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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Jetzt noch die Mordwaffe im Haus, dann wäre er in dem Fall einen großen Schritt weiter.
    Belledin hatte keine Lust, die Bude alleine zu durchforsten. Das Foto musste reichen, um einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen. Zwar nicht mehr heute Abend, aber rückwirkend. Er rief Spitznagel an, die den Anruf verschlafen entgegennahm. Sie maulte nicht. In einer halben Stunde wäre sie hier.
    Belledin konnte es sich solange gemütlich machen. Er legte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und schloss die Augen. Nur zum Entspannen. Einschlafen würde er nicht.
    *
    Killian saß in seinem Defender und fuhr in Oberrotweil ein. Was hatte Schwarz mit Gotthard zu schaffen? Gerne hätte er das Foto Bärbel gezeigt. Schwarz mit einem Pappteller Würstchen in der Hand, im Kreis des harten Kerns der Schlachthofbelegschaft. Was würde sie dazu sagen? Sie würde ihm eine Fotomontage unterstellen. Bärbel glaubte an ihre Helden. Bis zum bitteren Ende.
    Er parkte den Wagen vor dem Atelier und stieg die Stufen zur Rampe hoch. Ebenso leise, wie er bei Gotthard eingestiegen war, öffnete er die Schiebetür des Ateliers. Wieder knipste er kein Licht an, um Bärbel nicht zu wecken. Er stieß mit dem Fuß an einen Gegenstand, der sich sonst nicht dort befand. Es war der kleine Tisch, der eigentlich neben dem Sofa stand. Er streckte alle viere in die Höhe. Was war hier los?
    Killian lauschte. Nur von draußen klang ein vorbeifahrendes Auto. Er knipste das Licht an. Hier hatte jemand gewühlt. Bärbel war verschwunden.
    *
    Sie kamen zu zweit. Einer würde bestimmt noch irgendwo sitzen und den Hauseingang beobachten. Wenn die beiden Gorillas mit dem Studenten fertig wären, würden sie Alarm schlagen. Dann würde der Dritte aus der Deckung kommen, und sie konnte agieren. Solange musste sie sich gedulden. Sie suchte nach Zigaretten. Fand keine. Also kaute sie an den Fingernägeln.
    Jetzt. Dort hinten, in dem dunkelblauen BMW . Die Tür des Wagens öffnete sich. Der Fahrer stieg aus. Oleg. Schewtschenkos Leibwächter. Ihr Erzfeind. Er hatte sie vom ersten Augenblick an gehasst. Sie konnte es verstehen. Sie war Schewtschenko mehr als auf den Leib gerückt, Oleg hatte keine Chance mehr gehabt, seiner Aufgabe gerecht zu werden.
    Er sah sich um. Und sie ahnte, dass er sie witterte. Schewtschenko hätte vielleicht noch Gnade mit ihr, aber Oleg nicht. Wie eine Schlange bewegte er sich vom Wagen weg und kam auf sie zu. Sie drückte sich einen Schritt zurück in den Hauseingang. Oleg war nicht dumm. Er hatte gesehen, wie sie ins andere Haus hineingegangen war. Er hatte nachgedacht und sich in ihre Situation versetzt. Gleich standen sie sich gegenüber. Sie konnte das Überraschungsmoment nutzen. Aber Oleg war nicht zu überraschen. Er war auf alles gefasst. Immer.
    Sie schlüpfte ins Treppenhaus zurück. Vielleicht durch den Keller. Sie eilte die Stufen hinunter und drückte die Klinke der Kellertür. Verschlossen. Sie rannte wieder hoch. Verdammt. Wäre sie doch sofort nach oben. Jetzt musste sie Oleg begegnen. Wenn sie sich nicht beeilte, saß sie in der Falle. Sie sprintete und riss sich mit der Rechten am Geländer hoch. Es nutzte nichts. Oleg versperrte ihr am Hauseingang den Weg. Lächelte er? Nein. Adrenalin? Vielleicht. Genugtuung? Bestimmt.
    Bis sie die Walther gezogen hatte, war er längst bei ihr. Also drehte sie sich um, rannte die Stufen wieder hinab und warf sich mit ihrem Fliegengewicht gegen die Kellertür. Ein Witz. Die Tür lachte, bewegte sich aber keinen Deut.
    Oleg kam mit dem Gesichtsausdruck des Siegers die Stufen zu ihr herunter. Bis auf einen Meter. Vielleicht einen Tritt in die Eier?
    »Denk noch nicht einmal daran«, sagte Oleg. »Ich könnte dich jetzt umlegen. Bei Fluchtversuchen scherzt Schewtschenko nicht, weißt du das nicht mehr?«
    »Ihr braucht mich noch.«
    »Scheint so. Jedenfalls glaubt Schewtschenko das. Also mach keine Dummheiten. Wir finden dich immer. Egal, wo.« Oleg legte ihr seine Hand an die Wange und streichelte sie. Sie ertrug es. So weit war es gekommen. Früher hätte Oleg das nie gewagt. Da hätte ein Lidschlag von ihr genügt, und Schewtschenko hätte ihn einbetoniert in den Rhein geworfen. Jetzt fuhr er ihr mit seinem hornigen Daumen über die Lippen. Die Versuchung, hineinzubeißen, schwelte. Sie tat es nicht.
    Er grinste. Genoss die Erniedrigung. »Das nächste Mal bin ich nicht so zärtlich«, sagte er.
    »Ich auch nicht.« Das hatte sie sich nicht verkneifen können. Dafür kassierte sie eine schallende

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