Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
Vom Netzwerk:
Wir können eine Runde spazieren gehen. Vielleicht zum Theresianum. Da hat man einen guten Blick nach Frankreich. Ich brauch Weite, wenn ich großzügig sein soll.«
    *
    Stark wusste, dass sie in Verzug war. Aber sie ermittelte ebenfalls, nicht nur Belledin. Warum sollte sie ihre Arbeit vernachlässigen und auf seine Pfiffe reagieren wie ein junger Hund? Das Polizeirevier lag auf dem Weg. Sie hatte dort eine Stange Zigaretten im Büro. Die holte sie und ging dann über den Parkplatz zurück zu ihrem Wagen. Sie warf die Zigaretten auf den Beifahrersitz und setzte sich hinters Steuer. Jetzt würde sie zu Belledin fahren, aber ein Klopfen an der Fensterscheibe hielt sie davon ab.
    Es war Wagner, ihr Vorgänger, der nun im Archiv arbeitete. Er hatte einen Packen Ordner unterm Arm. Sie ließ das Fenster herunter.
    »Und?«, fragte er. »Geht’s mit dem Alten?«
    »Warum sollte es nicht?«
    »Ist nicht einfach mit ihm. Aber vielleicht ist er zu Frauen anders.«
    »Vielleicht.«
    Wagner nickte und rührte sich nicht vom Fleck. Sein Blick verlor sich auf dem Kühler ihres Wagens.
    Stark wollte ihn nicht einfach so stehen lassen. Vielleicht vermisste er seine alte Arbeit.
    »Schon gehört von unserem Fall?«, fragte sie, um ins Gespräch zu kommen.
    Wagner nickte.
    »Und, was meinen Sie?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Gab es so etwas schon mal in der Gegend?«
    Wagner sah sie an, sein Blick suchte nach innen gerichtet Erinnerungen. »In Österreich gab es mal einen Fall. Ein Metzger hat in den achtziger Jahren die Familie seiner Frau abgeschlachtet, weil sie ihn um das Erbe prellen wollten.«
    »Hat er ihnen auch das Gesicht gehäutet?«
    »Er hat Wurst aus ihnen gemacht.«
    Stark schluckte. Ihr wurde übel.
    »Mögen Sie Wurst? Stellen Sie sich vor, Sie grillen am Wochenende, und Ihre Nachbarschaft liegt auf dem Rost. Und ich sage Ihnen eins: Sie würden noch nicht einmal den Unterschied zwischen Schwein und Mensch schmecken. Und wissen Sie, warum? Weil die ganzen Ketchup-Soßen viel intensiver sind als jede Wurst.« Wagner gefiel sich offensichtlich in seiner Wurst-Philosophie.
    Stark saß da wie gelähmt. Sie bereute es schwer, ihn in ein Gespräch verwickelt zu haben.
    »Ich werde mal recherchieren, ob hier in der Nähe in letzter Zeit irgendetwas vorgefallen ist, das mit dem Fall zu tun haben könnte.«
    »Ja, machen Sie das. Und vielleicht könnten Sie auch noch etwas über militante Vegetarier herauskriegen. Irgendwelche Demos, bei denen es zu Ausschreitungen gekommen ist.« Stark war froh, dass es jetzt konkreter um den Fall ging. »Und Heiner Saier. Wäre fein, wenn Sie mir über den was zusammenstellen könnten.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich von Ihnen Anordnungen entgegennehmen darf. Eigentlich kommen die von Belledin.«
    »Es geht nicht um Anordnungen, es geht um Zusammenarbeit.« Stark war laut geworden.
    »Schon gut. Entspannen Sie sich. Wenn Sie so schnell auf hundertachtzig sind, werden Sie es mit Belledin nicht leicht haben. Ich wollte Sie nur testen.« Wagner grinste frech und ließ sie im Auto sitzen, ehe sie etwas erwidern konnte. Bevor er in der Tür des Reviergebäudes verschwand, drehte er sich noch mal zu ihr um und rief: »Wird erledigt, Chef!«, dann kicherte er in sich hinein und war weg.
    »Machos!«, fluchte sie. »Irgendwann pack ich euch alle an den Eiern und schleif euch durch die Taiga.« Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Warum war sie nicht in Münster geblieben? Aber sie wusste selbst, dass sie dort nicht hatte bleiben können. Münster war verbrannte Erde, hier hatte sie die Chance auf einen Neuanfang. Es würde nicht einfach werden mit den bockigen Badenern, doch wann hatte sie es schon mal einfach gehabt?
    Ein Fingertippen, und Slipknot füllte das Wageninnere mit hartem Metal. Stark übernahm den Beat mit leichtem Kopfnicken und startete den Wagen. Sie wollte Belledin nicht noch länger warten lassen.
    *
    Belledin liebte den Blick vom Münsterberg in die Vogesen. Aber er mochte überhaupt nicht, was Spitznagel ihm da gerade erzählt hatte.
    »Nach Wiesbaden«, sagte er, mehr zu sich als zu ihr. »Seit wann läuft das schon?«
    »Drei Monate.«
    Er nickte und knetete mit der Rechten sein Gesicht. »Und ich bin der Letzte, der es erfährt?«
    »Nein. Ich habe es noch keinem gesagt.«
    Er sah sie eindringlich an.
    »Nur Wagner. Weil er es zufällig mitbekommen hatte, als das BKA anrief.«
    »Gratuliere«, sagte Belledin.
    »Es ist eine Chance für

Weitere Kostenlose Bücher