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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Garagen in den ersten Stock. Er entschied sich für die Garagen. Von dort gelangte er auf einen Balkon, der über die Länge des ganzen Hauses reichte. Zwischen Geranientöpfen kletterte er über die Brüstung. Wenn Britta Vogt abgetaucht war, konnte er in Ruhe schnüffeln. Ansonsten musste er besonders leise sein.
    Er suchte ein offenes Fenster und fand es. Es war klein, aber er würde durchpassen. Es musste das Klo sein. Vom Balkon aus kam er jedoch nicht direkt dran. Mit einem Spreizschritt auf dem Absatz des ersten Stocks konnte er das Sims fassen. Er zog das andere Bein nach und klebte wie ein Gecko an der Wand, dann schob er den Kopf durch das Fenster. Es war das Klo. Er drückte sich durch die Öffnung und griff mit der Rechten auf die Klobrille. Dann glitt er mit dem Körper durchs Fenster und lauschte. Stille. Von fern ein Motorrad. Im Haus war Ruhe.
    Er öffnete die Tür und schlich durchs Haus, schritt Zimmer für Zimmer ab. Hier oben war niemand. Er untersuchte das Erdgeschoss. Auch hier war alles leer. Vielleicht hatten sie etwas zurückgelassen, das ihm weiterhalf.
    Er fand ein Arbeitszimmer und begann die Schubladen zu durchsuchen. Nichts, was er gebrauchen konnte. Aber was konnte er gebrauchen? Etwas, das Gotthard und Britta mit dem Tod an Ginter, Erdogan und Schwarz verband. Bislang war es nur das Bolzenschussgerät gewesen. Und jetzt vielleicht noch das Foto mit dem polnischen Container. Fleisch aus Polen. Lag hier der Grund? Wäre nicht das erste Mal, dass mit verdorbenem Fleisch ein Reibach versucht wurde.
    Die Schublade unter dem Schreibtisch ließ sich nicht öffnen. Killian ertastete ein Schloss. Er griff in seine Weste und zog Schließwerkzeuge heraus. Ein Dreh, und das Schloss sprang auf. Ein Bündel Hundert-Euro-Scheine und ein Foto. Darauf waren Gotthard, Ginter, Britta Vogt und ein Mann, den Killian nicht kannte, zu sehen. Er steckte das Foto ein, das Geld legte er zurück. Er war kein Dieb.
    An der Eingangstür stocherte jemand im Schloss. Er fuhr herum, suchte nach Deckung und kroch unter den Schreibtisch. Der Kegel einer Taschenlampe durchschnitt den Raum. Britta Vogt konnte es nicht sein. Wenn er kein Licht machte, war der Besucher hier ebenso wenig zu Hause wie Killian. Noch ein Schnüffler?
    Der Unbekannte kam näher. Killian konnte es hören. Jetzt stand er vor ihm. Die Taschenlampe leuchtete kurz auf den Boden und zeigte ein Paar braune Budapester. Killian kannte die Schuhe: Belledin.
    Sollte er sich zu erkennen geben? Belledin würde am Ende noch einen Herzinfarkt kriegen oder aus Panik schießen.
    Belledin zog die Schublade auf. Killian hörte, wie er das Bündel Geldscheine zwischen die Finger nahm. Würde er das Geld einstecken? So viel verdiente er als Polizist nicht. Aber er warf das Bündel zurück, Killian hörte es deutlich. Auch Belledin war kein Dieb. Die Schublade wurde zugeschoben, die Budapester traten zwei Schritte zurück, die Taschenlampe blendete Killian ins Gesicht.
    »Was war noch drin?«, fragte die Stimme hinter dem Licht.
    Killian hob eine Hand vor die Augen. »Darf ich rauskommen? Ist etwas unbequem hier unten.«
    Belledin nahm die Lampe runter, und Killian kroch unter dem Schreibtisch hervor.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Belledin.
    »Nichts.«
    »Blödsinn. Die Schublade war unverschlossen, obwohl sie ein Schloss hat, und es liegen mindestens fünftausend drin.«
    »Meinst du, ich hätte Geld liegen lassen?«
    »Hab ich ja auch.«
    »Weil du wusstest, dass ich hier bin.«
    »Weil ich wusste, dass du das Geld bereits gesehen hattest.«
    Killian legte das Foto auf den Tisch. Belledin leuchtete mit der Taschenlampe darauf.
    »Schwarz«, sagte er. »Das ist Erik Schwarz. Beim Würstchengrillen mit den Metzgern. Wenn das keine Überraschung ist.« Er ließ sich auf den Drehstuhl sinken, der neben dem Schreibtisch stand. »Wird die Sache dadurch komplizierter oder klarer?«, fragte er mehr sich selbst als Killian. »Und das ist alles, was du hier gefunden hast?«
    Killian antwortete nicht.
    »Killian?«
    Nichts. Belledin zielte mit der Taschenlampe in die Richtung, in der er Killian zuletzt gesehen hatte. Er war weg. Die Tür zur Terrasse stand offen, eine Gardine flatterte. Der Kerl war ihm unheimlich.
    Er steckte das Foto ein und überlegte, ob er weiterstöbern sollte. Was konnte er noch finden? Die Mordwaffe. Erdogan und Ginter waren tot. Und das Foto, das Belledin in Händen hielt, zeigte, dass Gotthard auch zu Schwarz eine Verbindung gehabt hatte.

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