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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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nicht vorhanden. Nirgends hatte sie andocken können, niemand hatte sich für ihre Erfahrungen während der Auszeit interessiert, keiner war auf sie zugekommen, um ihr mitzuteilen, was sich innerhalb ihrer Abwesenheit getan und geändert hatte.
    Der Einzige, der Gugel und der konservativen Fraktion widersprochen und sich aus dem Heer der Meinungslosen erhoben hatte, war Erik gewesen. Er plädierte für ganzheitliches Lernen, brachte Beispiele aus Finnland, wo er selbst zwei Jahre in einem europäischen Schulprojekt eingesetzt worden war, ehe er in Breisach den Schuldienst angetreten hatte. Erik wusste seine Argumente nach und nach aufzufächern, ohne sich emotional zu verausgaben. Er war darin viel besser gewesen als sie. Ihre Emotion war immer schneller als ihr Verstand. Erik gehorchten Gefühl und Gedanke. Das war seine Stärke, und dadurch gewann er nach und nach Stimmen aus den Reihen der Mitläufer.
    Auch Bärbel hatte sich an ihn gehängt. Er konnte ihre Wut in Worte fassen und Probleme in Herausforderungen verwandeln. Er war kein Protestler, er war einer, der Dinge anging und neue Situationen schuf. Bärbel war durch ihn mit einem Schlag um zwanzig Jahre jünger

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geworden. Sie arbeitete bis spät in die Nacht. Schrieb Flugblätter, schickte Rundmails an Sympathisanten, organisierte Demos. Sie war mindestens so wild und engagiert wie damals, als es gegen die Pershing II ging. Sie hatte wieder Sinn gefunden. Und nun sollte das auf einmal vorbei sein? Mit Eriks Tod sollte auch ihre frisch gewonnene Lebenskraft wieder schwinden? Nein, das würde sie nicht zulassen. Erik hatte viel riskiert, und sie würde ihm in nichts nachstehen. Das war sie ihm schuldig. Und wenn Killian ihr nicht helfen mochte, dann würde sie es eben allein durchziehen.
    Sie setzte den Blinker und überholte eine Schlange von drei Autos, die hinter einem Traktor hertuckerten.
    »Ihr Sicherheitsfahrer!«, brüllte sie. »Riskiert mal was! Zieht mal auf die Gegenfahrbahn! Was kümmert mich eine durchgezogene Linie, die keinen Sinn macht? Wer noch nicht einmal die Verkehrsregeln hinterfragt, wie will der eine eigene Meinung haben! Auf, ihr Lahmärsche!«
    Sie hupte wild und zog an der Schlange vorbei. Sie wusste, dass die Spießer nun den Kopf schütteln würden. Aber was sollte auf der Geraden zwischen Breisach und Ihringen schon passieren? Da gab es ganz andere Kurven am Kaiserstuhl, in denen der Tod auf Beute lauerte. Und dort waren keine durchgezogenen Linien gemalt.
    Von vorne preschte ihr ein Fahrzeug entgegen, das mit der Lichthupe zündete.
    »Arschloch! Brems halt!«, fauchte Bärbel und drückte das Gaspedal noch tiefer durch. Im letzten Moment riss sie das Steuer herum und schnitt knapp vor dem Traktor auf die rechte Spur. Dann bremste sie scharf ab, weil sie an der nächsten Kreuzung links abbiegen musste, um in den Kaiserstuhl zu gelangen.
    *
    Stark drückte die Kippe im Aschenbecher aus und blickte in den Rückspiegel. Sie war kein My vom Gas gegangen. Hätte der gelbe Beetle doch in den Acker fahren sollen. Wer sich mit ihr im Verkehr anlegte, trug selbst Schuld. Das kurze Duell hatte Lust auf mehr gemacht. Gerne wäre sie jetzt eine Rallye gefahren. Sie hatte sich noch nicht schlaugemacht, wo man hier auf die Piste konnte. In Münster war sie jeden dienstfreien Sonntag gefahren. Das hatte gutgetan. Sie hatte den angestauten Dampf der Woche ablassen können.
    Mit Supervision hatte sie es auch versucht, aber es hatte nichts gebracht. Keine drei Sitzungen, und sie war mit dem Kerl im Bett gelandet. Einer, der zuhörte, den mochte man eben. Aber außer Zuhören war da nicht viel gewesen. Selbst hatte er nichts zu erzählen gehabt; da waren getunte Motoren bessere Unterhalter.
    Sie fischte sich eine neue Zigarette aus dem Päckchen und steckte sie an. Wenn man hier Rennen fahren konnte, würde sie schon zurechtkommen.
    Sie fuhr in Breisach ein und bremste ab. Zu spät. Ein Blitzlichtgerät der Kollegen knipste sie. Es ließ sie kalt. Ein Blick auf das Navi zeigte ihr, wohin sie zu fahren hatte. Sie folgte dem Pfeil und tuckerte über die Neutorstraße zur Kupfertorstraße, um dann über das Kopfsteinpflaster den Münsterberg zu erklimmen. In der Radbrunnenallee parkte sie neben Belledins Wagen und stieg

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