Um die Wurst (German Edition)
Bürogebäude und steuerte auf sie zu. Zwischen den Fingern hielt sie einen Plastikbeutel.
»Ein blondes Haar. Und Schweißspuren auf dem Boden des Schranks. Gut möglich, dass sich der Täter dort versteckt hatte. Ansonsten unzählige Fingerabdrücke. Und Blut auf dem Teppich. Schätze, das stammt vom Opfer. Aber wir werden es untersuchen.«
»Bis wann darf ich mit Ergebnissen rechnen?«, fragte Belledin.
»Kann ich nicht genau sagen. Wir vergleichen die Spuren mit der DNA von Frau Vogt und den Arbeitern, die zur Tatzeit auf dem Hof waren. Dann sehen wir weiter. Vielleicht passen sie ja auch zu den Fingerabdrücken auf dem Baseballschläger.«
»Habt ihr die schon durch den Computer gejagt?«
»Ja. Niemand, den wir in unserer Kartei haben.«
»Dann legen wir hierfür eine eigene Kartei an.«
»Und wo soll ich beginnen? Alle Metzger? Lehrer? Tierschützer?«
»Wo Sie wollen. Wer nach Wiesbaden will, dem wird schon was einfallen«, knurrte Belledin.
*
Die Mittagspause war zu Ende. Die Arbeiter hatten sich wieder an ihren Plätzen eingefunden, das Schlachten ging weiter. Man konnte jetzt doch nicht einfach aufhören, nur weil der Chef tot war. Wie die Zukunft des Ladens aussehen sollte, würden andere entscheiden. Für die Arbeiter änderte das nichts. So hofften sie jedenfalls.
Selbst Gotthard, der bereits seit vierzig Jahren dem familiären Schlachtbetrieb Ginter angehörte, sah keinen Sinn darin, nicht weiterzuarbeiten. Allerdings sammelte er jetzt nicht mehr die Schlachtreste ein, sondern stand am Schussapparat, der durch Erdogans Flucht frei geworden war.
Gotthard schoss ein Rind nach dem anderen. Er schien bei keinem einzigen daran zu denken, dass sein langjähriger Chef wenige Stunden zuvor ebenfalls durch einen Bolzen getötet worden war.
Killian musste nun allein die für den Menschen unbrauchbaren Tierteile einsammeln und in den Container karren. Er hatte lange nicht mehr so geschuftet. Aber er hatte jetzt nicht nur bei Bärbel ein Versprechen einzulösen, sondern auch noch einen Deal mit Belledin. Er sollte für ihn die Augen offen halten, um Ginters Mörder auf die Spur zu kommen. Wenn es ihm dabei auch noch gelang, spektakuläre Fotos zu knipsen, die den Tierschützern in die Hände spielten, umso besser. Vorgänge, die den Verbraucher schocken konnten, gab es hier zuhauf. Er würde sie fotografieren und wenn er Glück hatte, sogar etwas über den Täter der beiden Morde herausfinden.
*
Belledin gab Vollgas. Er hatte das Blaulicht auf das Dach des Audis gesetzt und raste über den Zubringer von Freiburg in Richtung Umkirch. Für ihn war es ein Noteinsatz, obwohl es nur eine einfache Ermittlungsfahrt von Ort zu Ort war.
Wenn Stark tatsächlich von höherer Dienststelle bei ihm eingeschleust worden war, war es auch ein Notfall. Aber wieso sollte Wagner ihn belügen? Belledin hatte ja bereits selbst geahnt, dass sie keine durchschnittliche Polizistin war. Allein wie sie den Tresor in Schwarz’ Wohnung geknackt hatte. Und ihr strukturiertes Handeln. Trotzdem. Sie war seine Kollegin. Sie hatte ihm zuzuarbeiten, ihn zu entlasten. Und nun herrschte der Verdacht, dass sie auf eigene Rechnung ermittelte.
Belledin schnaubte vor Wut. Das würde er sich nicht bieten lassen. Wenn, dann wollte er eingeweiht sein. Als tumber Tanzbär übers Parkett gezogen zu werden, das würde er nicht dulden.
Er wählte Wagners Nummer und wartete, bis er abnahm.
»Wagner, hier Belledin. Ich brauch alles, was du über Stark weißt. Leg es mir in die Schublade. Ich hole es heute Abend ab. Danke.«
*
Stark hatte den Betrieb anhalten lassen. Es war ihr egal, wie viele Tiere auf Schlachtung warteten. Sie hatte Spiegelhalter ins Gesicht gelacht, als dieser monierte, die Tiere würden durch das Warten zu viel Adrenalin ausschütten, was das Fleisch schlechter machte.
Jetzt hockten die Arbeiter in der Kantine und warteten, dass sie ihre Fragen stellte. Aber sie musterte die Männer nur und machte sich ihre Gedanken. Spiegelhalter traute sie alles zu, aber er hatte ein Alibi. Sie alle hatten ein Alibi. Jeder hatte jeden bei der Arbeit gesehen. Da hielten sie zusammen. Der alte Gotthard wirkte erschöpft. Er war es wohl nicht mehr gewohnt, Rinder zu schießen, und schien dankbar für die unvorhergesehene Pause.
Der neue Arbeiter, Killian, erweckte ihr Interesse. Er sah nicht aus wie einer, der es nötig hatte, diese Schufterei zu machen. Seine Finger waren zartgliedrig, eher dazu gemacht, Ton zu modellieren, als Fleisch
Weitere Kostenlose Bücher