das ziemlich vorsintflutlich anmutende Exemplar einer Semmel, nach welcher Verrichtung er den Rückzug an seine Theke antrat. Mr. Bloom beschloß, ihn erst später in näheren Augenschein zu nehmen, damit es nicht den Anschein hatte, als sei er… aus welchem Grunde er Stephen nun auch mit den Augen ermunterte, doch zuzulangen, indessen er selber die Honneurs machte, indem er ihm verstohlen die Tasse mit dem zur Zeit wohl Kaffee zu nennenden Inhalte stückweise näherschob.
    - Klänge sind reiner Betrug, sagte Stephen nach einer Pause von einem Weilchen Dauer. Genauso wie Namen, Cicero, Podmore, Napoleon, Mr. Goodbody, Jesus, Mr. Doyle. Shakespeares waren so gewöhnlich und häufig wie Murphys. Was ist ein Name?
    - Ja, gewiß, äußerte Mr. Bloom unbetroffen seine Zustimmung. Natürlich. Unser Name wurde ebenfalls geändert, fügte er hinzu, indem er die sogenannte Semmel hinüberschob.
    Der rotbärtige Matrose, der die Neuankömmlinge wie Wind und Wetter beobachtet hatte, sprach Stephen, den sich seine Aufmerksamkeit im besonderen erkoren, nun geradeheraus an, indem er fragte:
    - Und wie mag wohl Ihr Name lauten?
    Gerade noch zur rechten Zeit berührte Mr. Bloom seines Gefährten Stiefel, doch Stephen schien den warmen Druck aus unerwarteter Richtung gar nicht zu beachten und antwortete:
    - Dedalus.
    Der Matrose starrte ihn schwer aus einem Paar schläfriger sackiger Augen an, die wie zugespundet wirkten von übermäßigem Alkoholgenusse, vorzugsweise wohl gutem altem holländischen Genever mit Wasser.
    - Kennen Sie Simon Dedalus? fragte er schließlich.
    - Ich habe von ihm gehört, sagte Stephan.
    Mr. Bloom war einen Augenblick lang völlig ratlos, als er sah, daß auch die andern ersichtlich die Ohren spitzten.
    - Das ist ein Ire, versicherte der Matrose kühn, indem er immer noch in ganz der nämlichen Weise starrte, und nickte. Durch und durch Ire.
    - Nur zu sehr Ire, entgegnete Stephen.
    Was Mr. Bloom betrifft, so konnte er sich keinen rechten Reim auf die ganze Sache machen, und eben fragte er sich, welche Beziehung hier möglicherweise obwalte, als der Matrose sich aus eigenen Stücken an die anderen Insassen der Kneipe mit dem Bemerken wandte:
    - Ich hab’ ihn mal, auf fünfzig Yards und über die Schulter, zwei Eier von zwei Flaschen schießen sehen. Linkshändig, und beidesmal Treffer.
    Obschon ihn ein gelegentliches Stottern leicht behinderte und auch seine Gebärden recht schwerfällig waren, tat er doch sein Bestes, die Sache zu erklären.
    - Sagen wir mal, die Flasche ist da draußen. Fünfzig

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