Um die Wurst (German Edition)
Killian an. »Kumm, mir müsse los. Die abgschnittene Schweinsohre laufe nit vu allei in de Container.«
*
»Warum haben Sie mich gestern nicht angerufen?« Belledin stellte Stark mit finsterer Miene seinen verseuchten Laptop auf den Tisch.
»Es war spät, ich hatte Bereitschaft, Sie einen freien Abend.«
»Ich habe nie einen freien Abend. Nicht, solange ein Mörder ungeschoren in meinem Revier rumläuft. Merken Sie sich das.«
Stark blickte auf die Tastatur des Laptops. Sie war wohl seit Anbeginn der Inbetriebnahme nicht mehr gereinigt worden. Zwischen den einzelnen Buchstaben fristeten Kuchenkrümel und Schokoladensplitter ihr Dasein und fütterten Mikroben unsichtbarster Art. Sie fuhr den Rechner hoch und sah zu Belledin.
»Alles klar. Das nächste Mal weck ich Sie auf.«
Belledin brummte. Er hätte mehr Widerrede erwartet und wusste jetzt nicht, ob es ihm recht sein sollte, dass seine Erwartungshaltung nicht erfüllt wurde. Er musterte sie, während sie auf den Bildschirm sah und auf die Hieroglyphen wartete, die der unbekannte USB -Stick ins Innenleben seines Rechners gezaubert hatte.
Sie hatte etwas, das Belledin beunruhigte. Es schien hinter ihrem Busen zu sitzen, dort, wo man das Herz oder die Seele vermutete. Er wusste nicht, ob er es schauen wollte. Es schien ihm gefährlich, wenn man es erfuhr.
»Das sieht übel aus«, sagte sie jetzt. »Den können Sie wegwerfen. Das ist ein Nimmersatt. Der frisst Ihnen alles.«
»Können die Experten auch nichts machen?«
»Ich bin Experte«, sagte Stark und drehte den USB -Stick zwischen ihren schlanken Fingern, als würde sie ihn sich gleich als Zigarette zwischen die Lippen führen und anzünden. »Den hier können wir vergessen. Das ist nur ein netter Scherz.«
»Aber von wem? Von Schwarz? Wollte er damit seine Gegner foppen? Oder haben uns seine Gegner den Stick in den Tresor gelegt, um sich über uns ins Fäustchen zu lachen?« Belledin ging vor seine abwischbare Magnettafel, die noch unbefleckt den Raum zierte.
Er nahm einen schwarzen Filzstift und schrieb den Namen des Ermordeten auf die Tafel. Dann zog er einen Kreis um den Namen und schrieb in einiger Entfernung sternförmig Stichworte, die ihm zu dem Namen einfielen: »Tierschützer«, »Lehrer«, »Schlachthof«. Das waren die Hauptgruppen. Von diesen Clustern zog er weitere Linien und schrieb neue Namen: Bärbel Engler setzte er zu den Lehrern, Arno Zimmermann schrieb er dem Schlachthof zu. Ob es ihm passte oder nicht, er würde Arno vernehmen müssen. Nicht auszudenken, wenn der etwas mit dem Mord zu tun hätte. Ob es im Knast auch eine eigene Metzgerei gab? Es gab Tischler, das wusste Belledin, aber Metzger? Falls ja, würde er seine geliebte Blutwurst dann aus der LVA beziehen müssen.
Blödsinn, nur wegen einer eingeschlagenen Fensterscheibe würde Arno keinen abschlachten. Nicht auf solch perfide Art. Im Affekt könnte er jemandem schon eine schieben, aber nicht so. Nein, Belledin würde seine Blutwurst weiterhin aus Bötzingen beziehen können. Den Namen ließ er dennoch stehen. Er sollte ihn an den Konflikt zwischen den Tierschützern und den ansässigen Metzgern erinnern. Die Gruppe um Marlena fiel ihm ein. Er schrieb sie zu den Tierschützern und verband den Cluster mit den Lehrern und den Metzgern.
Er drehte sich zu Stark um, die hinter seinem Laptop aufsah und die Skizze betrachtete.
»Was können Sie hinzufügen?«
Sie schwang sich hinter dem Schreibtisch hervor, ging auf ihn zu und nahm ihm den Stift aus der Hand.
»Maria Riesterer, Anna Bach und Holger Koch sitzen mit Bärbel Engler im Vorstand der Tierschützer.« Sie schrieb die Namen auf und verband sie mit Linien mit dem Cluster »Tierschützer«. »Holger Koch und Bärbel Engler gehören ebenfalls zu den Lehrern.« Sie zog auch hier Linien. »Spiegelhalter, Erdogan und Ginter gehören zum Schlachthof. Ginter ist der Chef des Ladens, Erdogan und Spiegelhalter sind Stecher und Bolzenschießer. Sie haben sich auf dem Hof eine Schlägerei geliefert. Da müssen wir noch nachhaken. Und Saier gibt es auch noch.«
Sie hielt kurz inne und knabberte an ihrer schmalen Oberlippe. »Was ist mit Braveheart?«, fragte sie und sah zu Belledin.
»Wer?«
»Seibert, der Hundebesitzer. Wäre nicht das erste Mal, dass Finder und Mörder dieselbe Person sind.«
Belledin zuckte mit den Schultern und plusterte die Wangen. »Schreiben Sie ihn drauf. Streichen können wir ihn immer noch.«
Belledin rechnete damit, dass ihm Stark den Stift nun
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