Um Leben Und Tod
wurde eine Entscheidung über die Art der Lösegeldpräparation getroffen und an die entsprechende Stelle weitergeleitet. Alle Geldscheine sollten nummernmäÃig erfasst werden, damit sie zweifelsfrei identifiziert werden konnten.
Die technischen Durchfahrtskontrollen in der Nacht, hatten â wie erwartet â keine Resultate erbracht.
Es musste eine Pressekonzeption ausgearbeitet werden, und die DurchsuchungsmaÃnahmen möglicher Handlungsorte sowie der Verwahrungsorte mussten vorbereitet werden.
Besonders zu durchdenken und zu organisieren war die Geldübergabe. Jakobs Vater wollte diese unbedingt selbst übernehmen, um seinen Sohn auf keinen Fall zu gefährden. Es musste also ein geschulter Begleiter ausgemacht werden, der ihn unauffällig im Auge behalten und nur im Falle der Lebensbedrohung eingreifen sollte und vielleicht auch als Fahrer des Ãbergabeautos eingesetzt werden könnte. Die Erfüllungskonzeption, das hieÃ, das Leben des Kindes, stand über allem, lieà nur einen geringen Handlungsspielraum für den Begleiter.
Bei Problemen an der Ablagestelle des Lösegelds, wie zum Beispiel das Auftauchen Betrunkener, mussten Kräfte zur Verfügung stehen, die bei Bedarf eingreifen konnten, ansonsten musste der unmittelbare Bereich um die Geldablage polizeifrei bleiben.
Bis zur nächsten Lagebesprechung sollte ein Konzept ausgearbeitet werden, um eine reibungslose und unauffällige Verfolgung des oder der Abholer des Lösegelds zu ermöglichen.
Um 11.30 Uhr fand in Daschners Büro ein Gespräch mit Friedrich von Metzler, Hans Hermann Reschke und Kriminaloberrat Gerhard Budecker statt. Die Angst und Sorge der Familie um ihren jüngsten Sohn waren deutlich spürbar.
Im Vordergrund stand die Frage nach der polizeilichen Bewertung der Gefährdungslage. Die Kasuistik,die Auswertung früherer Entführungsfälle, lieà keine konkrete Aussage zu. Vieles sprach dafür, dass Jakob noch am Leben war â schon allein deshalb, weil der Entführer damit rechnen musste, dass vor der Zahlung des Lösegeldes ein aktuelles Lebenszeichen des Opfers gefordert werden könnte.
»Herr von Metzler, ich verspreche Ihnen, dass die Polizei nichts tun wird, was Ihren Sohn gefährden könnte. Und wir werden alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um sein Leben zu retten«, beendete Wolfgang Daschner das Gespräch. Mehr Trost konnte er in dieser angstvollen Situation leider nicht spenden.
Das Versprechen hat er nie vergessen und bei jeder Entscheidung dieses Falles vor Augen gehabt.
Jakob war zur Tatzeit elf Jahre und fünf Monate alt. Gemeinsam mit seinen Geschwistern Franz und Elena wuchs er im elterlichen Anwesen in Frankfurt am Main auf. Die Grundschuljahre verbrachte er in der Textorschule in Sachsenhausen, in der er eine bilinguale Klasse besucht hatte. Jakob wechselte dann, wie schon zuvor seine Schwester, auf die Carl-Schurz-Schule, ein Gymnasium in Sachsenhausen, er absolvierte derzeit das sechste Schuljahr.
Bei einer GröÃe von 1,45 Meter wog Jakob nur 35 Kilogramm, war also relativ zart und klein. Er wirkte noch sehr kindlich, war schüchtern, bescheiden und verträumt. Im Schulalltag hatte Jakob mit Konzentrationsproblemen zu kämpfen, ihm fiel das Stillsitzen schwer. Er hatte ein unbeschwertes Wesen, lachte gerne, war ein treuer und guter Freund, der sich im Hintergrund hielt. Neid und Boshaftigkeit waren ihm fremd.
Einmal hatte Jakob seine Tante Barbara von Metzler, die Schwester seines Vaters, ins Städelmuseum in Frankfurt begleitet, wo ein Spendentopf für die Restaurierungskosten aufgestellt war. Ohne zuvor etwas angedeutet zu haben, hatte Jakob sein Sparschwein mit dem gesparten Taschengeld mitgenommen und es in den Spendentopf geleert. Da seine Tante die Restaurierung des Museums förderte, wollte Jakob auch seinen Teil dazu beitragen und nicht hinter seiner Familie nachstehen.
In die Klassengemeinschaft war er voll integriert, da er ein fröhliches und unkompliziertes Kind war, seine Hilfsbereitschaft wurde geschätzt, er war sportlich und begeisterte sich für FuÃball. Jakob hatte sich gerade das erste Mal verliebt â in eine Klassenkameradin.
Fremden gegenüber verhielt sich der Junge absolut zurückhaltend. Glücklich war er mit seiner Familie und seinen Freunden, mit den Menschen, die er kannte, denen er vertraute.
Ich hielt den Zettel mit der Kurzzusammenfassung
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