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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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aus. Sie schnippte die Zigarette auf den Boden und trat sie mit der Spitze ihres Stiefels aus. Dann ging sie auf das Fachwerkhaus zu und verschwand darin.
    *
    Belledin saß auf einem Drehstuhl in dem Zimmer, in dem man ihn niedergeschlagen hatte. Beim Eintritt von Stark sah er von dem Ordner auf, in dem Daten über Tierzucht in Deutschland gesammelt worden waren.
    »Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme«, sagte Stark.
    »Braucht Ihnen nicht leidzutun. Ist gut, wenn wir parallel ermitteln. Haben Sie etwas Neues?«
    »Ein durchgeknallter Metzger, der sich mit Blut beschmiert und gerne Kinder erschreckt. Heiner Saier.«
    »Klingt vielversprechend.«
    »Hat aber ein Alibi für die Tatzeit.«
    »Wer?«
    »Seine Lebensgefährtin.«
    »Dünn. Was wissen Sie noch über ihn?«
    »Ich habe Wagner darauf angesetzt. Wäre übrigens nicht schlecht, wenn er uns auch draußen bei den Ermittlungen helfen könnte.«
    »Wagner? Lassen Sie den mal schön im Archiv. Dort bleibt er trocken. Wenn Sie den auf einen Metzger ansetzen, der mit blutverschmiertem Gesicht Kinder erschreckt, können Sie ihn gleich in einem Fass Wein baden. Der ist zu sensibel für unseren Job.«
    »Wer nicht?«
    Belledin sah sie an. Sie wich seinem Blick aus.
    »Ganz schöne Sauerei«, sagte er und streckte ihr den Ordner entgegen. »Gehen Sie den durch und notieren Sie sich alle Namen, die darin nicht gut wegkommen. Sind nicht wenige, die da etwas zu vertuschen haben. Falls die Anschuldigungen stimmen.«
    Stark nahm den Ordner. Belledin merkte, dass sie auf seine Beule sah.
    »Baseballschläger. Irgendjemand hat mir damit eins verpasst. Ich muss ihn beim Schnüffeln gestört haben. Kann gut sein, dass er nicht gleich abgehauen ist und weitergeschnüffelt hat. Aber den Ordner hat er nicht mitgenommen. Obwohl er ihn in der Hand gehabt haben muss. Er lag auf dem Schreibtisch.«
    »War wohl nicht so wichtig. Dafür sehe ich keinen Computer«, sagte Stark.
    »Es gibt keinen«, brummte Belledin. »In der ganzen Wohnung nicht. Dafür untersucht Spitznagel den Schläger gerade auf Fingerabdrücke.«
    »Der Täter hat ihn zurückgelassen? Scheint mir kein Profi zu sein.«
    »Konnte vielleicht nicht so viel auf einmal tragen.«
    »Also hat Ihr Totschläger den Computer mitgehen lassen. Haben Sie keinen gesehen, bevor Sie niedergeschlagen wurden? Kann mir nicht vorstellen, dass Schwarz keinen Laptop hatte.«
    Belledin hob langsam seine buschigen Brauen. »Vernehmen Sie gerade mich?«
    »Sorry, so war das nicht gemeint. Ich dachte nur –«
    »Denken Sie nur, das ist gut. Das tun in meiner Umgebung ohnehin viel zu wenige.« Belledin rieb sich die Schläfen und versuchte sich zu erinnern, ob er beim Eintreten einen Computer auf dem Schreibtisch gesehen hatte. »Nein, ich glaube, da war nichts.«
    »Gibt es einen Router in der Wohnung?«, fragte Stark.
    »Habe ich noch nicht nachgesehen. Bin erst kurz vor Ihnen wieder hier eingetroffen. Ich war in der Schule. Wollte hier nicht so lange trödeln, bis Sie endlich kommen.« Belledin merkte, dass er sich zu rechtfertigen versuchte, das gefiel ihm gar nicht. Die neue Kollegin setzte ihn seltsam unter Druck.
    »Und was gibt es da? Schwierige Kollegen? Oder betroffene Mitmenschen?« Stark verließ das Zimmer.
    »Weiß ich noch nicht.« Sie war forsch und schnell. Er ging davon aus, dass sie sich erst einmal einzulernen hatte. Er war Wagner gewohnt, ein gewisses Laisser-faire; badisches Temperament eben. Eine westfälische Plappertasche gefährdete seine kriminalistische Ruhe. Er fühlte sich bedrängt, sein Revier zu verteidigen. Und er hatte keinen Grund dazu. Die Fragen, die Stark stellte, waren allesamt berechtigt und sachlich. Das machte ihn noch ungehaltener.
    »Hier ist ein Internetanschluss samt Router. Er ist an. Also muss es hier auch einen Computer gegeben haben«, rief Stark vom anderen Ende der Wohnung.
    Belledin antwortete nicht. Stark redete so viel, sie konnte sich auch allein unterhalten.
    Sie kam zurück.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie.
    »Alles klar. Nur der Kopf brummt ein wenig.«
    »Ich sehe mal im Bad nach. Vielleicht gibt’s hier irgendwo ein Aspirin«, sagte Stark und verschwand wieder.
    Jetzt kümmerte sie sich auch noch um ihn. Wie sollte er ihr da einen vor den Latz knallen können? Von Biggi ließ er sich gern kurieren, das war jahrzehntelang einstudiertes Rollenspiel. Aber wenn ihn eine junge Kollegin bemutterte, degradierte sie ihn in seinem Status. Er konnte jetzt nur hoffen, dass

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