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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ergeben? Warum können die Untergrundmeßgeräte keinen Zug unter der Sandschicht erkennen?«
    »Vielleicht sagen Sie es uns?« fragte Riley.
    »Jeder nimmt als selbstverständlich an, daß die schadhafte Brücke unter dem Gewicht des Zuges einbrach, und daß sie zusammen in die Tiefe stürzten«, erklärte Giordino erregt.
    »Aber könnte der Zug nicht zuerst durch die Mittelspanne gestürzt sein, und danach die gesamte Brücke, so daß sie ihn unter sich begrub?«
    Riley blickte Chase an. »Ich glaube, da hat er etwas. Das Gewicht der ganzen Stahlmasse könnte sehr wohl den Zug tief in den weichen Sand gedrückt haben.«
    »Diese Theorie würde auch erklären, warum unsere Meßgeräte versagt haben«, stimmte Chase ihm zu. »Die Trümmermasse der Brückenstruktur ließ die Lotsignale nicht bis zu der unter ihr liegenden Schicht durchdringen.«
    Giordino wandte sich an Riley. »Irgendeine Möglichkeit, einen Tunnel unter die Trümmer zu graben?«
    »Ausgeschlossen«, brummte Riley. »Nicht in diesem Treibsand. Außerdem ist die Strömung zu stark, und die Taucher könnten nicht viel ausrichten.«
    »Wir brauchen einen Lastkahn mit Kran und Bagger, um die Brückentrümmer heraufzuschaffen, falls wir an den Zug gelangen wollen«, sagte Giordino.
    Riley rappelte sich mühsam auf die Beine. »Na schön, ich werde meine Leute ein paar Fotos machen lassen, damit wir wissen, wo wir den Kran ansetzen sollen.«
    Giordino nahm seine Mütze ab und fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Komisch, was sich letzten Endes so alles ergibt.
    Da hatte ich mir gedacht, wir würden es hier leicht haben, während Pitt den kürzeren gezogen hat.«
    »Gott weiß, was die für Probleme im St. Lawrence haben«, sagte Chase. »Ich möchte nicht mit ihnen tauschen.«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Giordino achselzuckend. »Wie ich Pitt kenne, sitzt er wahrscheinlich auf einem Liegestuhl neben einer schönen Frau, trinkt einen kühlen Mai Tai und genießt die kanadische Sonne.«
56
    Ein seltsamer Dunst, ein wirbelnder rötlicher Dunst schirmte alles Licht ab und schwamm Pitt vor den Augen. Immer wieder bemühte er sich verzweifelt, an die andere Seite zu gelangen, streckte die Hände vor sich aus wie ein Blinder.
    Er hatte keine Zeit gehabt, sich auf den Schock vorzubereiten, keine Zeit, zu verstehen, keine Zeit, sich zu wundern. Er wischte sich das Blut von der Stirn, betastete eine Schnittwunde von zehn Zentimeter Länge, die glücklicherweise nicht sehr tief war.
    Er rappelte sich auf die Beine, starrte fassungslos auf die um ihn herumliegenden Menschen.
    Rudi Gunn war leichenblaß und blickte zu Pitt auf. Seine Augen waren ausdruckslos. Er stützte sich schwankend auf Hände und Knie und stammelte leise vor sich hin.
    »O Gott! O Gott! Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Pitt mit einer Stimme, die er selbst fast nicht wiedererkannte.
    »Ich weiß es nicht.«
    Shaw stand an der Küste wie gelähmt, preßte die Lippen zusammen, bis sein Mund nur noch ein schmaler Schlitz war, das Gesicht in blinder und bitterer Wut verzerrt, einer Wut, die er in seinem Schuldempfinden auf sich selbst richtete.
    Er hatte sich über Villons Ausweisungsbefehl einfach hinweggesetzt und sein Zelt an der östlichen Spitze von Pointeau-Père aufgeschlagen, zweieinhalb Meilen vom Bergungsort entfernt. Mit einem britischen Armeefernrohr, Modell S-66, dessen Schärfe ihm gestattete, eine Zeitungsüberschrift auf fünf Meilen Distanz zu lesen, hatte er sich angeschickt, die kleine Flotte von Schiffen über der
Empress of Ireland zu
beobachten.
    Barkassen fuhren in regelmäßigen Abständen zwischen den beiden Kriegsschiffen hin und her, und Shaw malte sich vergnügt die erhitzten Verhandlungen zwischen den amerikanischen und kanadischen Offizieren aus.
    Die
Ocean Venturer
schien still und tot. Niemand bewegte sich auf den Decks, aber er sah sehr klar, daß der Derrick immer noch betätigt wurde, daß der Kran immer noch schlammbedeckte Trümmerstücke des Wracks heraufwuchtete.
    Shaw machte eine kurze Pause und aß eine Tafel Schokolade, die ihm als Frühstück diente. Er bemerkte ein kleines Boot mit Außenbordmotor, das in rasender Geschwindigkeit den Fluß heruntergeschossen kam.
    Neugierig geworden, nahm er das Fernrohr zur Hand.
    Mit seiner goldenen Metallfarbe und dem roten Streifen, der zum Heck hin breiter wurde, wirkte es wie ein Pfeil im blendenden Sonnenlicht. Shaw wartete, bis das Flimmern nachließ, und dann stellte er die Linse

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