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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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griff seine Jacke und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch mal zu ihr um.
    »Ich habe morgen einen harten Tag. Um sechs fang ich im Schlachthof an.«
    Er verließ die Wohnung. Es fiel ihm schwer.
    *
    Stark saß im »Auerhahn«, einer Studentenkneipe im Stühlinger. Rauchen durfte man hier nicht, dafür aber trinken. Sie wollte sich nicht besaufen, aber zwei Viertel Rotwein konnte sie durchaus vertragen. Zum ersten Glas hatte sie einen Camembert gegessen, beim zweiten schmeckte ihre Zunge gewohnt den Gaumen nach Tabak ab. Vergeblich. Es half nichts. Sie musste vor die Tür, wenn sie rauchen wollte.
    Sie nahm das Rotweinglas mit und steckte sich draußen eine an. Die Nacht war mild. Frühling überall. Nur bei ihr nicht. In ihr fror tiefer Winter.
    »Hasch du vielleicht Feuer?«, fragte ein bebrillter Mittzwanziger mit hängenden Schultern und streckte ihr den selbst gedrehten Stängel im Mund entgegen.
    Stark zündete das Kraut an und roch sofort, dass da nicht nur Tabak verbrannte.
    »Merci«, sagte er. »Bisch zum erschten Mal hier, oder? Hab dich noch nie hier gsehn.«
    Stark musterte ihn. Marke Langzeitstudent. Was bildete der sich ein, sie anzugraben? Am liebsten hätte sie ihm die Brille richtig auf den Kopf gesetzt. Aber das hatten schon seine Eltern versäumt, denen er bestimmt noch immer auf der Tasche lag.
    »Ich bin fascht jeden Tag hier. Wohn glei ums Eck«, fuhr er fort und ließ durch ein leichtes Heben der Augenbrauen erkennen, dass er die Anmache ernst meinte. Er nervte. Obwohl er gar nichts Arges im Sinn hatte.
    Es war billig, aber sie tat es trotzdem: ein Griff in die Innentasche ihrer Lederjacke, und sie hatte ihren Dienstausweis in der Hand.
    »Drogenfahndung«, sagte sie.
    Der Kiffer warf seine Tüte auf den Asphalt und sprintete mit einem Tempo davon, dass er vermutlich hinter der nächsten Ecke vor Erschöpfung kollabierte. Sie spürte einen Moment der Genugtuung, steckte den Dienstausweis ein, trat den Joint aus und zog an der Zigarette.
    Ihr Handy klingelte. Sie hatte Dienstbereitschaft und nahm den Anruf entgegen.
    »Kripo Freiburg, Stark. – Nein, Hauptkommissar Belledin ist erst morgen früh wieder zu erreichen. Kann ich was für Sie tun?«
    Sie ging ein paar Schritte, um sich von anderen Rauchern, die gerade aus dem Lokal traten, zu entfernen.
    »Gut. Haben Sie schon was aufgeräumt? – Lassen Sie alles so, wie es ist. Ich komme vorbei.«
    *
    »Ist Wagner nicht mehr dabei?«, fragte Bärbel und musterte Stark. Sie war attraktiv, ohne dabei mit den weiblichen Klischees bestückt zu sein. Die Rundungen fehlten zwar nicht völlig, tendierten aber ins Knabenhafte. Sie hatte klare dunkelbraune Augen, und ihr schwarzes kurzes Haar schimmerte je nach Lichteinfall bläulich. Die Nase bog sich leicht, die Wangenknochen waren markant und ließen das Gesicht zu einem Dreieck werden, an dessen unterer Spitze ein energisches Kinn trotzte. Am meisten beeindruckte Bärbel die Art und Weise, wie Stark sich bewegte. Sie erinnerte an Rilkes »Panther«: »Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerfeinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.« Bärbel erschrak. Jetzt wusste sie, an wen Stark sie erinnerte. An Killian. Es war dieselbe Art, sich zu bewegen. Auch die Traurigkeit im Blick, die sich mit Schärfe abwechselte, ließ eine Seelenverwandtschaft erkennen.
    »Wagner arbeitet im Archiv. Ich mache jetzt seine Arbeit«, antwortete Stark, während sie sich durch das unberührte Chaos schlängelte und sich hin und wieder Notizen auf einen kleinen Block machte.
    »Kommt keine Spurensicherung?«, fragte Bärbel.
    »Vermissen Sie etwas?«
    »Ich habe noch nicht nachgesehen. Sie sagten doch, ich sollte alles so lassen.«
    »Nach wertvollen Gegenständen guckt man sofort, das limbische Hirn lässt sich nicht ausschalten.«
    »Ich habe nichts von Wert. Ich wüsste nicht, was man mir stehlen sollte.«
    »Wissen Sie etwas von einem USB -Stick, auf dem Schwarz wichtige Daten gespeichert hatte?«
    »Nein.«
    »Wer ist der Nachfolger von Schwarz?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wer übernimmt jetzt das Kommando bei den Tierschützern?«
    »Das weiß ich nicht. Das habe ich mich noch gar nicht gefragt. Meinen Sie etwa, dass jemand auf seinen Posten scharf war? Das ist ein ehrenamtlicher Job, den macht doch keiner aus Karrieregründen.«
    »Das meine ich auch nicht. Aber wenn der Mörder aus der Szene der Fleischerlobby stammt, könnte

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