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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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erst einmal laufenzulassen.«
    Gunn verzog den Mund und nickte. »Einverstanden, aber dann sollten wir uns sehr beeilen. Dieser Kerl steigt auf das nächste Boot, das hier vorbeikommt.«
    »Nur keine Hast«, sagte Pitt gelassen. »Er braucht mindestens eine halbe Stunde, um den Druckunterschied auszugleichen.
    Wahrscheinlich hat er einen Satz Reservepreßluftflaschen irgendwo auf dem Flußgrund.«
    Gunn hatte noch eine Frage. »Du hast gesagt, der Mann sei ein Killer. Woraus schließt du das?«
    »Er war zu rasch mit dem Messer, zu sehr erpicht, es zu benutzen. Wer mit einem Killerinstinkt geboren ist, zögert nie.«
    »Wir haben es also mit Leuten zu tun, die eine Killerlizenz haben«, sagte Gunn nachdenklich. »Das kann ja noch nett werden.«
50
    Zwischen den beiden menschenleeren Docks und den langgestreckten Lagerschuppen war es still und öde im Hafenbecken von Rimouski, und kein Windhauch regte sich zu dieser Stunde vor der Morgendämmerung. Es war noch zu früh für die Dockarbeiter, die Möwen und die Diesellokomotiven, die die Schiffsladungen ins nahe gelegene Industriegelände fuhren.
    An einem der Docks lag der Schleppdampfer, der vor ein paar Stunden einen leeren Kahn an der
Ocean Venturer
vorbeigezogen hatte. Er war voller roter Rostflecke, und die Spuren dreißigjähriger harter Arbeit zeichneten sich deutlich am ganzen Schiff ab. Ein Lichtstrahl drang aus den Bullaugen der Kapitänskajüte direkt unter dem Steuerhaus und spiegelte sich matt auf der dunklen Wasserfläche.
    Shaw blickte auf seine Uhr und drückte auf den Knopf eines kleinen Geräts, das wie ein Taschenrechner aussah. Er schloß die Augen, dachte eine Weile nach, und dann betätigte er eine Reihe anderer Knöpfe.
    Nichts ist mehr wie früher, überlegte er, als ein Agent sich in einer Bodenkammer verstecken und leise in das Mikrofon eines Funkgeräts flüstern mußte. Jetzt übertrug ein Digitalsystem die Signale über einen Satelliten direkt auf einen Computer in London, wo die Nachricht entschlüsselt und durch Lichtleitfaser an den Bestimmungsort geschickt wurde.
    Als er fertig war, legte er das elektronische Gerät auf den Tisch zurück, stand auf und streckte sich. Seine Muskeln waren steif, und der Rücken tat ihm weh. Er griff in seinen Koffer und nahm die Flasche Canadian Club heraus, die er nach seiner Ankunft auf dem Flughafen von Rimouski gekauft hatte.
    Die Kanadier nannten es Whisky, aber für ihn unterschied es sich kaum vom amerikanischen Bourbon. Es schien ihm primitiv, das Zeug warm zu trinken – nur die Schotten trinken ihren Whisky ohne Eis. Aber auf einem alten Schleppdampfer mußte man auf diesen Luxus verzichten.
    Er setzte sich und zündete sich eine seiner speziell für ihn angefertigten Zigaretten an.
    Wenigstens etwas war vom Glanz der Vergangenheit zurückgeblieben. Jetzt brauchte er nur noch eine liebevolle Gefährtin. Wenn er allein mit einer Flasche war und sein Leben überdachte, bedauerte er, nicht geheiratet zu haben.
    Seine Träumereien wurden unterbrochen, als das kleine Gerät auf dem Tisch leise piepste.
    Dann schob sich ein winziger Papierstreifen, kaum einen halben Zentimeter breit, aus dem Schlitz. Wieder ein Wunder der fortgeschrittenen Technik. Es amüsierte ihn stets aufs neue.
    Er setzte seine Lesebrille auf – ein weiterer Fluch des Alters und begann, den Text auf dem Papierstreifen zu lesen. Die volle Länge der Meldung betrug fast einen halben Meter. Dann nahm er seine Brille wieder ab, schaltete den Senderempfänger aus und steckte ihn in seine Tasche zurück.
    »Die neuesten Nachrichten aus dem guten alten England?«
    Shaw blickte auf und sah Foss Gly in der Tür stehen.
    Gly machte keine Miene, einzutreten. Er starrte Shaw nur forschend an, und er glich einem Schakal, der in die Luft schnupperte.
    »Es war nur die Bestätigung meines Berichts über Ihre Beobachtungen«, antwortete Shaw beiläufig. Er wickelte den Papierstreifen verspielt um seinen Zeigefinger.
    Gly hatte den Taucheranzug abgelegt und trug jetzt verwaschene Jeans und einen dicken Rollkragenpullover. »Ich habe immer noch das Zittern. Kann ich mir einen Schluck von Ihrem Schnaps nehmen?«
    »Bedienen Sie sich.«
    Gly leerte ein halbes Wasserglas Canadian Club in zwei Schlucken. Er erinnerte Shaw an einen großen Zirkusbären, den er einmal ein ganzes Faß Bier hinunterschlürfen gesehen hatte.
    Gly stieß einen langen Seufzer aus. »Fühle mich fast wieder wie ein Mensch.«
    »Meiner Schätzung nach sind Sie für die

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