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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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auch der Nachfolger von Schwarz in Gefahr sein. Wenigstens so lange, bis sie gefunden haben, wonach sie in seiner Wohnung und hier gesucht haben.«
    Bärbel war es nicht, die Schwarz beerben konnte. Dafür war sie viel zu emotional. Ihr fehlte die strategische Reife, um eine Guerilla in der Dimension anzuführen. Sie war eine gute Kämpferin, aber keine Anführerin.
    »Anna Bach«, sagte sie. »Sie ist Tierärztin. Mit ihr hat Erik die Konzepte ausgearbeitet und auf wissenschaftliche Füße gestellt.«
    Stark notierte sich den Namen. »Danke. Die Spurensicherer kommen morgen vorbei. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, lassen Sie es bis dahin noch unaufgeräumt.«
    Starks Händedruck war energisch, ihre Finger kalt. Bärbel spürte sie noch, als Stark die Wohnung bereits verlassen hatte.

FÜNF
    Spiegelhalters Gesicht war ebenso rosig wie das der quiekenden Schweine, denen er das Messer mit einem Halsbruststich ins Leben rammte. Das Blut brach heraus und spie große Bogen. Oft trafen sie Spiegelhalter mitten ins Gesicht. Dann lachte er laut. Denn wenn es richtig spritzte, war es ein guter Stich.
    »Es gibt kaum ä bessere Stecher als de Spiegelhalter. Er isch nit nur sauber, sondern au schnell«, sagte Ginter. »Komme Sie, ich will Ihnen zeige, was des für Sie bedeutet.«
    Killian folgte Ginter durch das Schlachthaus zur nächsten Station der Wurstbereitung.
    »Hier werde die Säue mit Wasserdampf überbrüht und entborschtet. Dann komme Sie zu Staude.«
    Sie erreichten Staude, der den Säuen Augenober-und -unterlider entfernte und ihnen dann die Ohren abschnitt.
    Killian glaubte zu sehen, wie ihn eines der Tiere noch lebendig aus den verstümmelten Schweinsäuglein anstierte. Ginter schien das Lebenszeichen ebenfalls bemerkt zu haben und sah Killian von der Seite her an.
    »Des kommt hin und wieder vor. Bei der Schlagzahl kann nit jeder Stich hundertprozentig sitze. Des schafft keiner. Komme Sie mit. Das hier isch Ihr Job.« Er zeigte auf einen Mann, der die abgeschnittenen Konfiskate einsammelte und in einen Container stopfte.
    »Daraus mache mir dann Gummibärle.« Ginter fand es komisch. Killian zwang sich zu einem einfältigen Lachen.
    »Weiter hinte wird die Haut abgezoge, dann entweidet und schlussendlich in Hälfte geteilt. Des könne Sie sich aber später angucke. Ich würd sage, Sie fange gleich an. Gotthard zeigt Ihne, was Sie mache müsse. Frohes Schaffen.«
    Ginter übergab an Gotthard.
    Der streckte Killian die Hand entgegen und drückte zu, als wolle er eine Sau erwürgen. Es knackte leise in Killians Hand. Er biss die Zähne zusammen und entgegnete mit verspätetem Gegendruck. Der Schmerz blieb auch, nachdem Gotthard die Haxe wieder losgelassen hatte.
    »Do lang«, sagte Gotthard. Killian folgte dem Zwerg von knapp eins fünfzig, der im Verhältnis zu seiner Körpergröße Schritte von zwei Metern zu machen schien. Seine weißen Gummistiefel staksten entschlossen über die Kacheln der Halle, während Killian Mühe hatte, darauf Halt zu finden.
    Sie landeten in der Umkleide der Arbeiter. Gotthard zeigte mit seiner behaarten Pranke auf einen Spind, an dem Killians persönliche Schutzkleidung hing. Killian zog sich um und schlüpfte in die Metzgerkluft. Die weißen Gummistiefel waren ihm zwei Nummern zu groß, aber er meckerte nicht. Das weiße Schiffchen saß dafür perfekt auf seinem Kopf.
    Gotthard warf ihm noch eine feuchtigkeitsabweisende Schürze in hellem Braun zu, die vom Brustbein abwärts den ganzen Körper bedeckte und nur die weißen Kappen der Gummistiefel hervorblitzen ließ. Killian band sie sich um und war bereit.
    Gotthard musterte ihn. »Du häsch doch nie im Lebe Metzger glernt, hab ich recht?«
    Killian nickte.
    »Weiß des de Chef?«
    Wieder nickte Killian. Darüber schüttelte Gotthard nur den Kopf.
    »Die nehme heut alles, was kummt. Bisch wenigschtens vu do?«
    »Bötzingen«, sagte Killian kurz.
    »Schwätzesch aber kei Dialekt. Bisch ä Plaschtiker? Schaffe die wieder kurz, oder schrumpfe sie gsund? Mir isch’s egal. Vu mir us könne sie au den Lade hier dichtmache. Ich bin Ende des Monats in Rente. Dänn verdien ich meh wie do. Hausschlachtung, verstehsch? Super-Gschäft. Kannsch als Bio verkaufe, denn kumme die Herre Lehrer und Manager und kaufe sauberes Fleisch.« Gotthard lachte und schüttelte dabei den Kopf. »Wenn ich des schon hör. Sauberes Fleisch. Sterbe muss die Sau trotzdem. Und brülle tut sie au. Als ob die nit merke tät, dass sie uf d’ Schlachtbank muss.« Er sah

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