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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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sie kein Aspirin fand und er weiterhin die schmerzende Beule als Alibi für seine schlechte Laune vorschieben konnte.
    Stark kam mit einem sprudelnden Glas Wasser zurück. Belledin sah, wie sich die letzten Reste der Tablette darin auflösten, und nahm das Glas entgegen. Am liebsten hätte er es Stark ins Gesicht geschüttet. Er trank es aber artig aus und stellte es auf dem Schreibtisch ab.
    »Was gibt’s vom Schlachthof?«, fragte er und war froh, dass er jetzt die Fragen stellte.
    »Es fehlt kein Bolzenschussgerät. Das hat mir der Chef dort gesagt.«
    »Haben Sie es überprüft?«
    Stark schwieg.
    »Außerdem: Wenn es jemand vom Schlachthof war, könnte er es wieder zurückgebracht haben. Verdächtige Leute?«
    »Ich habe bislang nur mit dem Besitzer Ginter gesprochen. Und mit Saier«, sagte sie.
    Belledin hob die Augenbrauen. »Sie hatten doch genügend Zeit, auch andere zu vernehmen. Es ist nicht effektiv, zwei Wege zu machen, wo es einer tut.« Er freute sich, dass er Stark endlich eine austeilen konnte. Sie erwiderte nichts. Damit hatte er nicht gerechnet. So leicht war sie also zum Schweigen zu bringen? Er fühlte, dass er das Heft wieder in der Hand hielt. »Sonst noch was?«
    Sie schüttelte den Kopf, nahm das Glas vom Schreibtisch und ging aus dem Zimmer.
    »Sie können sich hier ja noch ein Weilchen umsehen, vielleicht finden Sie noch einen weiteren Internetanschluss oder etwas ähnlich Wichtiges. Nicht dass wir hier auch noch mal hinmüssen. Und vergessen Sie den Ordner nicht«, rief er in die Wohnung. Stark antwortete nicht. Wenn sie so wenig Kritik verkraftete, konnte es heiter werden. Solange sie nicht zu saufen anfing wie Wagner, durfte sie ruhig die Beleidigte spielen.
    Er drückte seinen Hut vorsichtig auf den Kopf und verließ das Zimmer. Er wollte Stark schon noch mal ins Gesicht sehen, ehe er ging. Nicht aus Genugtuung, sie abgekanzelt zu haben, so klein war er dann doch nicht. Oder doch?
    »Stark? Wo sind Sie?«, fragte er, als er sie weder im Bad noch in der Küche fand. Vielleicht war sie auf dem kleinen Balkon und rauchte eine? Ihm war nicht entgangen, dass sie wie ein Schlot qualmte. Aber es stand ihr, das musste er zugeben. Es passte zu ihrem rotzigen Wesen.
    Sie war nicht auf dem Balkon. Belledin ging durch die Küche zum Schlafzimmer. Auch dort war niemand. Dann hörte er einen Laut aus dem großen Kleiderschrank. Belledin drückte sich an die Wand und zog seine Walther.
    Stark trat aus dem Schrank heraus.
    »Was soll das denn?«, fragte Belledin und steckte die Waffe wieder ein.
    »Hier drin ist ein Tresor.«
    »Dann lassen wir die Experten kommen, damit sie das Ding aufmachen.«
    »Ist schon geschehen. War eine einfache Zahlenkombination. Nichts Kompliziertes«, sagte Stark.
    Allmählich wurde sie ihm unheimlich. Er hatte keine Zeit gehabt, ihre Akte zu studieren. Er dachte, er würde die neue Kollegin bei der Arbeit kennenlernen. Dass sie ihm so ein Kaliber an die Seite setzten, damit hatte er nicht gerechnet.
    »Und? Was war drin?«
    »Das hier.« Stark hielt einen USB -Stick in die Höhe und übergab ihn an Belledin.
    »Vergessen Sie den Ordner, der ist wertlos. Sonst hätte ihn der Einbrecher mitgenommen.« Er atmete tief durch. Es fiel ihm schwer. »Gute Arbeit, Stark.«
    »Jetzt fehlt uns nur noch der Computer. Es muss einer hier gewesen sein. Wozu sonst der Drucker?«, sagte sie und blätterte durch den Ausdruck, der im Cache des Druckers lag.
    »Flugblätter?«, fragte Belledin.
    »Essen wir bald auch Menschenfleisch?«
    »Was?«
    »Steht hier. Ist die Überschrift.«
    »Das war unser letztes Thema in Deutsch«, sagte eine helle Stimme. Die junge Frau mit den Rastazöpfen stand im Türrahmen.
    »Hat dir jemand erlaubt, hier reinzukommen?«, knurrte Belledin.
    »Wurde er hier getötet?« Das Mädchen starrte auf das Chaos.
    »Wer ist das?«, fragte Stark.
    »Eine Schülerin von Schwarz. Sie wollte nach Freiburg mit.«
    »Name?«
    »Marlena. Marlena Dufner.«
    »Kannten Sie Erik Schwarz gut?«
    »Er war mein Lehrer.«
    »Haben Sie sich mit ihm auch außerhalb der Schule getroffen?«
    »Bei den Tierschützern.«
    »Auch hier?«
    Sie nickte.
    »Wer noch?«
    »Joe, Olcay und die Aguecheeks.«
    »Aguecheeks?«, fragte Belledin.
    »Bleichenwang. Aus ›Was ihr wollt‹, von Shakespeare. Weil die Köhler-Brüder so blass sind, nennen wir sie die Aguecheeks.«
    »Und was habt ihr hier gemacht?«
    »Aktionen besprochen.«
    »Nur ihr? Sonst niemand?«
    »Die anderen kannst du vergessen.

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