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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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aufzuessen.
    Und es gab noch andere.
    Mit schnellen Schritten näherte ich mich nach der Besprechung mit Daschner unserer Abteilung und sah Jürgen P. mit einer Frau mittleren Alters vor seinem Büro stehen und sprechen. Es stellte sich heraus, dass es sich um Gäfgens Mutter handelte.
    Ich fragte Jürgen, ob es etwas Neues gebe, was er verneinte.
    Gäfgen erinnert sich in seinem Buch Allein mit Gott – Der Weg zurück anders und unzutreffend. Er meint, dass ich ihn zusammen mit einem weiteren Kollegen aus der Gewahrsamszelle abgeholt hätte.
    Jürgens Büro war circa zwölf Quadratmeter groß; gegenüber der Tür gab es ein Fenster zu einem der Innenhöfe des Präsidiums. An den Wänden rechts und links befand sich jeweils eine Verbindungstür zu den angrenzenden Büros. Die Türen waren geschlossen. Im Bereich des Fensters stand ein halbwegs moderner grauer Schreibtisch. Gäfgen saß auf einem Bürostuhl. Der Stuhl stand vor der rechten Verbindungstür.
    Ich nahm mir einen Besucherstuhl und setzte mich ebenfalls hin. Wir saßen einander direkt gegenüber. Zwischen unseren Beinen war ein Abstand von circa 30 Zentimetern, zwischen unseren Oberkörpern ein Abstand von mehr als einem Meter.
    Ich suchte seine Augen und blickte ihn schweigend an. Ich sah ihn das erste Mal. Gäfgen strahlte eine derartige Kälte aus, dass ich automatisch mit meinem Stuhl etwas nach hinten rückte. Daraufhin konfrontierte ich Gäfgen mit seiner Lügengeschichte, in der er die beiden Brüder zu Unrecht der Teilnahme an der Entführung bezichtigt hatte.
    Ich klärte ihn über den Fund eines Kinderschlafsackes mit Blutspuren am Langener Waldsee auf und teilte ihm unsere Befürchtung mit, dass Jakob in höchster Lebensgefahr schwebe.
    Â»Es ist in deinem eigenen Interesse, wenn du endlich sagst, wo der Junge versteckt ist. Ich will jetzt endlich wissen, was mit dem Jungen ist!« Ich kämpfte um eine überlegte, ruhige Stimme.
    Gäfgen schaute weg in Richtung Tür.
    Â»Wo ist der Junge, was ist mit dem Jungen?«
    Er vermied jeglichen Blickkontakt und schwieg weiter. Ich sagte ihm, pass auf, es ist veranlasst worden, dass jemand kommt, der dir Schmerzen zufügen kann. Er wird mit einem Hubschrauber eingeflogen. Ich habe ihm auch gesagt, dass die Besorgung eines Wahrheitsserums veranlasst sei. Ich erklärte ihm eindringlich, dass wir wissen müssten, wo der Junge ist.
    Gäfgen zeigte sich völlig unbeeindruckt. Als Jurastudent mit bestandener schriftlicher Prüfung zum Ersten Staatsexamen, hielt er die Überlegungen der Behördenleitung wohl nicht für glaubhaft und schien eiskalt berechnend abwarten zu wollen, ob irgendetwas davon je realisiert werden würde. Ich war über seine stoische Haltung nicht erstaunt, denn ich war selbst nicht überzeugt von dem, was ich ihm sagte, warum hätte er mir darauf antworten sollen? Es musste Gäfgen klar sein, dass ihm von mir keine Gefahr drohte, dass ich ihm nichts tun würde. Wie sollte ihn dann die Mitteilung beeindrucken, dass da vielleicht jemand kommen würde, der ihm Schmerzen zufügen könnte? Er brauchte sich doch nur seelenruhig zurückzulehnen und zu warten, bis der »böse Mann« kommen und damit beginnen würde, ihm wehzutun. Gäfgen spielte auf Zeit. Wir hatten diese Zeit nicht, Jakob blieben vielleicht nur noch Minuten zu leben.
    Ich fragte erneut: »Was ist mit Jakob?«
    Ohne mir ins Gesicht zu schauen, antwortete er: »Ich werde erpresst, meine Freundin …«
    Ich unterbrach ihn.
    Â»Dieses Märchen kannst du jemand anderem erzählen, ich will wissen, was mit dem Kind ist, wo ist Jakob? Pass mal auf, du hast das Lösegeld abgeholt, hast einen Teil auf deine Konten einbezahlt, wir haben das restliche Lösegeld in deiner Wohnung gefunden, du kennst Jakob, wir haben eine von dir handgeschriebene Checkliste in deiner Wohnung sichergestellt. Es ist eindeutig, dass du an Jakobs Entführung zumindest beteiligt bist. Wir lassen uns nicht länger verarschen. Du hast ständig gelogen und unschuldige Menschen belastet. Wie geht es Jakob? Wo ist er? Es liegt nur an dir, uns zu sagen, wo er ist, und dein Gewissen zu erleichtern. Wenn du dich weiter weigerst, werden wir uns damit nicht zufriedengeben.«
    Keine Reaktion. Ich versuchte einen anderen Ansatz.
    Â»Hast du Angst vor dem Knast? Du weißt ja, wie es dort Tätern gehen kann,

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