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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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lieber Erinnerung.«
    »Wann gehst du auf See?«
    »Übermorgen.«
    »Dann bleibt uns ja noch Zeit.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Dienst, bis wir abfahren.«
    Shaw trat an die Fenstertür des Hotelzimmers und blickte hinaus. Er konnte fast nichts sehen, denn die Küste von Santa Barbara war in einen Mantel von Nebel gehüllt.
    »Eine verdammte Schande«, sagte er betrübt. »Wir haben soviel gemeinsam.«
    Sie kam zu ihm, schlang ihren Arm um seine Hüfte. »Was hattest du vor? Liebe in der Nacht und Geschichtsforschung am Tag?«
    Er lachte. »Die Amerikaner und ihr Humor. Allerdings keine schlechte Idee. Wir könnten vielleicht einander ergänzen.
    Worüber schreibst du im Augenblick?«
    »An meiner Doktorarbeit. Die Navy unter der Regierung Präsident Wilsons.«
    »Klingt furchtbar langweilig.«
    »Ist es auch.« Heidi schwieg, machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann sagte sie: »Hast du je vom Nordamerikanischen Vertrag gehört?«
    Da war es. Kein Überreden, keine Intrigen, keine Gewaltanwendung: sie war einfach damit herausgeplatzt.
    Shaw antwortete nicht sofort. Er überlegte sich jedes Wort.
    »Ja, ich erinnere mich, davon gehört zu haben.«
    Heidi blickte ihn mit halboffenem Mund an, wollte etwas sagen, brachte kein Wort hervor.
    »Du machst ein komisches Gesicht.«
    »Du kennst den Vertrag?« fragte sie erstaunt. »Du hast tatsächlich etwas darüber gelesen?«
    »Den genauen Text kenne ich nicht. Ich habe sogar vergessen, um was es sich handelte.
    Soweit ich mich erinnere, hatte er keine große Bedeutung. Du kannst in fast jedem Archiv in London Material darüber finden.«
    Shaw hatte es in beiläufigem Ton gesagt. Er zündete sich eine Zigarette an. »Gehört der Vertrag zu deiner These?«
    »Nein. Ich bin ganz zufällig auf eine kurze Erwähnung gestoßen. Dann habe ich die Sache aus reiner Neugierde weiterverfolgt, konnte jedoch nichts finden, was auch nur seine Existenz beweisen würde.«
    »Ich will dir gerne eine Fotokopie machen und sie dir schicken.«
    »Laß nur. Es genügt mir, zu wissen, daß es nicht ein Produkt meiner übereifrigen Phantasie war. Außerdem habe ich meine Notizen jemandem in Washington geschickt.«
    »Dann sende ich die Kopie dorthin«. Er bemühte sich, die Ungeduld in seiner Stimme zu beherrschen. »Wie ist der Name und die Adresse?«
    »Dirk Pitt. Du kannst ihn bei der
National Underwater and Marine Agency
erreichen.«
    Shaw hatte das, wofür er gekommen war. Ein eifriger Agent hätte Heidi sofort auf ihr Schiff zurückgebracht und wäre dann in das erste Flugzeug nach Washington gestiegen.
    Aber Shaw hatte sich nie in diesem Sinne als einen eifrigen Agenten betrachtet. Es gab Zeiten, wo es sich nicht lohnte, und das war hier der Fall.
    Er küßte Heidi auf den Mund.
    »Das wäre die Forschung für heute. Jetzt gehen wir wieder ins Bett.«
    Und das taten sie.
29
    Eine frühe Nachmittagsbrise blies ständig aus Nordosten. Ein kalter Wind, der einem Nadelstiche versetzte, bis alles Gefühl in der Haut erstarb. Die Temperatur betrug drei Grad Celsius aber Pitt, der dem Wind ausgesetzt am Ufer des St.-Lawrence-Stroms stand, schienen es eher zehn Grad unter Null zu sein.
    Die Gerüche der Docks in der kleinen Bucht, einige Meilen von Rimouski entfernt, einer Stadt in der Provinz Quebec, schlugen ihm entgegen, und seine Nase unterschied die verschiedenen Duftnoten von Teer, Rost und Dieselöl. Er schritt über die morschen Planken, bis er zu einem Steg kam, an dessen Ende ein Boot im öligen Wasser dümpelte. Ein nüchtern aussehendes Ding von etwa fünfzehn Metern, mit breiten Glattdecks, Doppelschrauben und Dieselmotoren. Keinerlei Chromverzierungen, und der Rumpf war von schwarzer Farbe.
    Ein funktionell gebautes Schiff, ideal zum Fischen, Tauchen oder für die Überwachung von Ölverschmutzung geeignet. Der obere Schiffsteil war makellos, ein sicheres Zeichen für einen liebevollen Besitzer.
    Ein Mann trat aus dem Steuerhaus. Er trug eine Wollmütze, die nur zum Teil sein dichtes, rabenschwarzes Haar bedeckte.
    Das Gesicht war wetterhart. Die Augen blickten traurig, aber wachsam auf, als Pitt zögernd das Achterdeck betrat.
    »Mein Name ist Dirk Pitt. Ich suche Jules Le Mat.«
    Ein kurzes Schweigen. Dann verzog sich der Mund des Mannes zu einem Lächeln.
    »Willkommen, Monsieur Pitt. Bitte treten Sie näher.«
    »Ein schönes Boot haben Sie da.«
    »Ist vielleicht keine Schönheit, aber kräftig und treu.« Seine Hand drückte zu wie ein Schraubstock. »Sie haben sich

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