Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz
ein paar verfehlten Versuchen den Spaß daran verliert und nach einem neuen Spiel verlangt.
Es ist ein Problem, vor dem auch Lehrer häufig stehen, wenn es ihnen nicht gelingt, bei ihren Schülern Spaß und Interesse am Lernstoff zu wecken und zu erhalten. Für Computerspiele haben sie meist sehr viel mehr Ausdauer. Nicht anders geht es uns mit dem Zuhören. Haben wir nämlich schon ungefähr verstanden, worauf der Vortragende hinaus will oder wendet sich der Vortrag Themen zu, die uns weniger interessieren oder Spaß machen, wenden wir uns ab, distanzieren uns, jedenfalls innerlich. Auch im Arbeitsleben ist Motivation davon abhängig, wie viel Freude wir an unserer Tätigkeit empfinden können. Oft genug reduziert schon eine kleine Veränderung in unserem Arbeitsbereich die Arbeitsfreude oder die tägliche Routine dämmt unseren Eifer und wir beginnen, uns nach neuen Reizen umzusehen. Routine gefährdet auch die schönste Partnerschaft. Ist die erste Verliebtheit verflogen, übernehmen alltägliche Pflichten das Ruder. Wer es nun versäumt, ernsthaft nach neuen gemeinsamen Freuden zu suchen, wird bald allein sein.
Nicht immer ist es der eigene Wunsch oder Wille, wenn wir uns abwenden: Distanzierung kann auch die Folge davon sein, sich abgestoßen zu fühlen, vielleicht von einem schlechten Geruch oder Geschmack, von einer Situation, die uns unangenehm ist, oder einer Person, die uns nicht mehr gefällt. Es können aber auch Herausforderungen, soziale Verpflichtungen oder Erwartungen sein, die wir glauben, nicht erfüllen zu können, und die uns in diesem Moment als unannehmbar erscheinen. Also versuchen wir, sie durch Abwendung abzuschütteln. Wird uns der Rückzug versagt, werden wir uns sperren, unsere Muskeln verspannen sich und wir verlieren jede Aufnahmebereitschaft, was uns nun wiederum dem einen oder anderen unangenehm oder launisch erscheinen lässt. Unser Gegenüber spürt natürlich, dass er unsere Nähe verloren hat und wird sich nun wahrscheinlich seinerseits von uns abwenden.
Es gibt leicht erkennbare Körpersignale, die zeigen, wenn unser Gegenüber weggehen möchte, aber keine Möglichkeit findet: Die Augen bewegen sich, als suchten sie einen Fluchtweg. Auch die Anspannung der Muskeln, das Verkrampfen der natürlichen Haltung weist darauf hin, das jemand seiner gegenwärtigen Situation entkommen möchte. Oft werden dabei die Arme wie ein Schild vor den Körper geschoben, als sollten sie den weichen Bauch schützen oder einen Grenzwall zwischen sich und der bedrohlichen oder unangenehmen Situation oder Person bilden.
Ihr Gesicht zeigt Abwehr. Die negative Wahrnehmung zieht ihren Kopf nach hinten, womit sie Distanz nimmt zu dem, was ihr missfällt. Auch ihr Kinn zieht sich zurück. Sie sucht Distanz zur unangenehmen Wahrnehmung der Tasse.
Der Kopf neigt sich nach vorne. Der Körper neigt sich zur Quelle des Geruchs: »Das riecht aber gut.«
Genau umgekehrt verhält es sich, wenn uns etwas gefällt: Die Augen richten sich auf die Person oder den Gegenstand, der Blick bleibt für eine Weile haften, die Körperhaltung öffnet sich in einer Bewegung, die in einer Neigung des Körpers oder sogar aus einem Schritt vorwärts besteht, auf den Gegenstand unseres Wohlgefallens zu, um herauszufinden, ob ein Kontakt möglich ist. In diesem Fall sind alle Bewegungen nach vorn gerichtet und die Körperhaltung signalisiert Offenheit, der Wunsch nach Kontaktaufnahme ist nicht mehr zu übersehen. Umgekehrt signalisieren eine geschlossene Körperhaltung, das Zusammenziehen der Muskulatur, der fliehende Blick ganz eindeutig Missfallen, Weigerung, Kontaktsperre oder Fluchtbereitschaft.
All diese Reaktionen zeigen, dass unsere Aktionen und Reaktionen stets an unsere Gefühle gebunden sind. Sie lenken unsere Aktionen. Ohne Gefühlsimpuls haben sie keinen Sinn, es existiert keine Notwendigkeit,
uns zu bewegen - ob einem Wunschziel entgegen oder von einem Ungemach weg.
Bei Interesse neigen sich Körper und Kopf zur Quelle des Interesses. Der Wunsch nach Berührung verstärkt sich.
Gefühle sind ihrerseits Reaktionen auf innere Bedürfnisse und Wünsche. Werden unsere Gefühle stimuliert, schaffen sie Erlebnis, und Erlebnisse prägen sich tiefer ein als bloße Gedanken. Denn Erlebnisse sind Aktion. Es geschieht etwas in ihnen und sie verändern etwas in uns. Das innere Erlebnis schafft eine Beziehung zum ursprünglichen Bedürfnis, von dem alles ausgegangen ist. Je stärker nun die Beziehung zu diesem
Weitere Kostenlose Bücher