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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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allen Dingen absolut entschlossen. Meine Entschlossenheit, nicht eher aufzugeben, bis ich erfahren hatte, was mit Jakob passiert war, hat Gäfgen sehr deutlich gespürt.
    Plötzlich eine Reaktion.
    Â»Ich … ich … ich glaube … er ist in … bei einem See in der Nähe von Birstein.«
    Â»Was soll das heißen? Lebt er noch oder ist er tot?«
    Â»Ich weiß nicht, wahrscheinlich ist alles zu spät!«
    Â»Wie, alles zu spät? Stimmt das jetzt mit dem See? Wo genau ist der See?«
    Â»In der Nähe von Birstein, im Vogelsberg, ich kann es auf einer Karte zeigen!«
    Ich sprang auf, rannte zur Tür, öffnete sie und schrie über den Flur: »Ich brauche sofort eine Karte von Birstein!«
    Olli Korn hatte mich gehört. »Ich komme aus der Gegend, ich kenne mich dort aus, warte, ich komm sofort mit einer Karte!«
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Olli mit der Landkarte zurückkam. Er hatte unseren Kollegen Sören Skora dabei. Beide wandten sich mit der Karte Gäfgen zu.
    Olli Korn fragte: »Lebt der Junge denn noch?«
    Â»Ich bin vor den anderen vom Teich weggefahren«, behauptete Gäfgen.
    Â»Wer sind die anderen?«, wollte Olli wissen.
    Keine Antwort. Daraufhin breitete Olli die Landkarte aus, und Gäfgen zeigte ungefähr die Stelle.
    Â»Stimmen diese Angaben?«
    Â»Das stimmt jetzt.«
    Olli Korn und Sören Skora erklärten den Kollegen, wo sich der Fischweiher befand. Sie besorgten sich Autos, nahmen ihre Einsatztaschen und fuhren zusammen mit dem Kollegen Lehnert und weiteren Polizeikräften sofort zum Teichgelände.
    Ich ging wie benommen in das nächste offen stehende Büro und wählte Daschners Durchwahl.
    Â»Gäfgen hat gesagt, dass Jakob in oder bei einem See in der Nähe von Birstein ist. Ich befürchte, tot. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Aussage jetzt die Wahrheit ist.«
    Ich war fertig, ausgelaugt, am Ende, vollkommen platt und funktionierte nur noch wie ferngesteuert.
    Plötzlich war Polizeiführer Gerhard Budecker da. Er fragte mich, wie sicher das jetzt sei, und ich antwortete ihm, den Tatsachen entsprechend, dass bei Gäfgen gar nichts sicher sei.
    Â»Hat Gäfgen ein Motiv, um uns wieder an der Nase herumzuführen?«, fragte Gerhard Budecker. Mir fiel nur eine Möglichkeit ein.
    Â»Da Gäfgen die Aussichtslosigkeit seiner Lage erkannt hat, will er vielleicht fliehen und hat sich deshalb diese ganze Geschichte ausgedacht.«
    Gäfgen befand sich mittlerweile im Büro von Bernd Mohn, der nach einer kurzen Nacht verspätet in die Dienststelle gekommen war.
    Ich öffnete die Tür und sagte zu Bernd, dass ich noch einmal allein mit Gäfgen sprechen müsste. Widerstrebend verließ Bernd das Büro, und es kam zu einer kleinen, lautstarken Diskussion vor seiner Tür. Bernd wollte nicht, dass die Vertrauensbasis, die er zu Gäfgen aufgebaut hatte, zerstört würde. Am Ende ging ich alleine in sein Büro, und er wartete draußen.
    Ich schaute Gäfgen in die Augen und sagte ihm leise, aber eindringlich: »Pass auf, ich weiß nicht, ob es stimmt, was du gesagt hast, und ob du nicht irgendwas anderes vorhast; aber mach keinen Blödsinn!«
    Nach diesen paar Sekunden verließ ich das Büro, und Bernd beschäftigte sich weiter mit Gäfgen.
    Jürgen P. fragte mich im Laufe des Vormittags, worum es bei dem Auftrag Daschners gegangen wäre. Ich klärte ihn mit wenigen Worten auf.
    Ich hätte schon längst nach Hause fahren können, aber ich wollte nicht, ich musste wissen, was mit Jakob passiert war, und dieses Mal hoffte ich, dass Gäfgen wieder gelogen hatte.
    Er habe das Klebeband genommen und dies dem Jakob über den Mund geklebt. Dieser sei gar nicht ängstlich gewesen, habe eher etwas überrascht geguckt und das Ganze als einen Scherz empfunden. Er habe den Jakob gefragt, ob er ein Handy dabei habe. Dieser habe dies durch Gesten verneint. Er habe ihn dann auf den Boden gelegt, wofür er keine Gewalt habe anwenden müssen. Jakob habe auf dem Bauch gelegen. Er habe ihm die Hände auf dem Rücken festgehalten und gesagt, es sei ernst und er solle ruhig sein, es würde ihm dann nichts passieren. Er habe das auf dem Tisch liegende Klebeband genommen und Jakob damit die Hände und Füße gefesselt.
    (aus dem Vortrag des psychiatrischen Gutachters von Magnus Gäfgen)
    Gäfgen, weitere Polizeibeamte

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