Um Haaresbreite
Los Angeles begleitet. Dort fand die Party bei Graham Humberly statt, einem wohlbekannten Mitglied des Jetsets, der ein Gehalt vom britischen Intelligence Service bezieht.«
»Und so hat Korvettenkapitän Milligan ihre Kenntnis von dem Vertrag ausgeplaudert.«
Moon zuckte die Schulter. »Sie hatte keine Anweisung, den Mund zu halten.«
»Aber wie sind die Engländer darauf gekommen, daß wir von dem Vertrag wußten?«
»Das wissen wir nicht«, gestand Moon.
Der Präsident las den Bericht über Shaw durch. »Seltsam, daß die Engländer diese wichtige Angelegenheit einem fast siebzigjährigen Mann anvertraut haben.«
»Auf den ersten Blick scheint MI 6 unserem Vertrag keine vorrangige Bedeutung beigemessen zu haben. Aber wenn man es sich überlegt, könnte Shaw die allerbeste Wahl für diese Aufgabe sein. Hätte Korvettenkapitän Milligan sein Gesicht nicht erkannt, so wäre es uns nie eingefallen, ihn mit dem britischen Geheimdienst in Verbindung zu bringen.«
»Die Zeiten haben sich geändert, seit Shaw aktiv war. Er ist bei dieser Sache nicht mehr ganz in seinem Element.«
»Darauf würde ich nicht wetten«, sagte Moon. »Der Mann ist mit allen Wassern gewaschen. Er ist uns Schritt für Schritt gefolgt.«
Der Präsident saß eine Weile sehr still. »Es scheint also, daß unser so sorgfältig gehütetes Geheimnis entdeckt worden ist.«
»Jawohl, Sir.« Moon nickte betrübt. »Es ist nur noch eine Frage von Tagen, vielleicht von Stunden, bis die
Ocean Venturer
aufgefordert wird, das Gebiet des St. Lawrence zu verlassen.
Die Engländer können sich das Risiko, daß wir den Vertrag finden, nicht leisten.«
»Dann schreiben wir die
Empress of Ireland
als ein aussichtsloses Unternehmen ab.«
»Es sei denn…« Moon sprach, als ob er laut nachdachte. »Es sei denn, Dirk Pitt findet den Vertrag in der kurzen Zeit, die ihm noch bleibt.«
48
Pitt stand über die Bildschirme gebeugt und verfolgte die Arbeiten des Bergungsteams im Rumpf des Schiffswracks. Die beiden Taucher in ihren JIM-Anzügen bewegten sich wie Mondmenschen im Zeitlupentempo und fügten behutsam das Pyroxon in die oberen Decksaufbauten ein. Sie hatten es verhältnismäßig bequem in ihrer Gelenkausrüstung mit dem Druckausgleichsystem, das freies Atmen erlaubte, während die Froschmänner um sie herum unter einem Druck von fünfzehn Kilo per Quadratzentimeter standen. Pitt wandte sich Doug Hoker zu, der mit der Feineinstellung eines Bildschirms beschäftigt war.
»Wo ist das Unterseeboot?«
Hoker las die Sonaraufzeichnung ab. »Die
Sappho I
kreuzt zwanzig Meter vor der Backbordbugseite der
Empress.
Ich habe die Mannschaft angewiesen, in einem Umkreis von einer Viertelmeile das Wrack im Auge zu behalten, bis wir bereit sind, Trümmer auszuräumen.«
»Gute Idee«, sagte Pitt. »Hat man Unbefugte gesichtet?«
»Nein.«
»Dieses Mal sind wir wenigstens vorbereitet.«
Hoker hob zweifelnd die Hand. »Ein ideales Überwachungssystem kann ich leider nicht bieten. Die Sicht ist lausig, und die Kameras sind in ihrer Reichweite beschränkt.«
»Und wie ist es mit dem Flächenecholot?«
»Die Meßgeräte loten bis auf dreihundert Meter in einem Umkreis von dreihundertsechzig Grad, aber auch das ist keine Garantie. Ein Mann ist eine sehr kleine Zielscheibe.«
»Treiben sich Schiffe in der Gegend herum?«
»Vor zehn Minuten kam ein Öltanker vorbei«, antwortete Hoker. »Und etwas, was wie ein Schleppdampfer aussieht, kommt von stromaufwärts mit einem Kahn im Tau auf uns zu.«
»Fährt wahrscheinlich weiter in den Golf hinaus, um seine Last abzuladen«, vermutete Pitt.
»Es kann nicht schaden, wenn wir ihn im Auge behalten.«
»Zum Brennen bereit«, verkündete Rudi Gunn, der, mit Kopfhörern und einem Mikrofon ausgerüstet, auf die Bildschirme blickte.
»Okay, sag den Tauchern, sie sollen verschwinden«, befahl Pitt.
Heidi trat in den Kontrollraum. Sie trug einen beigefarbenen Fallschirmspringeranzug aus Manchestercord und brachte ein Tablett mit zehn Tassen heißen Kaffees. Sie bediente die Techniker und Ingenieure, Pitt als letzten.
»Habe ich etwas verpaßt?« fragte sie.
»Du kommst gerade zur rechten Zeit. Wir machen unsere erste Brennbohrung. Halt die Daumen, daß alles gutgeht und wir die richtige Menge von Pyroxon an die richtige Stelle gelegt haben.«
»Was geschieht, wenn es nicht so ist?«
»Dann haben wir nichts erreicht. Zu viel an der falschen Stelle, und die Hälfte der Schiffsseite bricht ein, was uns Tage kosten würde,
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