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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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wieder gäbe, aber sie schrieb weiter und machte obendrein zwei neue Cluster auf: »Eintracht Frankfurt und Birkenwaldschule Heppenheim«, sagte sie und dehnte dabei die einzelnen Silben, während sie sie schrieb.
    Hans Spiegelhalter setzte sie zur Eintracht Frankfurt und verband den Namen mit dem Namensvetter des Schlachthofs. Zuletzt schrieb sie noch »Daniela Walter« neben den Cluster der »Birkenwaldschule«, dann drückte sie den Deckel auf den Stift und reichte ihn Belledin. Er sah sie fragend an.
    »Was wissen Sie, was ich nicht weiß?«
    »Schwarz war mal radikaler Fußballfan. Jedenfalls war gegen ihn Anklage wegen schwerer Körperverletzung erhoben worden. Hans Spiegelhalter war ebenfalls angeklagt worden, einen gegnerischen Fan zum Krüppel geschlagen zu haben. Schwarz wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen, Spiegelhalter ging für vier Jahre in den Bau.«
    »Ist es derselbe Spiegelhalter, der auf dem Schlachthof arbeitet?« Belledin witterte Lunte.
    »Leider nein. Hans ist vor zwei Jahren gegen einen Betonpfeiler gerast. Er ist tot. Aber vielleicht ist der eine mit dem anderen verwandt.«
    »Möglich.« Belledin sah missmutig zum Cluster »Birkenwaldschule«. »Und was soll das?«
    »Schwarz war dort mal Lehrer.«
    »Scheiße. So etwas brauche ich überhaupt nicht.«
    »Daniela Walter hatte Schwarz wegen sexueller Nötigung angezeigt.«
    »Und?«
    »Nichts. Sie hat die Anzeige dann wieder zurückgezogen.«
    »Also auch hier eine mögliche offene Rechnung.« Belledin knirschte mit den Zähnen und pfefferte den Stift wütend gegen die Magnettafel. Dann blitzte er Stark an. »Haben Sie noch was, was den Fall aufblasen könnte? Vielleicht eine Bunga-Bunga-Party mit Berlusconi?«
    Stark hob den Filzstift vom Boden auf und drückte ihn Belledin in die Hand.
    »Wie machen wir weiter?«, fragte sie.
    Belledin fuhr sich runter. Starks strukturierte Art setzte ihn unter Druck. Er kam sich vor wie damals in Chemie. »Wie lautet die Formel von Propylenoxid?«, hatte ihn Eisner gefragt, und Belledin war ihm die Antwort bis heute schuldig geblieben. Damals hatte er die Kreide in den Fingern zerbröselt, jetzt setzte er nervös mehrere Male hintereinander die Kappe auf den Filzstift und zog sie wieder ab. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen.
    »Fühlen Sie sich nicht gut?«
    Belledin ging zwei Schritte durch den Raum, öffnete den Hemdkragen und ließ sich schnaufend auf einen Stuhl fallen.
    »Alles klar.« Als Stark ihn misstrauisch ansah, raunzte er sie an: »Glotzen Sie nicht so! Ich bin in Ordnung.«
    Gleichzeitig merkte er aber, wie ihm das Blut vom Schädel in die Beine stürzte, er musste so bleich sein wie die Kreide, die er damals zerbröselt hatte. Ihm wurde schummrig vor Augen.
    Stark packte ihn unter den Achseln und zerrte ihn vom Stuhl zum Feldbett, das Belledin gern benutzte, wenn die Abende mal in die Nächte wuchsen und er nicht mehr nach Hause fahren wollte. Er wunderte sich, wie kräftig die kleine Stark war, dass sie ihn ziehen konnte. Schließlich war er kein Leichtgewicht.
    »Hebelgesetze«, murmelte er, und es erinnerte ihn an Physik. Auch dort hatte er im Unterricht nicht aufgepasst, sonst hätte er die physikalischen Prinzipien von Starks Aktion expliziter erklären können.
    Stark verschwand und kehrte mit einem nassen Lappen zurück, den sie ihm ins Genick drückte. Gleichzeitig lagerte sie seine Beine auf einem Kissen, das sie aus ihrer Lederjacke und einer Rotkreuzdecke geformt hatte. Belledin floss das Blut wieder in den Kopf. Allmählich fühlte er sich wohler.
    »Sie sollten zum Arzt.« Stark legte kontrollierend eine Hand auf Belledins Stirn. Ihre Finger waren kühl und trocken.
    »Wir müssen noch mal in die Schule«, sagte er und schielte von der Pritsche aus auf die Magnettafel. »Bärbel Engler ist ein Knotenpunkt. Sie kannte Schwarz von den Tierschützern und als Kollege, und man hat ihre Wohnung durchwühlt. Ich übernehme das. Gehen Sie noch mal zum Schlachthof und überprüfen Sie diesen Spiegelhalter. Wagner soll über die Ämter rausfinden, ob der tote Hooligan mit dem Metzger verwandt ist. Sollte es so sein, können wir uns vielleicht eine alte offene Rechnung basteln.«
    »Und was ist mit der Birkenwaldschule?«, fragte Stark.
    Belledin blies die Backen auf. »Geben Sie auch an Wagner weiter. Der hat da unten sowieso wenig zu tun. Er soll sich über Daniela Walter schlaumachen.«
    »Dann bleibt noch der Vorstand der Tierschützer.«
    »Die hocken in Breisach.

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