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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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sie fragend an.
    »Ja, man hat ihm wirklich die Haut abgezogen. Das ganze Gesicht haben ihm die Schweine vom Fleisch gerissen. So wie sie es auch bei Rindern machen, so haben sie Erik geschlachtet. Erst mit dem Bolzen ins Hirn geschossen, dann die Haut abgezogen.«
    Sie stellte die Tasse auf das verbeulte Silbertablett, das sich vor dem Sofa auf einem kleinen Tisch befand, und goss sich Kaffee nach. Jetzt, da sie alles ausgesprochen hatte, wirkte sie gefasst.
    »Findest du nicht, dass das für die Metzger als Täter spricht?«, fragte sie.
    »Sieht danach aus. Aber bewiesen ist nichts. Belledin wird bestimmt bereits in die Richtung ermitteln.«
    »Belledin kommt da nicht ran. Die blocken ihn ab. Die ganze Sauerei wird doch vom Staat unterstützt. Fleisch ist ein Riesengeschäft, eine heilige Kuh. Vom Futtermittel über die Bauern bis hin zu den Metzgern, alles eine riesige Lobby. Da will sich Belledin bestimmt nicht die Finger verbrennen.«
    »Belledin kann ein harter Hund sein. Und was könnten wir tun, was er nicht besser kann?«
    »Wir könnten uns den Schlachthof vorknöpfen. Weiteren Druck ausüben. Die denken, dass mit Erik unserer Sache die Spitze genommen wurde. Wenn sie aber weiter unter Druck gesetzt werden, zwingen wir sie, erneut zu handeln. Und dann machen sie einen Fehler, und wir haben sie.«
    »Und wie willst du sie unter Druck setzen? Mit Flugblättern und Demos?«
    »Mit Beweisen. Erik sagte, er hätte Beweise, dass die Tiere bei Ginter gequält würden. Und damit könnte er ihn vom Sessel schießen.«
    »Wo sind diese Beweise?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht in Eriks Wohnung.«
    »Dann wird Belledin sie bereits gefunden haben.«
    »Wenn Belledin sie hat, sind sie nutzlos. Der traut sich nie an die Großen. Der beißt nur die Kleinen.«
    »Unterschätz ihn nicht. Belledin hat auch seinen Kodex.«
    »Solange es ihn nichts kostet. Ich mag ihn nicht. Und ich trau ihm nicht.«
    »Und mir traust du? Was weißt du denn von mir?«, fragte Killian, und er spürte, wie sein Gesicht zu Eis gefror. »Wir haben uns zwanzig Jahre nicht gesehen. Offiziell lebe ich hier, verschwinde aber immer wieder ohne Ankündigung für längere Zeit, um dann wieder aufzutauchen. Hast du dich nie gefragt, was in den zwanzig Jahren passiert ist? Was ich getan habe? Worin ich verstrickt sein könnte? Warum glaubst du ausgerechnet, mir trauen zu können?«
    Bärbel sah ihn lange an. Dann senkte sie den Blick.
    »Ich wünsche es mir einfach. Wegen alter Zeiten und wegen Swintha.«
    Killian saß in der Falle. Sie hatte ihn genau dort, wo sie ihn haben wollte. Er war anfällig für alte Zeiten, noch anfälliger, wenn man Swintha ins Spiel brachte.
    »Du sagtest, sie würden auf dem Schlachthof Arbeiter suchen. Hast du die Telefonnummer?«, fragte er und presste dann die Lippen aufeinander in der Hoffnung, den Satz damit rückgängig zu machen. Es half nichts. Er hatte es gesagt.
    Bärbel griff in die Hosentasche ihrer Jeans und zog das zerknitterte Stück Zeitung hervor.
    »Hier.« Aus ihren flackernden Augen sprach mehr als nur Kampfgeist.
    Killian wusste nicht, wie weit die Geschichte Bärbel und ihn wieder aneinanderrücken würde, aber er fürchtete sich davor. Dass sie freundschaftlichen Kontakt hielten, war gut, aber mehr musste nicht sein.
    Er nahm den Zeitungsartikel entgegen, sah sich die Stellenanzeige an und wählte die Nummer auf seinem Handy.
    *
    Black Sabbath schepperte mit »Hole in the sky« aus den kleinen Lautsprechern. Laut genug, um nicht reden zu müssen. Stark und Marlena rauchten. Ab und zu begegneten sich ihre Finger am überfüllten Aschenbecher. Nach der Zigarette drehte Stark die Musik aus und sah zu Marlena rüber.
    »Magst du das Risiko?«
    Marlena zuckte mit den Schultern.
    »Wie alt bist du?«
    »Achtzehn. Sie müssten mich siezen.«
    »Habe ich das nicht?«
    »Vorhin schon.«
    »Vorhin war dienstlich.«
    »Und jetzt?«
    »Privates Interesse.« Stark schaltete einen Gang zurück und begann eine Schlange von Autos zu überholen, die den Blick auf den Gegenverkehr unmöglich machte. »Ich mag Risiko.«
    »Sind Sie verrückt geworden? Hören Sie auf damit!« Marlena klammerte sich am Griff über der Autotür fest.
    Stark schaltete zwei Gänge hoch und drückte das Pedal durch. »Nur noch drei, dann ist es vorbei.« Ihre Finger umkrallten das Lenkrad, sie drückte ihren Körper in den Sitz und leckte sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Nur noch zwei.«
    Jetzt kam von vorne einer. Ein Van. Bei

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