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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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ausgelegt, an der Eingangstür der Schule hängten Lehrer und Schüler gemeinsam ein Schild auf: »Wir können es nicht fassen.«
    Am 4. Oktober 2002 wurde Gäfgen im Polizeipräsidium Frankfurt in Anwesenheit seines Verteidigers Dr. Endres, mit dem er zuvor ein Gespräch führen konnte, durch Staatsanwalt Koch vernommen. Er machte Angaben zu seiner Person und zur Entsorgung der Beweisstücke. Grundsätzlich sei er auch bereit, »Angaben zu dem Schuldvorwurf des erpresserischen Menschenraubes und der Tötung des Schülers Jakob Gustav Benjamin von Metzler zu machen, jedoch nicht in der heutigen Vernehmung, sondern zu einem späteren Zeitpunkt«.
    Im Anschluss an die Vernehmung hatte Gäfgen Gelegenheit zu einem Gespräch mit seiner Mutter. Sie unterhielten sich nicht über verfahrensrelevante Sachverhalte, aber Gäfgen nutzte dieses Zusammentreffen, um seine Herrenarmbanduhr der Marke Breitling mit Stahlarmband gegen die Damenarmbanduhr der Marke TCM seiner Mutter zu tauschen. Bei einer späteren Überprüfung wurde festgestellt, dass er die wertvolle Breitling-Uhr einem Freund gestohlen hatte, wie auch ein Nokia-Handy, das bei ihm zu Hause lag.
    Gäfgen bekam von seiner Mutter eine schwarze Nylontasche mit persönlichen Gegenständen für die Untersuchungshaft.
    Am selben Tag schilderte Anwalt Endres der Süddeutschen Zeitung sein »außerordentlich unpopuläres Mandat«. »Ich denke, dass er das, was er getan hat, noch gar nicht begriffen hat«, so seine Stellungnahme zu seinem Mandanten.
    Am 12. Oktober versicherte Endres der Frankfurter Rundschau , dass sein Mandant in der »kommenden Woche ein ungeschminktes und hundertprozentiges Geständnis ablegen muss, da er für einen Hallodriprozess, der sich nur auf Indizien stützt, nicht zur Verfügung steht«.
    In seiner Vernehmung am 14. Oktober 2002 durch Staatsanwalt Koch und im Beisein seines Anwaltes Endres gab Magnus Gäfgen an, wie Jakob zu Tode gekommen war:
    Ich bin im Beisein meines Rechtsanwaltes über meine Rechte nach der StPO belehrt worden und bin bereit, Angaben zur Sache zu machen …
    Als wir dann zusammen waren, hat sich die Spirale mit dem Geld drastisch gesteigert. Mara [Kosename geändert] liebt einen teuren Lebensstil. Ich wollte sie glücklich machen. Sie hat das nicht verlangt, ist aber davon ausgegangen, dass ich das Geld auch habe. Sie stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen, kannte aber diesen Lebensstandard nicht …
    Im Sommer war bereits für mich absehbar, dass das mit meinen finanziellen Verhältnissen nicht so weitergehen konnte. Dann fing ich an, mir Gedanken zu machen. Das waren zunächst Gedanken über Kredite, zusätzliche Jobs, mit meinen Eltern zu reden. Das alles habe ich dann aber verworfen, weil es alles nicht ausgereicht hätte, um in dieser Spirale weiterzuleben. Ich machte mir also über meine Situation Gedanken und wusste, dass das ganze Kartenhaus zusammenbricht, wenn meine finanziellen Möglichkeiten endgültig erschöpft sind. Dabei dachte ich natürlich auch darüber nach, mich gegenüber
Marianne [Name geändert] zu offenbaren, wobei ich diese Möglichkeit deswegen verwarf, weil ich einerseits Angst davor hatte, mein Lügengebäude darzustellen, und andererseits befürchtete ich, Mara [Kosename geändert] zu verlieren …
    So kam ich auch auf strafbare Gedanken. Ich hab mir dann überlegt, einen Banküberfall zu machen, es war mir aber dann klar, dass ich dafür nicht der Typ bin – mit Pistole und so …
    Mein Kopf hat sich dann wie in zwei Teile gespalten. Einer hat diese kriminellen Überlegungen durchdacht, der andere wusste, dass ich nicht der Typ dazu bin. Ich bin von meinem Naturell aus eher sanftmütig und zurückhaltend …
    Ein Banküberfall hätte nicht genug Geld gebracht, und ich hätte das auch nicht gekonnt. Ziemlich schnell kam ich dann auf den Gedanken einer Entführung … Ich war dann ziemlich schnell bei dem Entführungsopfer Jakob von Metzler … Er war als Entführungsopfer in meinem Kopf, bevor ich ihn kannte. Ich wusste, dass Jakob ungefähr in der fünften oder sechsten Klasse war, das passte in meinen Plan …
    Ich wollte ihn dann in die Hütte bringen … Er sollte dort das Wochenende bleiben und ich wollte ihn dort unter Alkoholeinfluss bringen, um eine Amnesie bei ihm herbeizuführen. Es sollte

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