umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
von Elli und Berti wie aus einem Mund. Auch Winnie schüttelte den Kopf, streifte die Lederhandschuhe wieder ab und sagte: »Ich auch nicht.«
»Was glaubst du denn dann, Holmes? Welche Schlüsse kannst du aus dem Scherbenorakel ziehen?«, fragte ich.
Herzig guckte mich an und blinzelte.
»Okay … Soweit ich das hier beurteilen kann, ist der Teller nicht die Tatwaffe. Es ist kein Blut dran. Und jetzt zum Hergang: Bei sehr vielen anderen Menschen würde ich dasselbe denken wie Seidel. Und auch das, was hier auf dem Tisch liegt, lässt einen schnellen Schluss zu. Aber – und das stellt alles auf den Kopf – es geht um Borowski. Und da, Miss Marple, gelten andere Gesetze der Logik.«
»So weit kann ich dir folgen. Dass Herrmanns und Borowski auf einem völlig anderen Planeten wohnen als wir, war mir schon lange klar.«
Elli und Berti starrten jetzt Winnie an, der tief Luft holte und dann sagte: »Also: Borowski sagt, er habe zuerst die Verwüstung im Musikzimmer gesehen und den Flachmann gefunden, und dann erst Van der Baacks Leiche im Pool, weil er in Panik aus der Villa gerannt ist. Dagegen allerdings sprechen die Blut- und Erdspuren am Flachmann. Ich wage folgende Theorie: Der alte Schlawiner hat sich mal wieder was zurechtgebogen. Er hat Van der Baack zuerst gefunden und danach den Flachmann. Hat dann Van der Baack aus dem Pool geholt und auf den Sessel im Salon geschleppt. Weil … ach, egal warum. Vielleicht hat er gedacht, er wäre noch nicht tot. Gut … Dann hat er festgestellt, dass Van der Baack ein Loch im Kopf hat und definitiv tot ist. Borowski, mit all seinen spinnerten Verschwörungstheorien, gerät in Panik.«
Winnie guckte in die Runde.
»Ja, und weiter?«, fragte Elli.
»Borowski in Panik? Da sag ich nur, Cognac!«
»Genau, Maggie. Borowski befindet sich mit der Leiche von Van der Baack im Rauchsalon. Der Flachmann gibt nicht genug her, und vielleicht ist die Bar im Salon abgeschlossen, oder es gibt gar keine – wir werden das feststellen, auf jeden Fall geht er auf der Suche nach Alkohol nach oben. Und sucht auch im Musikzimmer. Er ist total aufgeregt und passt nicht auf. Er steigt auf den Stuhl, von dem du gesagt hast, dass der kaputt auf dem Boden lag, und sucht im Regal. Der Stuhl bricht unter ihm zusammen, und Borowski reißt die Vitrine mit dem Teller um …«
»Und ab da ist ihm klar, dass er bis Oberkante Unterlippe in der Scheiße sitzt«, vollendete ich Winnies Satz.
Herzig strich sich nervös die Hosenbeine glatt. Berti friemelte eine blaurot karierte Papiertüte aus ihrer Manteltasche und hielt sie Herzig hin: »Nehmen Sie ruhig, dat hilft.«
Herzig griff in die Tüte und holte eine weiße Figur heraus.
»Brause«, sagte Berti. »Litschigeschmack. Wer noch ’n Brause-Buddha?«
»Neue Kollektion für Weihnachten?« fragte ich, froh über die plötzliche Ablenkung, und steckte einen in den Mund. »Uöööh … bisschen seifig.«
Elli griff auch zu und leckte probeweise. »Das ist ja eine Idee?! Sag mal Berti, machen die alle Formen, die du willst?«
»Ja sicher … Brauchse wat für dein Bisiness zu Weihnachten?«
Winnie rollte mit den Augen. »Ja, Elli, wie wäre es mit nackten Weihnachtsmännern?«
»Nee«, jubelte Elli, »… rote …«
Berti knuffte Elli in die Seite.
»Was meinen Sie denn?« Herzig guckte erstaunt Elli an.
»Das wollen Sie nicht wissen, Dr. Herzig. Auf jeden Fall nicht jetzt«, sagte ich zu ihm.
Herzig guckte von einem zum anderen. Er hatte bei dieser Achterbahnkonversation den Faden verloren, blieb aber tapfer und lächelte.
»Erzähl doch ma weiter, Winnie … Wir hören dir zu«, sagte Berti.
»Na dann, wenn jetzt keiner mehr was zu Weihnachten bestellen will … Okay. Borowski in Panik …«
»Genau, Winnie«, fiel Berti ihm ins Wort. »Und dann weiß der Heiopei nich mehr, wat er machen soll, verwüstet noch so’n bissken dat Musikzimmer, damit et aussieht, als wären Diebe da gewesen, und dann ruft er den Matti an. Der denkt sich einfach nur, dat der die Leiche abholt und gut is … Oh Mann, Borowski.« Berti schüttelte den Kopf.
»Ja, das passt zu ihm«, sagte Elli.
»Vielleicht«, sagte Herzig und schob den Brause-Buddha von der linken in die rechte Backe: »… vielleicht wird die Spurensicherung das sogar untermauern können. Wenn keine anderen Spuren da sind als die von Borowski, dann wären wir schon einen Schritt weiter.«
»Dann wird Seidel bestimmt glauben, dass der Borowski der Dieb und Mörder ist.«
»Könnte
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