Um Leben Und Tod
Wodka und Cola sein ⦠In dem Plan war dann auch als Eventualität der Tod des Jungen vorgesehen ⦠Es war nicht gewollt, aber wenn es passiert, so dachte ich, nehme ich es billigend in Kauf â¦
Er stand schräg hinter mir, vor mir der Tisch. Ich nahm das Klebeband, drehte mich um und klebte es ihm auf den Mund. Ich habe an seinen Augen gesehen, dass er das als Scherz auffasst. Ich habe ihn dann gefragt, ob er ein Handy habe. Daraufhin gab er mir mit den Händen zu verstehen, dass er keins habe. Dann gingen die Scheuklappen runter und ich habe meinen Plan abgespult. Ich habe ihn dann mit sanfter Gewalt bäuchlings auf den Boden gelegt, auf ihm gelehnt, habe ihm die Hände auf dem Rücken zusammengedrückt und mit dem auf dem Wohnzimmertisch bereitgelegten Klebeband die Hände wie Handschellen zusammengeklebt. Ich habe dann mit dem Klebeband auch seine FüÃe umwickelt â¦
Ich habe auf ihn eingeredet. Er zappelte. Er merkte, dass es ernst wird. Er versuchte zu schreien. Wehren konnte er sich nicht richtig, er war ja gefesselt ⦠Ich habe ihm wieder den Mund zugedrückt und bin auch lauter geworden. In mir war nur noch der Gedanke, dass jetzt Ruhe sein musste. Ich habe ihm noch einen Klebestreifen auf die Nase geklebt, habe Nase und Mund mit der groÃen Hand zugedrückt, habe ihn fest am Hals gepackt und ihn kurz gewürgt und geschüttelt. Er lag erst noch auf seinem Bauch, beim Würgen habe ich den Oberkörper ein bisschen zur Seite gedreht. Das Würgen brachte auch nichts â¦
Nach meiner Erinnerung habe ich dann nochmals wie ursprünglich neben ihm gekniet und den Mund zugehalten ⦠Nachdem ich ihn gewürgt hatte, habe ich ihn nach meiner Erinnerung einmal im Halsbereich geschlagen, das heiÃt, ich habe seitlich mit der Faust gegen seinen Hals geschlagen ⦠Es hat dann noch eine Minute gedauert, dann ist er langsam ruhiger geworden â¦
Ich habe ihn genommen, in die Wanne gesetzt, den Stöpsel reingemacht und mit dem Duschkopf Wasser eingelassen und ihn damit auch abgeduscht. Der Zweck war, wie in meinem Plan vorgesehen, dass ich dadurch mögliche Spuren verwische â¦
Da ich mir â wie gesagt â nicht sicher war, ob Jakob, was ich befürchtete, tot war, habe ich diese Gelegenheit benutzt, nachdem die Wanne einigermaÃen mit Wasser gefüllt war, zur Prüfung dieser Frage den Kopf von Jakob unter Wasser zu tauchen. Ich wollte damit sehen, ob Luftbläschen entweichen â¦
Frage: Kamen Sie auf die Idee, die Klebebänder abzunehmen, um ihm gegebenenfalls Luft zu verschaffen?
Antwort: Nein, weil ich nicht wusste, ob er lebt oder tot ist, und wenn er gelebt hätte, hätte er geschrien. Es hätte ja sein können, dass er die Luft angehalten hat, um mich in Sicherheit zu wiegen.
Am Freitag, dem 11. Oktober 2002, wurde Jakob unter Ausschluss der Ãffentlichkeit beigesetzt. Zuvor wurde in der Katharinenkirche in Frankfurt ein einstündiger Trauergottesdienst abgehalten. Siebenhundert geladene Gäste folgten den bewegten Worten von Peter Steinacker, des evangelischen Kirchenpräsidenten von Hessen-Nassau, in der mit schlichten BlumensträuÃen und wenigen Kerzen geschmückten Kirche, in der Jakob 1992 getauft worden war. Auf dem groÃen Platz vor der Kirche versammelten sich etwa 1000 Bürger in stiller Andacht und konnten den Worten, die mit Lautsprechern übertragen wurden, zuhören. Viele Menschen weinten, Eltern hielten ihre Kinder fest umschlungen.
»Jakob hat sein Leben so lieb gehabt. Noch immer pressen die Angst und der Schmerz das Herz zusammen, will das Entsetzen keine Sprache finden. ⦠Wir alle sollten uns fragen, was wir falsch machen, dass wir immer unempfindlicher werden gegenüber der alltäglichen Gewalt und Willkür«, schloss Steinacker seine Trauerrede.
Verwandte und Freunde gaben dem elfjährigen Jungen das letzte Geleit zum Familiengrab auf dem Hauptfriedhof. Seine Eltern und Geschwister gingen tapfer voran.
Der weiÃe Kindersarg war mit bunten Blumen bedeckt.
Eine weitere Vernehmung Gäfgens durch Staatsanwalt Koch fand am 17. Oktober 2002 statt, in der dieser den Tagesablauf des 27. September 2002 schildert, das darauffolgende Wochenende, die Abholung des Lösegeldes und den Tag seiner Festnahme. Er gab zu Protokoll:
Ich bin im Beisein meines Rechtsanwaltes über meine Rechte nach der StPO belehrt worden und bin bereit, Angaben zur Sache
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