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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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war denn Maggi abgeleitet?
    Ich verständigte sofort den Führungsstab über das abgehörte Gespräch und las dann langsam Namen für Namen auf meiner Personagrammliste. Es gab einige Namen, die mit M anfingen, viele Frauennamen, aber die waren ja auszuschließen. Es blieben Markus, Martin und Matthias als Vornamen und Mohr, Metzger und Mehrlingen als Nachnamen [alle Namen geändert]. Es war sinnlos. Wir mussten nachfragen, wer damit gemeint war.
    Ich fühlte mich zerschlagen, ausgelaugt und hatte Lust auf eine Zigarette. Am offenen Fenster zog ich den Rauch tief ein. Um diese Uhrzeit kroch die herbstliche Kühle ins Zimmer. Es tat gut. Ich betrachtete den sternenklaren Himmel und hoffte inständig, dass sie den Jungen nicht draußen versteckt hielten. Es klopfte, und mein Stellvertreter Jürgen P. kam herein. »Geh jetzt mal schlafen, Ortwin, morgen früh um 7.30 Uhr ist Lagebesprechung. Wenn es davor etwas Neues geben sollte, rufe ich dich sofort an.«
    Â»Okay, Jürgen, dann fahre ich los, ich bin wirklich kaputt.« Ich rief noch schnell meine beiden Kleinen an. Normalerweise holte ich sie alle 14 Tage bei ihrer Mutter in der Eifel ab. Dieses Mal musste unser gemeinsames Wochenende ausfallen.
    Ich packte meine Sachen und ging zu meinem Auto. Dieser seltsame Name »Maggi« könnte auch ein ausländischer Name sein, am nächsten Tag wollte ich recherchieren. Wenn der wirklich an der Entführung beteiligt sein sollte, wäre es besser, Elena würde nicht erfahren, dass ihr Telefon abgehört wurde.Sollte sie dieser Maggi anrufen, und Entführer melden sich häufig bei den Angehörigen, könnte sie befangen sein, und er würde es spüren. Das wäre gefährlich für Jakob. Ja, sollte er anrufen, werden wir eingreifen, vorher nicht. Außerdem blieb die Bewertung durch den Führungsstab und den Polizeipsychologen abzuwarten.
    Ich fuhr los. Die Fahrt zog sich hin, es war eine stockdunkle Nacht.
    Ich vermisste meine beiden Kleinen, ihr Geplänkel und ihr Lachen. Seit sie mit ihrer Mutter weggezogen waren, fehlten mir auch die täglichen Kleinigkeiten, die wie nebenbei unsere Zusammengehörigkeit bekräftigten.
    Wenn das Unfassbare, das Böse, so unerwartet in die Normalität, in das Leben einer Familie tritt, erfordert es eine enorme psychische Anstrengung und Stärke, dass sie daran nicht zerbricht, weiterhin zusammenhält, das Gefühl der Machtlosigkeit akzeptiert.
    Ich wollte nicht daran denken, was Jakobs Familie auszuhalten hatte, aber ich konnte mich dieser Gedanken nicht erwehren, erahnte ihre Angst und ihre Hoffnung, die Narben, die bleiben würden. Die furchtbare Frage, wem sie noch vertrauen könnten, welche Person, die sie kannten, ihrem Kind so großen Schaden zufügte, sie stand im Raum und zermürbte das Denken. Ein anderer Mensch spielte Gott und nahm sich das Recht heraus, über Leben und Tod des eigenen Kindes zu entscheiden.
    Das Treffen des Führungsstabs am Samstagmorgen ergab keine Neuigkeiten im Entwicklungsstand. Die Entführer hatten noch nicht bei Familie von Metzler angerufen, um ein Lebenszeichen von Jakob zu übermitteln oder die Geldübergabe zu bestätigen. Es wurde beschlossen, noch nichts über das Telefonat Elenas mit ihrer Freundin Maja verlauten zu lassen, da der Schwerpunkt der Ermittlung nicht das Fassen der Entführer, sondern das Leben Jakobs war. Die laufenden Telefonüberwachungsmaßnahmen bei Familie von Metzler mussten geheim gehalten werden, da ein »Innentäter« zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden konnte. Ein Bekanntwerden der Telefonüberwachungsmaßnahmen (TÜ-Maßnahmen) hätte sich in diesem Fall zu einem nicht einschätzbaren Risiko für die körperliche Unversehrtheit des Entführten entwickelt. Eine offene Befragung unter Preisgabe der Quelle konnte somit nicht erfolgen. Dies war auch die Einschätzung der Verhandlungsgruppe, die sich bei der Familie im Haus befand.
    Wenn sich die Entführer nicht vor der Nacht von Samstag auf Sonntag meldeten, musste die Geldübergabe abgewartet werden. Polizeipsychologe Stefan S. regte an, dass der Zentrale Psychologische Dienst (ZPD) ein Schreiben ausarbeiten könnte, in dem Friedrich von Metzler die Entführer bäte, Jakob nach dem Erhalt des Lösegeldes zu befreien. Es sollte dem Lösegeld beigelegt werden. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
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