Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel
ändern! Wo Masse ist, dringen andere herzu und stochern mit dem Stöckchen drin herum.
Eine solche weltumspannende Riesenauflage (gibt es jemanden, der alle seine Werke sammelt?) ist nur denkbar im Zusammenhang mit geschickter Vermarktung, und davon versteht die Familie etwas.
Mehr als hundertfünfzig Romane hat er veröffentlicht, übersetzt in dreiundvierzig Sprachen, selbst in China, Brasilien und im Senegal sind sie zu haben.
Konsalik wurde als Sohn eines Versicherungsdirektors geboren und studierte Theaterwissenschaften und Germanistik. An der Ostfront – als Kriegsberichterstatter – erlitt er schwere Verwundungen. Er arbeitete als Journalist und schickte jahrelang Romanmanuskripte an Verlage, die immer wieder abgelehnt wurden. Erst mit dem »Arzt von Stalingrad« kam 1956 der große Erfolg. (Kurz danach mit O.E. Hasse und Eva Bartok verfilmt.) Das Buch hat bis heute eine Auflage von über 3,5 Millionen Exemplaren erreicht, das wohl meistgelesene Buch der deutschen Nachkriegsliteratur.
Am Tag nach seinem Tod hat man eine alte Filmreportage ausgegraben. Man sieht ihn an einem handgeschnitzten Eichenpult in Art einer Kanzel auf der Olympia-Schreibmaschine
hacken, und dann sagt er still in die Kamera, daß ihm das Ausbleiben der Ehrungen nichts weiter ausmacht. Benutzen wir diesen Anlaß, um zu sagen, wir ziehen unseren Hut.
Selma Lagerlöf
Selma Lagerlöf, was soviel wie »Lorbeerblatt« zu bedeuten scheint, wurde gegen den Willen der Eltern Lehrerin an einer Mädchenschule. Seit ihrer Jugend war sie eine begeisterte Anhängerin der Frauenbewegung. Den Literaturnobelpreis bekam sie 1909, als erste Schriftstellerin. Fünf Jahre später wurde sie in die schwedische Akademie aufgenommen.
Das Familiengut Mårbacka in Värmland, das der Vater, ein ehemaliger Offizier, dem Trunk verfallen, in den Konkurs getrieben hatte, kaufte sie zurück, durch den Welterfolg des »Nils Holgersson« wohlhabend geworden und berühmt. Die »Dichterfürstin«, wie ihre Landsleute sie nannten, wirtschaftete hier als Bäuerin wie ihre Vorfahren, baute Getreide an, kultivierte neues Ackerland, verwandelte den Garten in einen Park und erweiterte das alte Haus zu einem schloßartigen Bau. Geschrieben hat sie in einem länglichen, grün gestrichenen Zimmer an einem großen Eichentisch, eine Sekretärin tippte die Manuskripte auf der Schreibmaschine ab.
Es herrschte reges Treiben: In der Diele hörte man abends gemeinsam Radio, und im Salon, der wie Schloß Gripsholm im Stil Gustav II. eingerichtet war, spielte ihre Mutter gelegentlich Walzer auf dem Klavier. Einmal sollen sieben Pastorenfrauen aus der Umgebung zugleich auf dem langen Sofa gesessen haben. In diesem Saal hatte die Großmutter der mit glühenden Ohren lauschenden kleinen Selma, die mit einem Hüftleiden geschlagen war, einst die Sagen und Märchen ihrer Heimat erzählt.
Sie blieb zeitlebens unverheiratet. Mit der Schriftstellerin Sophie Elkan unternahm sie ausgedehnte Reisen, nach Italien und in den Orient. Fast drei Jahrzehnte lang schrieben die Freundinnen einander Tausende von Briefen.
Ihr berühmter »Nils Holgersson«, auch ein Beispiel für ein Leben in Zwergengestalt unter Menschen, ist nach einem Auftrag des schwedischen Lehrerverbandes entstanden, der ein neues Lesebuch für den Heimatkundeunterricht an Volksschulen erbeten hatte.
Selma Lagerlöf war sich nicht zu schade, für diese Arbeit Erkundigungen einzuholen. Lehrer schickten ihr aus dem ganzen Land Unterlagen über Volksbräuche, Arbeit, Nahrung, Häuser. Etliche Jahre hat sie daran geschrieben. Es entstand ein Lehrbuch der schwedischen Geographie und Kultur in Märchenform. Innerhalb weniger Jahre wurde »Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige« in dreißig Sprachen übersetzt. Es ist ein »Weltkinderbuch« geworden.
Auch wenn ich nur noch wenige der Geschichten in Erinnerung habe – die meisten blieben mir als Kind unverständlich – , ist mir doch das Bild meiner Mutter vor Augen, die mir am Bette sitzend, daraus vorlas. Nicht selten begann sie dann zu weinen.
Halldór Laxness
Halldór Laxness, der früher einmal Halldór Kiljan Guðjónsson hieß, gehörte zu den von der DDR gehätschelten Autoren, was per se ja nichts Negatives bedeuten muß.
Wer sich mit ihm beschäftigen will, sollte nicht immer seinen Lebensberichten Glauben schenken. Da kommt’s zu Widersprüchen. Lange Zeit wurde behauptet, er käme aus ärmlichen Verhältnissen. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, daß
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