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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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der Behörden. Wenn die ihn nicht wegsperren, warum sollte ich es tun?«
    Stark wurde ungeduldig. »Kinderspiele? Könnten Sie bitte konkreter werden?«
    »Er bemalt sich hin und wieder mal, beschmiert sich mit Blut, das er vom Schlachthof mitgebracht hat, und läuft so durch die Parks. Und am liebsten mag er es, wenn er Kinder damit erschrecken kann. Zweimal haben sie ihn deswegen schon geschnappt. Ich dachte, du kämst deswegen.«
    »Und dass er einen Zweitschlüssel hat, ist ausgeschlossen?«
    Gerlinde zog einen Schlüsselbund aus dem Bademantel. »Hier. Der Schlüssel ist von einem Vorhängeschloss. Es gibt nur den. Und den habe ich immer bei mir.«
    Stark erhob sich aus dem Sessel. »Was schreiben Sie eigentlich?«
    »Einen Scheißdreck«, sagte Gerlinde und seufzte schwer. »Liebesromane. Ausgerechnet. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich darunter leide. Wenn es wenigstens Jack Slade wäre.«
    »Ja, Jack Slade, das ist schon was anderes.«
    »Du kennst ihn? Wow. Western mit einem guten Schuss Erotik. Fünf aus der Reihe sind von mir. Da macht das Schreiben noch Freude. Aber diese Schnulzen machen mich depressiv.«
    »Warum schreiben Sie nicht auf dem Computer? Nehmen die Verlage noch Papier?«
    »Nur die erste Kreation geht auf Schreibmaschine. Ich brauche den harten Anschlag.«
    Es klopfte an der Tür. Gerlinde sah genervt hinüber. »Nimm es ihm bitte nicht übel. Er meint es nicht so.«
    Stark sah sie fragend an. Es klopfte wieder.
    »Mach auf und gönn ihm den Spaß«, sagte Gerlinde.
    Stark öffnete die Tür und zuckte zusammen. Saier stand vor ihr. In der Hand hielt er ein großes Fleischermesser, von dem das Blut tropfte. Auch sein Gesicht war mit Blut beschmiert. Er röchelte unverständliche Laute, riss seinen Mund zum stummen Schrei, kicherte irr und schlug dann die Tür wieder zu.
    »Vermutlich hockt er jetzt hinter dem Sofa und schämt sich«, sagte Gerlinde. »Du kannst unbesorgt raus.«
    Stark zog ihre Walther, entsicherte sie und öffnete die Tür. Saier war verschwunden. Sie drehte sich zu Gerlinde. »Bleiben Sie in den nächsten Tagen in der Stadt.«
    »Keine Sorge, ich muss drei Sonnenuntergänge samt Happy Ends klopfen. Da komme ich noch nicht einmal aus meinem Zimmer. Du findest den Weg?« Gerlinde drehte sich zu ihrer Olympia und hämmerte weiter Buchstaben.
    *
    Belledin sah ungeduldig auf seine Armbanduhr. Ein Geschenk von Annette, seiner Tochter. Die Uhr sollte ihn daran erinnern, wie schnell die Zeit verging. Typisch Annette. Damit wollte sie ihm ein schlechtes Gewissen machen. Weil er nie Zeit für sie gehabt habe. Er fand, er hatte sehr wohl Zeit für sie gehabt. Aber jeder hatte eben ein anderes Zeitempfinden. Jetzt hatte sie kaum Zeit für ihn. Er nahm es ihr nicht krumm. Aber er hatte ein Gegenargument, wenn sie ihm Vorhaltungen machen wollte. Gleich würde er Stark Vorhaltungen machen. Es dauerte ihm deutlich zu lang, bis sie eintrudelte. Immerhin war Spitznagel schon mit den Spurensicherern in der Wohnung tätig.
    Jetzt kam sie mit einem Baseballschläger in der Hand auf ihn zu. »Hier ist etwas Blut dran«, sagte sie. »Das könnte was bringen.«
    Belledin betastete seine Beule und fühlte, dass sich eine kleine Kruste über die Schwellung zog. Er senkte den Kopf und zeigte sie Spitznagel.
    »Autsch«, sagte sie. Dann riss sie Belledin ein kostbares Haar von seinem spärlichen Kranz.
    »Autsch«, sagte er.
    »Für die DNA «, sagte Spitznagel und grinste breit.
    »Ich freue mich jetzt schon auf die Fingerabdrücke. Sind doch welche drauf?«
    »Ja. Auf den ersten Blick zwei verschiedene. Die einen stammen wahrscheinlich von Schwarz selbst.«
    »Bis wann krieg ich Bescheid?«
    »Am späten Nachmittag. Wir sind hier so weit fertig. Kommen Sie mit? Wir könnten gemeinsam mittagessen.«
    Belledin sah sie misstrauisch an. »Was steckt dahinter? Wollen Sie mir etwa sagen, dass Sie aufhören wollen?«
    Spitznagel atmete tief durch. »Hier ist blöd zu reden.«
    »Warum?«
    »Unpersönlich.«
    »Also habe ich recht? Sie wollen aufhören? Warum? Passt Ihnen etwas nicht? Soll ich mit Ihrem Chef reden, damit er Sie hält? Es hat doch nicht etwa mit mir zu tun? Wir arbeiten doch gut zusammen?« Er sah sie an. »Oder?«
    »Quatsch. Es hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Jetzt ist es raus. Tja, Verhöre habe ich gelernt.« Es kam zynischer als geplant.
    »Wollen wir nicht doch irgendwo in Ruhe …?«
    »Na gut. Aber auf ein romantisches Essen habe ich keine Lust. Mir ist der Appetit vergangen.

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