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Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod

Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod

Titel: Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ortwin;Höhn Ennigkeit
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geklärt, wer diese Todesanzeige aufgegeben hatte.
    Die Wohnungsdurchsuchungen erbrachten keinerlei Hinweis. Es stand eindeutig fest, dass Gäfgen wieder gelogen und die beiden Brüder ungerechtfertigt des Verbrechens bezichtigt hatte.
    Die Durchsuchungsaktion am Langener Waldsee und am danebengelegenen Walldorfer Badesee war noch nicht abgeschlossen.
    Wir konnten also nicht sicher sein, dass Gäfgen auch diese Angaben erfunden hatte.
    Wo war Jakob? Bewachten ihn andere Mittäter, die Gäfgen nicht nennen wollte, oder war er in einem Versteck vollkommen sich selbst überlassen? Lebte Jakob noch, war er verletzt?
    Wir waren keinen Schritt weitergekommen, und mittlerweile war es fast 7.00 Uhr. Jakobs Zeit lief ab.
    Wir beschlossen, Gäfgen sofort mit seiner Mutter zu konfrontieren, sobald sie im Polizeipräsidium erschien.
    Auch Elena und Franz von Metzler wurden telefonisch darum gebeten, sich nochmals auf eine Gegenüberstellung mit Gäfgen einzustellen. Hans-Joachim Wölfel rief zurück und teilte uns mit, dass er das Gefühl habe, Sylvia von Metzler zweifle nun am Sinn der Gegenüberstellung Gäfgen – Elena. Sie habe ihn gefragt, ob es Elena denn verkraften würde, wenn sie um das Leben ihres Bruders betteln müsste, oder was wäre, wenn sie es nicht schaffen würde?
    Um 7.00 Uhr wurde ich aufgefordert, an einer Abschnittsleiterbesprechung im Nebenraum der Befehlsstelle teilzunehmen. Ich sollte den Teilnehmern kurz den aktuellen Stand der Ermittlungen aufzeichnen. Ich berichtete, dass sich der Verdacht gegen die Brüder B. stark relativiert habe und die Durchsuchungsmaßnahmen am See noch andauern würden. Mittlerweile war auch fast das ganze Lösegeld in Gäfgens Wohnung gefunden worden, nur die ersten 500 000 Euro hatten in den Geldkassetten gelegen, das restliche Geld war verteilt auf verschiedene Gesellschaftsspielkästen und Kuverts.
    Uns wurde immer klarer, dass Gäfgen Jakob wohl alleine entführt und versteckt hatte und jetzt nur noch auf Jakobs Tod wartete.
    Im Verlauf dieser Besprechung erfuhr ich zum ersten Mal, dass angedacht war, gegebenenfalls als letzte Möglichkeit unmittelbaren Zwang gegen Gäfgen anzuwenden, um ihn dazu zu bringen, endlich den Aufenthaltsort von Jakob preiszugeben.
    Joachim W., Leiter des Einsatzabschnittes (EA) »Operative Maßnahmen« – ihm waren sämtliche Spezialeinheiten, sprich Mobiles Einsatzkommando (MEK), Spezialeinsatzkommando (SEK) usw. unterstellt –, wandte dagegen ein, dass eine solche Maßnahme, sollte sie von einem Beamten einer Spezialeinheit durchgeführt werden, den Ruf aller SEKs beeinträchtigen könnte.
    Es wurde auch noch thematisiert, dass eine auf diese Art und Weise erhaltene Aussage in einem Strafverfahren nicht verwertet werden könnte.
    Aber die Rettung des entführten Kindes musste absoluten Vorrang vor prozessualen Fragen haben, dachte ich mir. Keine, absolut keine der dort versammelten Führungskräfte der Frankfurter Polizei sagte oder deutete an, dass sich derjenige, der so etwas anordnete oder durchführte, strafbar machen könnte. Ich ging zurück zu meinem Einsatzabschnitt.
    Wolfgang Daschner fragte zu diesem Zeitpunkt nach Staatsanwalt Koch, um ihm seinen Plan zur weiteren Vorgehensweise mitzuteilen. Aber der war nachts übermüdet nach Hause gegangen – ausgerechnet in dieser kritischsten Phase der Entführung, ohne seine telefonische Erreichbarkeit im Führungsstab zu hinterlassen oder wenigstens einen anderen Ansprechpartner zu benennen.
    Um 7.30 Uhr war Gäfgens Mutter von einem Streifenwagen abgeholt worden, da sie sich zu schwach fühlte, um selbst Auto zu fahren.
    Gegen 8.00 Uhr holten Kriminalhauptkommissar Jürgen P. und ein anderer Kollege Magnus Gäfgen aus der Zelle und brachten ihn in Jürgens Büro, wo er mit seiner Mutter sprechen konnte.
    Jürgen P. hielt sich im Hintergrund, blieb bei der Konfrontation Mutter – Sohn jedoch dabei. Magnus Gäfgen sagte seiner Mutter, er stünde unter Druck und würde erpresst.
    »Egal, du musst der Polizei sagen, was mit dem Kind ist, wen schützt du?«, flehte Frau Gäfgen ihren Sohn an.
    »Ich kann nicht, ich kann nicht!«, jammerte Gäfgen.
    »Denk an den Jungen, sag doch, wo er versteckt ist!«
    »Ich werde erpresst, ich muss euch schützen!«
    Gäfgen verlor seinen berechnend kühlen Kopf nicht und blieb bei seiner Version. Seine Mutter versprach ihm, bald wiederzukommen und gab die Hoffnung nicht auf, ihn das nächste Mal zum Sprechen zu bringen.
    Um 8.23 Uhr erreichte mich die

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