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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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sich verheißungsvoll.
    Belledin dachte an Odysseus. Jetzt bräuchte er Freunde, die ihn an den Schiffsmast banden, damit er keine Dummheit beging. Sein Handy brummte. Immerhin.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er und zog das Handy aus der Tasche. »Belledin. – Wo?« Er atmete tief durch. »Ich komme.« Er steckte das Handy wieder zurück und sah in die Maske von Bernadette. Sie hatte sich nicht verändert, als hätte man bei einem Film auf die Pausetaste gedrückt.
    »Erdogan. Kennen Sie den?«, fragte er, und sein Bass hatte an Schärfe gewonnen.
    »Sollte ich?«
    »Er hat bei Ihnen auf dem Schlachthof gearbeitet.«
    »Ich war nie auf dem Schlachthof. Ich mag den Geruch nicht, und ich habe Angst vor den Menschen dort. Es reichte mir schon, dass ich zur Weihnachtsfeier mitmusste und beim Innungsfest den Schlachter des Jahres zu küren hatte. Wenn Ihnen so einer die Hand gibt, glauben Sie, Ihre Finger werden gleich zu Würsten.«
    »Hat Ihnen Erdogan jemals die Hand gegeben?«
    »Kann sein. Ich habe meine Sinne so gut es ging ausgeschaltet auf diesen Festen. Ich erinnere mich an keine Namen, an keine Gesichter. Nur dem Händedruck, dem entging ich nicht. Horror, sage ich Ihnen.«
    Belledin nickte. »Horror. Da haben Sie recht.« Er sah sie stumm an. Ihre geweiteten Pupillen konnten ihm nun gar nichts mehr anhaben. Diese Frau kotzte ihn nur noch an. »Bleiben Sie in der nächsten Zeit in der Stadt. Falls Sie verreisen wollen, melden Sie es bitte vorher bei uns an.«
    Sie lächelte irritiert und zuckte zusammen, als Belledin die Kaffeetasse einen Tick zu laut aufs Tablett stellte. Grußlos verließ er das Haus.
    *
    Stark kramte nervös nach der letzten Zigarette und wurde fündig. Sie war verbogen, aber nicht geknickt. Man konnte sie noch rauchen. Das war gut. Sie brauchte jetzt eine. Erdogan sah fürchterlich aus. Auch ihm hatte man mit einem Bolzen ins Hirn geschossen. Und bei ihm hatte der Mörder anscheinend wieder ausreichend Zeit gehabt. Erdogan fehlte wie Schwarz die Gesichtshaut.
    So hatte ihn der Lieferwagenfahrer auf dem Rastplatz gefunden und ihn nicht angerührt, bis Stark mit der Truppe angerückt gekommen war.
    »Ist leider meine Letzte«, sagte sie und steckte sich den Stängel an. Dann gab sie ihm seinen Ausweis zurück.
    »Ich hab aufgehört damit. Dafür fresse ich jetzt Schokoriegel. Man sieht’s, oder? Zwanzig Kilo in drei Jahren. Ein Wahnsinn. Aber wenn man nur hinterm Steuer sitzt, ist das kein Wunder.« Er fuhr sich mit der einen Hand über den dicken Bauch, mit der anderen fegte er sich fast gleichzeitig die dunkelblonden Strähnen aus dem Gesicht.
    »Was fahren Sie aus, Herr Dufner?«, fragte sie.
    »Gemüse.«
    »Er war für Fleisch zuständig. Erdogan. Kennen Sie ihn vielleicht?«
    Dufner schüttelte verneinend den Kopf.
    »Hätte ja sein können. Die Welt ist schließlich klein.«
    »Kann ich weiterfahren? Ich hab Termine.« Er wischte sich wieder die Strähne aus der Stirn.
    »Dr. Selinger, haben Sie eine Schere?«
    Selinger notierte sich gerade einige Punkte über Leiche und Fundort. Abwesend griff er in seinen Koffer und zog eine Schere hervor, die er in die Richtung hielt, aus der Stark gerufen hatte.
    Sie nahm die Schere, drehte sich zu Dufner um und schnitt ihm eine Strähne ab. Dufner starrte sie fassungslos an.
    »Für die DNA -Analyse«, sagte Stark. »Sie können gehen.«
    Dufner trottete ab, stieg in den Lieferwagen und fuhr los. An der Ausfahrt des Parkplatzes schoss ihm hupend ein silbergrauer Audi entgegen. Dufner stieg in die Eisen. Er ließ den Audi passieren und fuhr dann aus der Parkbucht in Richtung Gottenheim davon.
    Stark verstaute Dufners Locke in einem Klarsichtbeutel und übergab ihn an einen der Spurensicherer. Belledin stapfte auf sie zu.
    »Was wissen Sie, was ich nicht weiß?«, schnaubte er.
    Sie hob verdutzt die Brauen und aschte ab.
    »Das ist kein Psychopath, das hat Methode. Hier geht es um große Geschäfte, habe ich recht?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Sie blieb ruhig.
    »Spielen Sie nicht die Dumme, Stark. Ich weiß alles über Sie. Und ich weiß, dass Leute wie Sie uns Provinzbullen für romantische Stümper halten, nur weil wir hier nicht global operieren, sondern uns noch um die Menschen hinter den Taten kümmern, um die Hinterbliebenen, das Umfeld.«
    »Das Schlachtfeld wohl eher.«
    »Lecken Sie mich am Arsch mit Ihrem Zynismus. Sagen Sie mir, was Sache ist. Um welche Mafia handelt es sich? Was ist Ihr Auftrag? Warum geben Sie bei mir die

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