Um die Wurst (German Edition)
»Nein. Ich war nie in Heppenheim. Ich habe mit der Birkenwaldschule nichts zu tun. Ich bin kein Perverser. Ich habe mich einfach nur in Marlena verliebt, weil sie etwas Besonderes ist. Das ist eine einmalige Sache.«
»Ihre Frau war auf der Birkenwaldschule?«
Koch nickte.
»Erik Schwarz war dort mal Lehrer«, sagte Belledin.
»Was?«
»Wussten Sie das nicht?«
»Nein.«
»Wurde Ihre Frau dort missbraucht?«
»Sie sagt Nein.«
»Aber Sie glauben ihr nicht?«
»Sie ist manchmal merkwürdig. Nicht sie selbst. Depressiv. Ist doch klar, dass man denkt, da war was.«
»Vor allem, wenn man selbst was mit einer Schülerin anfängt.«
»Ich zwinge Marlena zu nichts. Ihre Noten sind durch unsere Liebe nicht besser geworden.«
»Kannten sich Schwarz und Ihre Frau?«
»Ja. Klar. Sie macht auch bei den Tierschützern mit.«
»Ich meine, ob sich Schwarz und Ihre Frau aus Heppenheim kannten?«
»Nein. Ich glaube nicht. Sie hat nie etwas gesagt. Glauben Sie etwa?«
Belledin schwante etwas. Hatte Stark ihm nicht von einer Anzeige gegen Schwarz wegen sexueller Belästigung erzählt? Hieß die Klägerin nicht auch Daniela? Ihm fiel der Nachname nicht mehr ein.
»Wie heißt Ihre Frau mit Mädchennamen.«
»Körber.«
»Nein. So hieß sie nicht«, sagte Belledin enttäuscht zu sich selbst. »Ich werde Ihre Frau darüber befragen, sobald ich zu ihr kann.«
Belledin sah erst jetzt ein Mädchen im Nachthemd auf den oberen Stufen stehen.
»Ich glaube, Ihre Tochter wartet auf Sie.«
Koch drehte sich erschrocken um. »Lotte, stehst du schon lange hier?«
Lotte schwieg.
»Komm, ich bring dich ins Bett. Morgen früh ist wieder Schule.«
Er ging die Treppe hoch, nahm sie bei der Hand und verschwand im Dunkel.
Belledin stieg in seinen Wagen und erschrak, als er Marlena auf dem Beifahrersitz entdeckte.
»Es war nicht abgeschlossen.«
»Du hast hier drin geraucht«, sagte er.
»Das Auto hat einen Aschenbecher. Es ist ausgestattet, um darin zu rauchen.«
»Es hat auch einen Schleudersitz.«
Marlena lächelte leicht. »Sie sind gar nicht so ein böser Bulle, wie Sie tun.«
»So?«
»Nein. Sie kämpfen nur für Ihre Sache. Erik hat auch für seine Sache gekämpft. Aber er war nicht so gut, wie er immer getan hat. Er war ein Heuchler.«
»Inwiefern?«
»Er hat sich mit Ginter junior zusammengetan. Sie haben Gammelfleisch vertrieben. Sie können ja bei ihm mal nachfragen.«
»Ginter junior ist tot.«
»Was?«
»Autounfall. Gibt es Beweise für deine Aussage?«
»Eine CD , auf der die Namen der Strohleute stehen.«
»Wo ist die CD ?«
»Keine Ahnung. Ich dachte, ich würde sie bei Schwarz in der Wohnung finden. Aber Sie haben mich beim Suchen gestört.«
Belledin strich sich über den Kopf. Die Beule war zurückgegangen, aber bei leichtem Druck spürte er sie noch immer. »Du warst das?«
»Tut mir leid. Aber ich wusste ja nicht, wer Sie sind.«
»Und wenn du es gewusst hättest?«
»Hätte ich stärker zugeschlagen.« Sie grinste. »War ein Scherz.«
»Ich kann dich deswegen anzeigen.«
»Ich weiß. Aber es war wirklich aus Angst.«
»Wie lief das mit dem Gammelfleisch?«
»Abgelaufene Ware wurde nach Polen gefahren, umetikettiert und von einer Tochterfirma, die auf Ginter junior lief, wieder eingeführt. Ein Riesengeschäft. Für Ginter und Schwarz.«
»Und warum wusstest du davon?«
»Schwarz hat es mir gesagt.«
»Warum erzählt er dir so etwas?«
»Weil er wollte, dass ich mit einsteige. Er brauchte eine vertrauenswürdige Sekretärin. Die Geschäfte liefen gut.«
»Und warum fragt er da ausgerechnet dich?«
»Weil er bei mir sicher sein konnte, dass ich nichts verrate.«
»Wegen Koch?«
»Bingo.«
»Er hat dich also erpresst. Hast du es Koch gesagt?«
»Erst nachdem Schwarz tot war.«
»Warst du auch bei Bärbel Engler in der Wohnung und hast sie durchwühlt?«
»Das war Holger. Er hatte den Schlüssel. Er dachte, die CD wäre bei ihr.«
»Was wollte er damit? Zur Polizei?«
Marlena senkte den Kopf.
»Ginter erpressen?«
»Es wäre eine Chance gewesen. Mit etwas Kohle hätten wir irgendwo neu anfangen können.« Sie sah ihn an. »Ich weiß, was Sie denken. Mann, ist die Kleine naiv. Vielleicht haben Sie recht. Aber ich liebe Holger eben.«
Sie stieg aus dem Wagen und schlug die Tür zu. Belledin startete den Motor, und die Tür öffnete sich wieder.
»Fahren Sie nach Freiburg?«, fragte sie.
»Eigentlich wollte ich direkt nach Hause. Aber ich kann auch einen Schlenker
Weitere Kostenlose Bücher