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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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dringt ein.«
    »Funktioniert euer Lebenserhaltungssystem noch?«
    »Ja. Das Problem ist nur, daß wir fünfzehn Stunden, bevor unsere Sauerstoffreserven verbraucht sind, ertrinken werden.«
    »Könnt ihr vom Boot aus auftauchen?«
    »Ich schon«, antwortete Klinger. »Ich habe nur einen Zahn eingebüßt. Aber Marv Powers ist schlimm dran. Beide Arme gebrochen und eine böse Schädelverletzung. Der könnte es nie schaffen.«
    Pitt schloß kurz die Augen. Es behagte ihm nicht, mit Menschenleben zu spielen, zu entscheiden, wer zuerst oder zuletzt gerettet werden sollte. Als er wieder aufblickte, hatte er sich entschieden. »Sie müssen noch eine Weile aushalten, Klinger. Wir kommen zu Ihnen, sobald wir können. Melden Sie sich alle zehn Minuten.«
    Pitt trat aufs Deck hinaus und blickte hinunter. Vier Taucher verschwanden gerade in den Fluten.
    »Ich habe ein Bild«, rief Hoker triumphierend, als einer der Bildschirme aufleuchtete.
    Sie sahen den ausgebohrten Schacht durch das Kameraauge des oberen Promenadendecks.
    Die Stützpfeiler waren eingestürzt, und die Decks darunter ebenfalls. Keine Spur der beiden JIM-Anzüge oder der Taucher aus der Druckkammer.
    Nur ein Krater mit Rändern aus grotesk verbogenem Stahl. Pitt hatte das Gefühl, in ein offenes Grab zu schauen.
    »Gott helfe ihnen«, stammelte Hoker. »Sie müssen alle tot sein.«
58
    Siebzig Meilen entfernt saß Kapitän Toshio Yubari, ein wetterharter Mann in der Blüte seiner vierzig Jahre, auf der Kommandobrücke und beobachtete aufmerksam den Bootsverkehr auf dem Fluß. Die Flut ebbte gerade ins Meer zurück, und das fast zweihundert Meter lange Containerschiff
Honjo Maru
lief fünfzehn Knoten. Yubari hatte beschlossen, erst dann auf zwanzig Knoten zu gehen, nachdem das Schiff Cap Breton passiert hatte.
    Die
Honjo Maru
hatte 400 neue elektrische Miniwagen aus Kobe in Japan nach Quebec befördert und für die Rückfahrt eine Ladung Papier aufgenommen. Die riesigen Rollen, die jetzt die Container füllten, waren im Verhältnis viel schwerer als die kleinen Wagen, und der Schiffsrumpf lag tief im Wasser.
    Der erste Maat Shigaharu Sakai trat aus dem Steuerhaus und stellte sich neben den Kapitän.
    Er unterdrückte ein Gähnen und rieb sich die geröteten Augen.
    »Wieder mal eine tolle Nacht an Land verbracht?« fragte Yubari lächelnd.
    Sakai murmelte eine unverständliche Antwort und wechselte das Thema. »Ein Glück, daß wir nicht an einem Sonntag abgelegt haben«, sagte er und nickte einer Reihe Segelboote zu, die eine Meile backbord vor ihnen eine Regatta auszutragen schienen.
    »Ja, an den Wochenenden soll der Verkehr hier so stark sein, daß man den Fluß fast zu Fuß über die Jachten überqueren kann.«
    »Soll ich Sie ablösen, Kapitän, während Sie eine Mittagsmahlzeit genießen?«
    »Danke«, erwiderte Yubari, den Blick unverwandt nach vorn gerichtet, »aber ich will lieber hierbleiben, bis wir im Golf sind.
    Sie könnten allerdings den Steward bitten, mir eine Schale Nudeln mit Ente und ein Bier zu bringen.«
    Sakai wollte sich gerade entfernen, blieb jedoch plötzlich stehen und zeigte auf den Fluß. »Da kommt einer, der entweder sehr mutig oder sehr leichtsinnig ist.«
    Yubari hatte bereits das Rennboot gesehen und war fasziniert von der Geschwindigkeit. »Der fährt bestimmt seine neunzig Knoten.«
    »Wenn er eins dieser Segelboote rammt, macht er Kleinholz daraus.«
    Yubari sprang auf. »Der Idiot saust direkt auf sie zu.«
    Das Gleitboot schoß in die zusammengedrängten kleinen Segeljachten wie ein Kojote durch eine Hühnerschar. Die Segler wendeten verzweifelt ihre Boote in alle Richtungen, verloren den Wind, ließen die Segel hängen und ungezügelt flattern. Das Unvermeidliche geschah, als das Schnellboot den Bug einer Jacht streifte, das Bugspriet losriß und dabei die Windschutzscheibe einbüßte. Dann war es wieder frei und verließ die kleine zerstreute und in seinem Kielwasser schaukelnde Flotte.
    Yubari und Sakai beobachteten fassungslos das Gleitboot, als es einen Bogen machte und Kurs auf die
Honjo Maru
nahm. Das kleine Boot war jetzt so nahe, daß sie im Cockpit die über das Steuer gebeugte Gestalt erkannten. Anscheinend war der Fahrer verletzt worden, als das Bugspriet der Jacht die Windschutzscheibe weggerissen hatte.
    Es blieb keine Zeit mehr, Befehle auszurufen oder Warnsignale zu geben. Yubari und Sakai konnten nichts weiter tun, als machtlos zuzuschauen, wie Fußgänger an einer Straßenecke, die einen Unfall kommen

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