Um Haaresbreite
mit seinen Flossen heraus und sah mit Erleichterung, wie das Licht des U-Bootes sich in einer dicken Schmutzwolke verlor. Er griff wieder in den Schlamm, wirbelte ihn auf. Innerhalb von Sekunden war er total verhüllt. Er knipste sein Taucherlicht an, aber der schwimmende Dreck absorbierte den Strahl. Er war so gut wie blind, aber dafür waren es die Männer im U-Boot auch.
Er griff um sich herum, bis seine Hände die Preßluftflaschen berührten. Dann blickte er auf das Leuchtzifferblatt seines Armbandkompasses und schwamm in die Richtung der
Empress.
»Klinger meldet sich von der
Sappho I
«, sagte Gunn.
Pitt kam zu ihm. »Laß mich mit ihm sprechen.«
Gunn nahm sich die Kopfhörer ab und reichte sie ihm. Pitt legte sie sich an und sprach in das kleine Mikrofon.
»Klinger, hier ist Pitt. Was habt ihr gefunden?«
»Eine Art von Störung im Flußbett«, kam Klingers Stimme zurück.
»Konnten Sie die Ursache ausmachen?«
»Nein. Was immer es war, es muß im Schlamm versunken sein.«
Pitt blickte zum Flächenecholot. »Irgendwelche Kontakte?«
Der Operateur schüttelte den Kopf. »Außer einigen Schlammwolken diesseits des U-Bootes ist alles klar.«
»Sollen wir zurückkehren und bei der Bergung helfen?« fragte Klinger.
Pitt schwieg eine Weile. Er hatte das Gefühl, daß man ein undefinierbares Etwas außer acht gelassen hatte. Aber die kalte Logik lehrte ihn, daß der menschliche Verstand weit weniger unfehlbar als eine Maschine war. Wenn die Instrumente nichts aufgespürt hatten, dann gab es auch höchstwahrscheinlich nichts, was aufzuspüren wäre. So entschloß sich Pitt trotz seiner nagenden Zweifel, Klingers Vorschlag anzunehmen.
»Klinger.«
»Ich höre.«
»Kommt zurück, aber nehmt euch Zeit und schlagt einen langsamen Zickzackkurs ein.«
»Verstanden. Wir werden scharf Ausschau halten. Ende.«
Pitt gab Gunn den Hörer zurück. »Wie sieht es aus?«
»Prächtig«, antwortete Gunn. »Überzeuge dich selbst.«
Das Aufräumen der Galerie ging in raschem Tempo vorwärts, so rasch wenigstens, wie es unter dem Druck des Tiefenwassers möglich war. Das Taucherteam aus der Druckkammer schaffte die kleineren Trümmerstücke fort, ebnete sich seinen Weg mit Acetylenbrennern und hydraulischen Bohrern. Zwei von ihnen stützten die schwankenden Schotte mit Aluminiumpfeilern, um sie am Umstürzen zu hindern.
Die Männer in den JIM-Anzügen führten die vom Mastkran der
Ocean Venturer
hängende Greifzange an die schwersten Trümmerstücke. Während der eine das Kabel in den günstigsten Winkel brachte, bediente der andere die riesigen Zangen mit einem kleinen Handsteuergerät.
Wenn sie sahen, daß sie einen guten Bissen beisammen hatten, ließen sie die Zange zuschnappen, und dann war es Aufgabe des Mannes an der Kranwinde oben auf dem Schiff, die Ladung behutsam aus der sogenannten Gruppe nach oben zu befördern.
»Bei diesem Tempo«, sagte Gunn, »sind wir in vier Tagen in Shields Kabine.«
»Vier Tage?« Pitt wiederholte langsam die Worte. »Gott allein weiß, ob wir dann noch hier sind.« Plötzlich blickte er starr auf die Bildschirme.
Gunn fragte besorgt: »Ist schon wieder was los?«
»Wie viele Taucher arbeiten in dieser Schicht von der Druckkammer aus?«
»Jeweils vier«, antwortete Gunn. »Warum fragst du?«
»Weil ich fünf sehe.«
49
Gly verfluchte sich, ein so verrücktes Risiko eingegangen zu sein. Aber als er unter dem rostigen Rettungsboot lag, war es ihm nicht möglich, die Tätigkeit unten im Loch, wo die Bergungsmannschaft arbeitete, in allen Einzelheiten zu verfolgen. Die Idee, sich unter sie zu mischen, war zwar denkbar einfach, aber gefährlich.
Allerdings unterschied sich seine Taucherausrüstung nicht wesentlich von der der anderen.
Die Preßluftflaschen auf seinem Rücken entsprachen zwar einem älteren Modell, aber die Farbe war die gleiche. Wem würde in dieser Finsternis schon ein fast gleichaussehender Eindringling auffallen? Er schwamm hinunter, näherte sich von der Seite, stieß mit seiner Flosse an einen festen Gegenstand: Ein stählerner Ladelukenverschluß, der sich gelöst hatte und auf dem Deck lag.
Bevor er weiterdenken konnte, glitt ein Taucher der Mannschaft auf ihn zu und zeigte auf die Lukentür. Gly nickte sofort, und dann hievten die beiden die schwere Stahlplatte über die Reling.
Hier waren die Gefahren nicht unsichtbar, und Gly mußte sehr vorsichtig sein. Er paßte sich den anderen an, als wäre er schon immer dabei gewesen. Je offener er sich
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